Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Synodalität stärken

„Wir müssen uns Zeit nehmen für den Synodalen Rat“

Die vierte Versammlung des Synodalen Weges verabschiedet die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses zu dessen Verstetigung, bei dem alles noch offen sein soll.
Versammlung des Synodalen Weges verabschiedet die Einrichtung eines Synodalen Ausschusses
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L)

Kam es am Freitagabend bei der Debatte über den Grundtext zu „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ zu einem Kompromiss, dass der Grundtext nur noch als „Anfrage an die höchste Autorität in der Kirche (Papst und Konzil)“, ob die Lehre von Johannes Paul II. in "Ordinatio sacerdotalis" (1994) geprüft werden müsse, und nicht mehr als ein offenes Eintreten für die (Priester-)Weihe der Frau verstanden werden sollte, so wurde aus dem Handlungstext über einen „Synodalen Rat für die katholische Kirche“ lediglich ein Handlungstext über einen „Synodalen Ausschuss“ mit der Aufgabe, den Synodalen Rat vorzubereiten. 

Papst hat keine umfassende Theologie der Synodalität vorgelegt

Dem Widerstand derjenigen Bischöfe, die gegen den Handlungstext votieren könnten – ihre Zweidrittelmehrheit wurde für die Verabschiedung des Textes benötigt – sollte durch den immer wieder geäußerten Rekurs auf Papst Franziskus entgegengewirkt werden – auch wenn in seiner Wortmeldung Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg feststellte, dass Papst Franziskus noch keine umfassende Theologie der Synodalität vorgelegt habe, aber aus den von ihm gesetzten „Wegmarken“ deutlich werde, dass das in der Synodalversammlung vorherrschende Verständnis von Synodalität nicht unbedingt mit dem von Papst Franziskus wirklich übereinstimme.  

Lesen Sie auch:

In diesem Zusammenhang wies Bischof Gregor Maria Hanke von Eichstätt auf das „beachtenswerte Papier zur Synodalität“, das die internationale Theologen-Kommission veröffentlicht habe. Dennoch: „Wir wissen noch nicht genau, was Synodalität ist und wie Synodalität wirklich geht. Somit würden wir heute abstimmen über Form vor Inhalt.“ Bischof Wolfgang Ipolt von Görlitz pflichtete ihm bei: „das Dokument der Theologenkommission – das müssen wir alle studieren“. Wichtig sei „vor allem, dass wir die geistliche Seite der Synodalität entdecken und vertiefen.“

Am Ende wird das Ziel erreicht

Trotz dieser und weiterer im Laufe der Diskussion geäußerten Bedenken – etwa, dass sich die Bischöfe durch einen solchen Synodalen Rat selbst entmachten würden – wurde am Ende das Ziel erreicht: 43 Bischöfe (87,76 Prozent) stimmten dafür, sechs dagegen, weitere zehn Bischöfe enthielten sich. Bei der Gesamtheit der Synodalen war die Mehrheit ohnehin satt: 167 Synodale (92,78 Prozent) stimmten für das Papier, 13 dagegen; 15 Mitglieder enthielten sich.

Zuvor hatten mehrere Mitglieder des Präsidiums des Synodalen Weges darauf gedrängt, über den Handlungstext doch noch heute abschließend zu beraten. Nicht nur die Tagesordnung wurde geändert, damit dieser Punkt an die erste Stelle kam. Auch jeder Antrag, andere Themen zunächst zu behandeln, wurden abgelehnt. Darüber hinaus sprachen sich für eine abschließende Behandlung sowohl Thomas Söding, Vizepräsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, als auch die beiden Ko-Vorsitzenden des Synodalen Wegs Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing ausdrücklich dafür. Bischof Bätzing sagte dazu beschwichtigend: „Wir treffen heute keine Festlegung“. Der Handlungstext sei sehr verändert worden. Es gehe nur um „das Signal, dass wir auf diesen Weg gehen“.

Bei der Vorstellung des Handlungstextes wies Charlotte Kreuter-Kirchhoff von der Antragskommission ebenfalls darauf hin, dass die Beschlüsse eines solchen Synodalen Rates nicht rechtsverbindlich seien. Der Berliner Generalvikar P. Manfred Kollig fasste es zusammen: „Wir müssen uns Zeit nehmen für den Synodalen Rat. Deshalb beschließen wir heute einen Synodalen Ausschuss.“ 

"Wir haben eine Krise des episkopalen Amtes"

Synodaler Bernhard Emunds, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, plädierte ebenfalls für einen Synodalen Ausschuss: „Wir haben eine Krise des episkopalen Amtes, und der Ausweg aus dieser Krise kann nur sein eine Ergänzung durch ein solches synodales Element.“

Im Verlauf der Debatte erhob Bischof Helmut Dieser von Aachen schwere Vorwürfe gegen „die Konservativen“ in der Synodalversammlung: „Ich habe mich immer für einen eher konservativ denkenden Menschen gehalten. Und wir brauchen die konservative Seite des Ganzen dringend. Wir brauchen die, die das hervorheben und zum Leuchten bringen, was bisher gut, was gegolten hat. Aber ich wage es zu behaupten: Die konservative Seite in unserer Versammlung macht ihre Sache nicht gut genug. Ich erlebe sehr oft von konservativer Seite erstens Polemik, zweitens selbstreferentielle Klagen, drittens Argumente, die auf Verzögerung setzen und viertens Argumente, die auf Verlagerung irgendwo anders hin in die Ferne setzen. Das genügt nicht. Wir brauchen dialogfähige, anschlussfähige, gute Argumente.“

Westerhorstmann weist Vorwürfe gegen Konservative zurück

Auf Anfrage der „Tagespost“ wies Katharina Westerhorstmann, Professorin für Moraltheologie an der Franziskaneruniversität Steubenville, die Vorwürfe des Aachener Bischofs zurück. Ohne diesen beim Namen zu nennen, erklärte sie: „Der Vorwurf, dass diejenigen, die gegen einige Texte gestimmt haben, keine Argumente vorgebracht hätten, auch im Vorfeld nicht, den muss ich zurückweisen, ich halte ihn für inakzeptabel. Da es Alternativtexte gab – auch solche, die nicht so genannt wurden, wie zum Beispiel in unserer synodalen Gruppierung und auch eigene Veröffentlichungen, die einen anderen Weg vorschlagen – daher ist ein solcher Kommentar weder hilfreich noch zielführend und vertieft Gräben. Deswegen halte ich ihn für falsch“.

Am Ende der Abstimmung zeigte sich die Wiener Theologin Marianne Schlosser gegenüber dieser Zeitung bestürzt über das Procedere in der Synodalversammlung am Samstag. Die Art und Weise, in der der Antrag auf geheime Abstimmung in der Frage des Handlungstextes über den geplanten Synodalen Rat für die Kirche behandelt worden sei, habe sie empört. Sie sei „sehr betroffen“, sagte die Ratzinger-Preisträgerin, die unmittelbar nach der Abstimmung abreiste.

Lesen Sie ausführliche Hintergründe, Berichte und Analysen zur vierten Synodalversammlung in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

Themen & Autoren
José García Georg Bätzing Gregor Maria Hanke Helmut Dieser Johannes Paul II. Katholikinnen und Katholiken Papst Franziskus Päpste Rudolf Voderholzer Synoden

Weitere Artikel

Kirche