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Bischöfe trauern um Papst Franziskus

Die Bischöfe und Deutschland und Österreich sind sich einig: Mit Franziskus verliert die Kirche einen „großen Papst“ und einen „Anwalt der Schwachen“, der die Kirche in eine neue Zeit geführt habe.
Papst Franziskus verstorben
Foto: IMAGO/Massimo Valicchia (www.imago-images.de) | Der Passauer Bischof Stefan Oster sprach in einem Nachruf von einem Papst, „der die Kirche in eine neue Zeit geführt hat – und Veränderungen angestoßen hat, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind".

Zahlreiche deutsche und österreichische Bischöfe haben mit Trauer auf den Tod von Papst Franziskus reagiert und gleichzeitig dessen Wirken als Pontifex in den letzten zwölf Jahren gewürdigt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, erklärte in einer ersten Stellungnahme, mit dem Tod von Papst Franziskus verliere die Kirche „einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags. In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.“ Papst Franziskus habe als Brückenbauer Menschen zusammengeführt, einen lebendigen Glauben vorgelebt und „ein neues Bewusstsein für Barmherzigkeit – auch in der Kirche – vermittelt“, betonte der DBK-Vorsitzende. 

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Papst Franziskus habe in der Kirche starke Akzente gesetzt und neue Wege des Miteinanders eröffnet, so Bätzing. „Seine Enzykliken und Apostolischen Briefe, gerade zuletzt nach den mutigen und wegweisenden Bischofssynoden in Rom zu Fragen der Familie, der Jugend und dem Amazonasgebiet, werden uns weiter Auftrag und Verpflichtung sein.“ Der Limburger Bischof bekräftigte auch den synodalen Ansatz des Papstes: Der von Franziskus angestoßene Weg einer synodalen Kirche „ist und bleibt mit den beiden Generalversammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 unumkehrbar“.

Marx: ein wegweisender Papst

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erklärte indes, der Tod des Papstes erfülle „mich und viele Menschen weltweit mit großer Trauer“. Franziskus sei „ein unermüdlicher Anwalt der Schwachen und der an den Rand Gedrängten“ gewesen. „Sein ständiges waches Mahnen zu sozialer Gerechtigkeit und für die Bewahrung der Schöpfung als unserem ‚gemeinsamen Haus' wird uns ebenso fehlen, wie seine Impulse zu einem synodalen Miteinander in der Kirche und dazu, das Evangelium allen Menschen zu verkünden“, betonte der Kölner Erzbischof.

Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx trauert um Franziskus: Der verstorbene Pontifex sei „ein wegweisender Papst, ein mutiger Denker und ein überzeugender Botschafter der Barmherzigkeit Gottes“ gewesen. „In den Jahren seines Pontifikats hat Papst Franziskus sehr wichtige Impulse für einen lebendigen Glauben in unserer Zeit und ebenso zur Erneuerung der Kirche gegeben“, so Marx. Mahnend und ermutigend zugleich habe er Stellung genommen zu zentralen Fragen von Theologie, Kirche und Gesellschaft. Gemäß dem Vorbild des heiligen Franziskus, dessen Namen er sich gegeben hatte, habe er immer die Sorge um die Armen und Schwachen, die Menschen an den Rändern der Gesellschaft, in den Mittelpunkt gestellt.

Persönlich trauere er um einen Papst, „den ich über die gemeinsamen Jahre in großer Nähe erleben durfte“. Er habe Franziskus im Kardinalsrat gerne in Fragen der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche gemeinsam mit anderen beraten. „Wir haben in vertrauensvoller Weise eng zusammenarbeiten können. Wir konnten immer in großer Offenheit miteinander sprechen. Seine Ideen, seine klare Sicht der Dinge und seine herzliche Offenheit werden nicht nur mir fehlen“, so der Erzbischof von München und Freising. „So wie viele Menschen, die ihm begegnet sind, war auch ich immer wieder neu davon berührt, dass er ganz da war, ganz im Augenblick der Begegnung sein konnte, zugewandt, aufmerksam, wertschätzend.“

Oster: „War Franziskus ein Reformer? Ohne Frage“

Der Passauer Bischof Stefan Oster sprach in einem Nachruf von einem Papst, „der die Kirche in eine neue Zeit geführt hat – und Veränderungen angestoßen hat, deren Auswirkungen noch nicht absehbar sind. Ein Papst, der einen neuen Stil des Papstamtes geprägt hat“. Klerikalismus in der Form einer spirituell angestrichenen Weltlichkeit unter priesterlichen Mitbrüdern sei Franziskus ein Gräuel gewesen – „und nach seiner Einschätzung eine der Hauptursachen für manch korrupten Zustand unserer Kirche“. Oster wies darauf hin, er habe Franziskus einige Male persönlich begegnen dürfen und sei dabei immer neu beeindruckt gewesen von „seiner sich zurücknehmenden Präsenz, seiner Brüderlichkeit, seinem Humor“.

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„War Franziskus ein Reformer? Ohne Frage“, so Oster weiter. „War er ein Konservativer? Was immer das in diesem Kontext meint!“ Der Papst sei „Prinzip der Einheit, der Einheit im Glauben des Gottesvolkes“. In diesem Sinn sei es ihm Aufgabe gewesen, den Glauben der Kirche auch zu wahren – und ihn in neuer Zeit und in neuer Sprache zu sagen und zu leben. „Das hat er in meiner Einschätzung getan. Dass er dabei bisweilen irritiert hat, dass er bisweilen gerade in Interviews Dinge offen gelassen hat, manchmal die von streng systematisch denkenden Theologen gewünschte Präzision hat vermissen lassen, liegt wohl daran, dass er Prozesse anstoßen und auf den Weg bringen und sehen wollte, wohin der Geist die Kirche führt“, so die Einschätzung des Passauer Bischofs.

Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier erinnerte an Franziskus‘ Bemühungen für mehr Synodalität: „Die zwölf Jahre seiner Amtszeit durchzog der Dreischritt, den Papst Franziskus bei seiner ersten Predigt nach seiner Wahl entfaltete: gehen, aufbauen und bekennen.“ Franziskus sei mutig vorangegangen und habe wichtige Impulse gesetzt, darunter seine Initiative für eine synodale Kirche.

Die Kirche von aller Selbstbezüglichkeit befreien

Besonders die Sorge des Papstes für die Armen und die Menschen am Rande gehörten zu seinem Testament, betonte Meier. Die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für globale Gerechtigkeit seien dem Jesuiten-Papst ein Herzensanliegen gewesen. „Bei allen Aktivitäten ging es Papst Franziskus darum, als Nachfolger Petri den Glauben unversehrt zu bewahren und zu bekennen. Sein ganzes Wirken war ein Bekenntnis zum Namen Jesu.“ Davon zeuge die letzte Enzyklika „Dilexit nos“, die der Herz-Jesu-Frömmigkeit gewidmet ist und zeige: „Papst Franziskus war ein echter Jesus-Freund“, so der Augsburger Bischof. Aus mehreren persönlichen Begegnungen werde ihm in Erinnerung bleiben, „wie menschlich nah und brüderlich auf Augenhöhe mich Papst Franziskus jeweils empfangen hat“.

Mit „tiefer Trauer" reagierte auch der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer auf den Tod von Papst Franziskus. „Ich habe mich dem Heiligen Vater immer sehr verbunden gefühlt. Er war ein tiefgläubiger Mensch, der nicht nur mir, sondern Millionen von Menschen weltweit ein großes Vorbild gewesen ist", erklärte Wilmer. Es sei „die unbändige Freude am Evangelium", die dem Papst so wichtig gewesen sei und Gläubige jeden Alters weltweit inspiriert und elektrisiert habe.

Auch der Würzburger Bischof Franz Jung trauert um Franziskus: „Als erster Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri hat er wie kaum ein anderer Papst der jüngeren Zeit mit seiner unkonventionellen Art der Kirche viele Anstöße zur Weiterentwicklung und geistlichen Erneuerung gegeben“, betonte er. Ganz im Sinne seines großen Namenspatrons habe Franziskus die Kirche von aller Selbstbezüglichkeit befreien wollen. Seine Neuerungen seien „nicht doktrinärer Art“ gewesen, „zumal er sich selbst eher als Seelsorger verstand und nicht als theologischer Lehrer“. Seinem Nachfolger habe Franziskus damit ein weites Betätigungsfeld überlassen, so Bischof Jung.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch wies insbesondere auf die zwei päpstlichen Enzykliken „Evangelii gaudium“ und „Amoris laetitia“ hin. Franziskus habe von der Freude nicht nur geschrieben: „Vor allem auch war er im persönlichen Umgang ein von der Frohen Botschaft wahrhaft durchdrungener Mensch, als Priester und als Bischof.“ Von den vielen Themen, die der Papst in seinem Pontifikat angesprochen und vorangebracht habe, habe ihn „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ am meisten bewegt.

Bentz: Franziskus hat „Aufbruch und Erneuerung" gebracht

Das nachsynodale Schreiben „Amoris Laetitia“ sei „viel mehr als eine Sammlung von Anordnungen und Aussagen, es ist uns Sendung und bleibende Verpflichtung, den Menschen in Gemeinschaft und Verantwortung, in Ehe und Familie dabei zu helfen, ihr Leben aus dem Geist Christi zu gestalten“, so Erzbischof Koch. Papst Franziskus habe der Kirche und der Welt eine Botschaft gegeben, „die das Besondere, Schöne und Frohmachende in Ehe und Familie bezeugt“.

Auch der Paderborner Erzbischof Udo Bentz würdigte den verstorbenen Papst: „Die Nachricht vom Tod des Heiligen Vaters, heute am Ostermontag, geht von Rom aus um die ganze Welt: Am gestrigen Ostersonntag hat sich der Papst mit letzter Kraft der Welt gezeigt und den österlichen Segen ,Urbi et Orbi“ gespendet, nicht nur für die Christen sondern für die ganze Welt.“ Dieses Bild bleibe und fasse zusammen, wofür der Papst gelebt habe: „die Barmherzigkeit Gottes der ganzen Menschheitsfamilie und der Schöpfung zuzusprechen und in Sorge um das ,gemeinsame Haus der Schöpfung‘ unermüdlich zu wirken“. Papst Franziskus habe viel frischen Geist und damit Aufbruch und Erneuerung in die Katholische Kirche und in die Welt hineingetragen, so der Paderborner Erzbischof. „Sein authentisches Glaubenszeugnis war für mich in meinem priesterlichen und bischöflichen Selbstverständnis eine große Inspiration.“

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, der Tod des Papstes sei ein „einschneidender und trauriger Moment“ für ihn. Zugleich sei er dankbar für „diesen Papst“. Mit seinem Pontifikat habe eine „ganz neue Akzentsetzung“ in der Kirche begonnen. Insbesondere sein Stil sei dabei neu gewesen: „Vom Ende der Welt erlebte er sich vom Konklave als Bischof von Rom geholt. Und aus dieser Perspektive nahm er sowohl Themen als auch Regionen in den Blick, die zuvor nicht zentral im Blickfeld lagen.“

Kohlgraf würdigt Bescheidenheit des Papstes

Kohlgraf würdigte auch den Umgangston und die Bescheidenheit des Papstes: „In Einfachheit und Humor begegnete er unkompliziert seinen Mitmenschen. Er lebte schlicht in einer Zwei-Zimmer-Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.“ Mit Sätzen wie „Wer bin ich ihn zu verurteilen?“ habe Franziskus zudem „eine offene Debattenkultur innerhalb der Kirche“ initiiert. „Dass ihm die Suche nach einer angemessenen Rolle der Frauen innerhalb der Kirche ein Herzensanliegen war, zeigt sich etwa in der Vergabe von Verantwortung an Frauen wie Schwester Raffaella Petrini, die Papst Franziskus 2025 an die Spitze des Vatikanstaats stellte als auch in der Initiierung einer theologischen Kommission zum Frauendiakonat.“

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr betonte, mit Papst Franziskus verliere die katholische Kirche einen „großen Papst, der einen historischen Einschnitt markiert“, da zum ersten Mal ein Papst gewählt worden sei, der nicht aus Europa stammt. Franziskus sei „klug und behutsam“ in seinem stetigen Bemühen gewesen, „die Leitung der Weltkirche entsprechend den Anforderungen der Zeit weiterzuentwickeln“. Schon als Erzbischof von Buenos Aires habe er eine große Nähe zu den Menschen gepflegt. „Dies hat er als Papst weitergeführt und uns viele wichtige Impulse hinterlassen in einer Sprache, die jeder versteht“, so Neymeyr. „Ich bin ihm besonders dankbar für seinen Hinweis darauf, dass die Sakramente nicht Belohnung für die Gerechten sind, sondern Heilmittel für die Sünder.“

Auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigte sich in tiefer Trauer über den Tod von Papst Franziskus: „Bei vielen Menschen hat er aufgrund seines Auftretens große Hoffnungen geweckt: Mit seinem hingebungsvollen Einsatz für die Würde aller Menschen und für den Frieden. Er wurde zu einem Wächter der universalen Menschenrechte, des Friedens und der menschlichen Freiheit.“

Requiem im Wiener Stephansdom

Tiefe Trauer herrscht auch bei Österreichs Bischöfen vor: Im Wiener Stephansdom wird am heutigen Ostermontag um 18 Uhr ein Requiem für den verstorbenen Papst gefeiert, dem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird. Tief betroffen vom Tod des Papstes hat der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, dessen Verdienste gewürdigt: „Papst Franziskus zeigte uns die Kirche, die sich den Armen zuwendet, den Benachteiligten, den Unterdrückten; die all jenen nachgeht, die ihr fern sind. Er war eine Stimme für den Frieden in einer Welt des Krieges, er weinte öffentlich um das Leid der Unschuldigen.“

Franziskus habe überrascht, mit seinem Auftreten bei seiner Wahl, aber auch mit seinen Impulsen und mit der Synodalität. Zuletzt konnte die ganze Welt erleben, wie der Papst die Welt mit letzter Kraft segnete, so Erzbischof Lackner: „Dies war Ausdruck dessen, was diesem Papst so wichtig war: Sich allen Menschen zuzuwenden und dabei nicht die eigene Schwäche zu überspielen oder zu verleugnen.“

Der Linzer Bischof Manfred Scheuer zeigte sich am Ostermontag dankbar dafür, dass Papst Franziskus „die Kirche in die Spur des Evangeliums gebracht“ sowie „Selbstbezogenheit und Narzissmus in der Kirche aufgebrochen“ habe. Der Papst habe dazu ermutigt, an die Grenzen zu gehen, „an die Grenzen des Denkens, aber auch der Existenz“, so Scheuer. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sagte Franziskus sei „in seiner geistvollen und menschlichen Art ein Geschenk für die ganze Welt“ gewesen und „die Stimme derer, die an den Rand gedrängt sind“. Franziskus habe die katholische Kirche zu einem internen und äußeren Kulturwandel verpflichtet, „weg von der Belehrung hin zu einer mitsorgenden und mitleidenden Kirche, weg von moralischer Überlegenheit hin zu einer Suche nach einem guten und würdigen Leben für alle“.

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics meine, als „Pilger der Hoffnung“ sei Franziskus nun am Ziel seiner Pilgerschaft angekommen. Franziskus sei ein Papst gewesen, der die Menschen wirklich geliebt habe. Er werde darum vielen fehlen.  DT/mlu/sba

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