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Unerwartete Wendung

Wo ist dir etwas gegen alle Erwartung geschenkt worden oder gelungen?
Paula
Foto: elijah | Paula

Der Verein ELIJAH unterstützt seit 2012 Roma-Familien im rumänischen Siebenbürgen. Gegründet von Ruth Zenkert und Pater Georg Sporschill SJ, setzt er sich für die Ärmsten ein und kämpft gegen soziale Ungerechtigkeit. Oft erscheinen Chancen gegen alle Erwartungen, gerade dort, wo Menschen schon die Hoffnung verloren haben – so wie Paula, die plötzlich eine neue Familie und Schutz geschenkt bekam. Dieser Bibelimpuls erscheint im Rahmen einer Medienkooperation zwischen der Hilfsorganisation ELIJAH und der Tagespost.


Sara lachte daher still in sich hinein und dachte: Ich bin doch schon alt und verbraucht
und soll noch Liebeslust erfahren? Auch ist mein Herr doch schon ein alter Mann!
Gen 18,12

Die ersten vier waren schon über den Zaun geklettert und in die Freiheit entsprungen. Jetzt wollten Paula und Florin noch warten, ob alles ruhig blieb, und dann als Letzte weglaufen. Sie waren im zweiten Stock und mussten sich an der Dachrinne abseilen. Kleider und Handtücher hatten sie aneinandergeknüpft, um so den Balkon im ersten Stock zu erreichen. Von da würde es über einen Baum zu schaffen sein. Nichts wie weg!

Viele Wochen war Paula schon in der Auffangstation des Kinderschutzes gewesen, und nichts hatte sich gerührt. Die Jugendlichen waren wie eingesperrt und keiner kümmerte sich um sie. In der ersten Zeit hatte sie noch gehofft, dass sie Besuch bekommen würde oder telefonieren dürfe. Und noch mehr, dass sie endlich Schutz fände vor ihrer Familie, die sie verheiraten wollte. Ob sie in eine Gemeinschaft kommen konnte, wo sie fröhlich und frei leben durfte? Immer wieder wurde das Mädchen von einer Psychologin verhört und getestet. Dann kam die zuständige Person für Paula, eine sogenannte „Fallmanagerin“, und verlangte eine Unterschrift. Was solle sie denn unterschreiben?, fragte Paula. Jetzt erst zeigte die Fallmanagerin ihr widerwillig das Formular: Paula solle bestätigen, dass sie einverstanden sei, in das Kinderhaus aufgenommen zu werden, das von einer mysteriösen Organisation geführt wird, oder in die eigene Familie zurückzugehen. Paula verweigerte die Unterschrift. „Seid ihr noch normal? Soll ich dorthin gehen, von wo ich weggelaufen bin? Und in das Kinderhaus bringt ihr mich nicht, dort färben sich die Kinder die Haare und machen sich Tattoos.“ Dann solle sie hier verrotten, meinte die Managerin. Wer weiß, wann sie wieder ein Angebot bekäme.

Paula rechnete nicht mehr damit, aus der Auffangstation herauszukommen, und so machte sie zusammen mit anderen allen möglichen Unsinn. Einer besorgte Drogen, sie warfen die Pillen ein, lachten stundenlang, dann rann ihnen Blut aus der Nase. Zwei Mädchen kamen in die Notaufnahme, Paula lag tagelang krank im Zimmer. Sie wurden bestraft, kein Fernsehen mehr, um sieben Uhr Bettruhe. Und so beschlossen sie, abzuhauen. Hier würden sie kein Leben und keine Freude mehr haben.

Gerade als Paula aus dem Fenster steigen wollte, kam die Managerin herein: „Wir müssen reden.“ Hatte jemand sie verpfiffen? Wie hart würde die Strafe ausfallen? Doch es kam ganz anders. Wir hatten endlich das Sorgerecht für sie bekommen; Fridolin, damals Volontär und heute ein Freund, brachte sie zu uns nach Hause.

Paula hatte keine Hoffnung mehr gehabt. Ihr Wunsch nach Liebe war erloschen, wie bei der alten, erschöpften Sara. Doch dann war ihr gegen alle Erwartung eine neue Familie geschenkt worden.

Wo ist dir etwas gegen alle Erwartung geschenkt worden oder gelungen?


BIMAILs sind Bibelworte für unsere Zeit: keine Predigten, sondern Anleitungen zum Weiterdenken. Das Team um Pater Georg Sporschill SJ greift für jede Woche im Jahr einen Satz aus der Bibel heraus. Das Wort wird erklärt und durch Erfahrung veranschaulicht, beispielweise durch Einblicke in die Sozialarbeit des Vereins ELIJAH, mit dem Ruth Zenkert und Pater Georg Sporschill SJ seit 2012 verwahrloste Roma-Kinder und ihre Familien im rumänischen Siebenbürgen unterstützen. Den Namen hat der Verein vom Propheten Elijah erhalten, er setzte sich für die Ärmsten ein und trat gegen Ungerechtigkeit auf.


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Foto: elijah
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