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„Herr, ich bin nicht würdig…“

Voraussetzungen für den Empfang der Eucharistie.
Traditionelle Mundkommunion bei der Papstwahl im Vatikan
Foto: Michael Kappeler (dpa) | Ein Ordensschwester empfängt 2013 im Petersdom im Vatikan bei der Wahl-Messe "Pro Eligendo Romano Pontifice" die traditionelle Mundkommunion.

Das kirchliche Gesetzbuch betont, dass zum Empfang der Sakramente unter anderem eine „rechte Disposition“ gehört. Darunter ist eine Haltung zu verstehen, die der Würde des Sakraments entspricht. Sie umfasst sowohl die Bereitschaft zu einer bewussten Vorbereitung als auch die Einsicht in das unverdiente Heilshandeln Gottes, das im Sakrament greifbar wird. Die Erinnerung an die Notwendigkeit einer solchen Disposition möchte vor einer gedankenlosen Routine ebenso schützen wie vor einer skrupulösen Sorge gegenüber der eigenen Unwürdigkeit. Aus diesem Grund sprechen wir vor dem Empfang der Kommunion in der Eucharistiefeier jenes biblische Wort, das Demut und Vertrauen zugleich umgreift: „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“ (Lukas 7,1-10). Dahinter steht zunächst eine beinahe unfassbare Grundüberzeugung des Glaubens.

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Die Kommunion stellt den Höhepunkt der Eucharistiefeier und die höchste Form der Vereinigung mit Jesus Christus, dem Spender des Lebens, dar. Wir bekennen, dass Jesus Christus dabei nicht nur in seinem Wort, sondern in den Gestalten von Brot und Wein real gegenwärtig ist, mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele, wahrhaft und wirklich. Es ist nicht irgendein „heiliges Brot“, es ist Christus selbst: „Ich bin das Brot des Lebens“ (Johannes 6,48). Benedikt XVI. spricht in diesem Zusammenhang von der „Mystik“ des Sakraments der Eucharistie: „Die Eucharistie zieht uns in den Hingabeakt Jesu hinein. Wir empfangen nicht nur statisch den inkarnierten Logos, sondern werden in die Dynamik seiner Hingabe hineingenommen. Das Bild von der Ehe zwischen Gott und Israel wird in einer zuvor nicht auszudenkenden Weise Wirklichkeit: Aus dem Gegenüber zu Gott wird durch die Gemeinschaft mit der Hingabe Jesu Gemeinschaft mit seinem Leib und Blut, wird Vereinigung: Die ‚Mystik‘ des Sakraments, die auf dem Abstieg Gottes zu uns beruht, reicht weiter und führt höher, als jede mystische Aufstiegsbewegung des Menschen reichen könnte“ (Deus caritas est, 13).

„Worin aber liegen Kriterien einer solchen Vorbereitung,
die einen fruchtbaren Empfang der Kommunion bewirken?“

Wenn Kommunion folglich Vereinigung mit Gott ist, der den Menschen in sich aufnimmt und in die Herrlichkeit seines ewigen Lebens verwandelt, dann muss der Mensch seine Unwürdigkeit erkennen. Doch diese Erkenntnis nährt zugleich den Vorsatz, sich in rechter Weise für diese Kommunion zu disponieren, deren häufigen Empfang die Kirche nachdrücklich empfiehlt. Worin aber liegen Kriterien einer solchen Vorbereitung, die einen fruchtbaren Empfang der Kommunion bewirken?

1. Glaube an Jesu Gegenwart


Die grundlegende Voraussetzung für den Kommunionempfang ist der Glaube an die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie. Das „Amen“ (Ja, so ist es) zum Ende des eucharistischen Hochgebetes und bei der Spende der Kommunion („Der Leib Christi!“) stellt eine Zustimmung zum ganzen Glauben der Kirche dar. Nur wer sich diesem Glauben übereignet, kann letztlich Kommunion (Gemeinschaft) mit Christus haben. Denn es ist Christus selbst, der sich in der Eucharistiefeier mit Tod und Auferstehung von Neuem verschenkt und den wir in der konsekrierten (verwandelten) Hostie empfangen. Er vereint uns darin zu seiner Kirche und nährt unser Leben als Christen. Daher gehören Kirchen- und Eucharistiegemeinschaft unlösbar zusammen. Gläubige Aufmerksamkeit, wache Andacht und frohe Erwartung sind folglich zentrale Wegbegleiter zu einem würdigen Empfang der Kommunion.

2. Einhaltung der Sonntagspflicht


Gemäß frühester kirchlicher Tradition feiert die Kirche den Sonntag als Tag des Herrn. Sie erinnert die Gläubigen an die Herzensverpflichtung, in der Gemeinschaft der Kirche die Eucharistie mitzufeiern und so den Herrn in Wort und Sakrament zu empfangen. Kennzeichen für den würdigen Kommunionempfang ist daher eine regelmäßige Vorbereitung und Heiligung des Sonntags sowie der großen kirchlichen Feiertage.

3. Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen


Der Apostel Paulus lädt im Blick auf den Kommunionempfang zu einer Gewissenserforschung ein: „Wer unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt“ (1 Korinther 11,27-29). Im Hören auf das apostolische Wort hat sich die Einsicht einer inneren Verbindung der Eucharistie mit dem Sakrament der Versöhnung entwickelt.

Ausdruck einer rechten Disposition ist die Bereitschaft, im Fall einer schwerwiegenden Sünde vor dem Kommunionempfang zu beichten. Dies sind solche Sünden, die „die Liebe im Herzen des Menschen durch einen schweren Verstoß gegen das Gesetz Gottes“ zerstören, wie es im Katechismus heißt. Sie richten sich gegen Gott und sein Leben, an dem der Gläubige mit der Taufe Anteil erhalten hat. Gregor der Große zählt neben dem Lossagen von Glaube und Kirche sowie den Vergehen gegen das Leben und die Würde des Menschen auch jene Sünden dazu, die die Kraft besitzen, weitere Sünden zu erzeugen, wie beispielsweise Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit. So bedarf es der Versöhnung durch Gott im Sakrament der Beichte. Gott heilt durch den Dienst des Priesters die Wunden und ruft den Menschen als sein geliebtes Kind zurück in seine Gemeinschaft (Lukas 15,11-32). Er macht ihn wieder fähig, Tischgemeinschaft mit ihm zu leben.

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4. Persönliche Lebenssituation prüfen


Der Kirche ist es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, Gläubigen, die sich in schwierigen Lebens- und Glaubenssituationen befinden, mit der Liebe und Wahrheit Jesu Christi zu begegnen. In solchen Momenten empfiehlt sich ein Gespräch mit einem Priester oder einer geistlichen Person, in dem Vieles in Ruhe erwogen und möglicherweise geklärt werden kann. Denn das Heil des Menschen ist das „oberste Gesetz der Kirche“.

5. Um Verzeihung für lässliche Sünden bitten


Aber auch vermeintlich weniger schwerwiegende Sünden können davon abhalten, die Kommunion zu empfangen. Zu denken ist hier an die Alltäglichkeiten von Streit, Lüge, Lieblosigkeiten, Beschimpfungen, mangelnde Nächstenliebe. Sie bringen die Gläubigen im Bußakt der Eucharistiefeier vor Gott und bitten dafür um Vergebung. Doch auch diese sogenannten lässlichen Sünden gilt es, von Zeit zu Zeit in der Beichte als „Schule der göttlichen Barmherzigkeit“ (Tomás Morales) Gott anzuvertrauen und für sie um Vergebung zu bitten.

6. Verzicht auf Essen vor dem Empfang


Früheren Generationen war es – und vielen jungen Christen von heute ist es wieder – selbstverständlich, die Kommunion in einer angemessenen Nüchternheit zu empfangen. Damit macht der Empfänger der Kommunion auch in leiblicher Hinsicht die Kostbarkeit des Leibes Christi deutlich. Die geltende Regelung der eucharistischen Nüchternheit besteht im Aufruf, eine Stunde vor dem Empfang des Herrenleibes auf Nahrung und Getränke zu verzichten. Ältere und kranke Menschen sind von der Beachtung dieser Norm befreit.

7. Segen ohne Kommunionteilnahme


Im Blick auf die Gläubigen, die aufgrund ihrer persönlichen Situation die Kommunion nicht empfangen können, hat sich in der Kirche eine inzwischen verbreitete Tradition entwickelt. Sie sind eingeladen, während der Kommunionausteilung einen Segen zu empfangen.

Dafür tritt man mit verschränkten Armen auf der Brust vor den Priester und bittet so um einen Segen. Ebenso gilt ihnen wie allen Gläubigen die Einladung zur eucharistischen Anbetung, in der sie auf Jesus Christus blicken, der sich mit seinem Leib in der Monstranz dem Anschauen seiner Jünger „aussetzt“. Wir beten Christus an, wir loben ihn und danken ihm für alles, was er uns täglich gibt. Wir bezeugen darin seine Nähe und Liebe und vermögen in der Intimität dieser Begegnung wichtige Fragen unseres Lebens, aber auch die der Kirche und der Welt,  mit ihm vertrauensvoll zu besprechen und so die Sehnsucht nach der Einigung mit ihm zu bestärken: „Es ist schön, bei ihm zu verweilen und wie der Lieblingsjünger, der sich an seine Brust lehnte, von der unendlichen Liebe seines Herzens berührt zu werden“ (Johannes Paul II.).

Zu den bewegenden Gebeten des eucharistischen Glaubens der Kirche gehört der Hymnus „Adoro te devote“ des Thomas von Aquin, der ihn noch auf dem Sterbebett gebetet haben soll. Vornehmlich in der eucharistischen Anbetung verhilft der Hymnus zum Gebet. Aber auch für den Kommunionempfang vermag er Herz und Sinn recht zu formen, weil er im Licht des eucharistischen Glaubens zugleich Demut und Vertrauen lehrt. In der Übersetzung von Schwester Petronia Steiner OP (1908-1995) aus dem Jahre 1951 ist er so etwas wie ein Garant, sich dem nahenden Herrn in rechter Weise zuzuwenden: „Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin, weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin. Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir, doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir. Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an; er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.“ – Gotteslob, Nr. 397.

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