Felix Klein: Moderate Muslime in Kampf gegen Antisemitismus einbinden

Allzu oft werde muslimischer Antisemitismus von Nichtmuslimen instrumentalisiert, meint der neue Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. Eine Hierarchisierung der Täter wolle er nicht vornehmen.
Antisemitismus
Foto: Daniel Reinhardt (dpa) | ARCHIV - 09.06.2013, Berlin: Ein Hakenkreuz und ein durchgestrichener Davidstern sind an einer Gedenkstätte am Nordbahnhof in Berlin zu sehen.

Der neue Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, will moderate muslimische Kräfte in Deutschland in den Kampf gegen muslimischen Antisemitismus und islamischen Extremismus einbeziehen. Nur dann könne dieser auch auch gewonnen werden, meint Klein im Gespräch mit der „Tagespost“. Dabei wolle er keinem Muslim unterstellen, ein Antisemit zu sein. Klein betont, dass muslimischer Antisemitismus allzu häufig von Nichtmuslimen instrumentalisiert werde. „Das ist wenig förderlich und führt eher zu einer verständlichen Abwehrhaltung derer, die wir als Mitstreiter gewinnen wollen.“

Die Diskrepanz in der Wahrnehmung jüdischer Bürger, die muslimischen Antisemitismus als große Bedrohung ansehen, und der Kriminalstatistik, die 95 Prozent der antisemitisch motivierten Straftaten als „rechtsmotiviert“ ausweist, erklärt Klein wie folgt: „Viele Vorfälle, denen muslimischer Antisemitismus zugrunde liegt, werden oftmals nicht zur Anzeige gebracht.“ Hinzu komme, dass Taten häufig als „rechtsmotiviert“ eingestuft würden, wenn der Täter nicht ermittelt werden konnte. Klein weist jedoch darauf hin, dass er keine Hierarchisierung der Tätergruppen vornehmen wolle. „Jede Form ist inakzeptabel. Auch wenn der muslimische oder linksmotivierte Antisemitismus in der Kriminalstatistik zahlenmäßig niedriger ist, sind diese Formen nicht weniger gefährlich“, so der Jurist und Diplomat.

Für sein Amt hat sich Klein vorgenommen, ein bundeseinheitliches, von der Zivilgesellschaft getragenes Erfassungssystem einzurichten, das einen Überblick über die Formen und Arten von Antisemitismus in Deutschland geben soll. Auf dieser Grundlage könne man dann eine Strategie entwickeln, wie Antisemitismus in den einzelnen Regionen konsequent bekämpft werden könne.

Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 07. Juni.
DT

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