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Attentat in Halle: Bischöfe erklären sich solidarisch

Die deutschen Bischöfe reagieren mit Unverständnis, Solidarität und Anteilnahme auf da Attentat in Halle. Sie rufen aber auch zum verstärkten Schutz jüdischen Lebens in Deutschland auf.
Trauer nach Attentat auf Synagoge in Halle
Foto: Soeren Stache (dpa) | "Antisemitische Hetze, Anfeindungen und Gewalt dürfen in unserem Land keinen Raum haben", so der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Im Bild: Trauernde legen an der Mauer der Synagoge Blumen nieder und zünden Kerzen an.

Nach dem Attentat auf die Synagoge in Halle am jüdischen Feiertag Jom Kippur haben mehrere katholische deutsche Bischöfe ihre Anteilnahme und Solidarität mit der jüdischen Gemeinde ausgedrückt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, erklärte, er sei „entsetzt und erschüttert über den feigen Anschlag“. Das Mitgefühl gelte den Todesopfern, ihren Angehörigen und den Verletzten. „Wir stehen solidarisch an der Seite der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger“, so der Kardinal. Antisemitismus dürfe keinen Platz in der Gesellschaft haben. Den Juden in Deutschland erklärte er sich „eng im Gebet verbunden“.

Täter gesteht Attentat und rechtsextremes Motiv

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber drückte in einem Schreiben an die jüdischen Gemeinden in Fulda, Hanau, Kassel und Marburg sein Mitgefühl aus. „Voll Trauer und Entsetzen haben die Christen im Bistum Fulda die Nachricht von der Bluttat in Halle vernommen“, so Gerber. Die Tat werfe viele Fragen auf, wie es um den Schutz des jüdischen Lebens in Deutschland bestellt sei.

Vor der Synagoge von Halle hatte es am Mittwoch einen Anschlag gegeben, bei dem zwei Menschen getötet wurden. Der Täter hatte vergeblich versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen, in dem sich bis zu 80 Menschen aufhielten. Der 27 Jahre alte Stephan E. hat die Tat bereits gestanden, wie auch sein rechtsextremes Motiv. Derzeit sitzt er in Untersuchungshaft. Der Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof hatte am Donnerstagabend Haftbefehl gegen E. Erlassen.

"Solche Machenschaften dürfen in
unserer Gesellschaft keinen Platz haben"
Stephan Ackermann, Bischof von Trier

Auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann bekundete in einem Brief seine Solidarität und Anteilnahme. Die menschenverachtende Attacke sei ein Angriff auf die ganze jüdische Gemeinde in Deutschland. Als Bürger und Bischof werde er jetzt und in Zukunft antisemitischen und menschenfeindlichen Äußerungen und Aktionen entgegentreten. „Solche Machenschaften dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben“, so Ackermann.

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Ähnlich äußerte sich auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Es mache fassungslos, dass Juden in Deutschland einer solchen Gewalttat ausgesetzt seien. „Antisemitische Hetze, Anfeindungen und Gewalt dürfen in unserem Land keinen Raum haben.“ Der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich in einem persönlichen Brief an den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erschüttert angesichts der Gewalttat. Der Anschlag in Halle macht mich sehr betroffen und zeigt, wie schnell die Saat der Gewalt aufgeht“, heißt es in dem Schreiben.

Antisemitismus-Beauftragter: Härtere Strafen für Hassverbrechen

Zuvor hatten bereits zahlreiche Politiker und Vertreter beider großen Kirchen ihre Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, forderte als Konsequenz härtere Strafen für Hassverbrechen. Im ZDF-Morgenmagazin sprach er sich für eine Ergänzung des Paragrafen 46 im Strafgesetzbuch aus. Demnach können vor Gericht „rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenverachtende“ Beweggründe berücksichtigt werden. Das Wort „antisemitisch“ fehle hier. Zudem müsse stärker gegen Hass im Internet vorgegangen werden, forderte der CDU-Politiker.

DT/mlu

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