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Päpstliche Missionswerke feiern 100. Geburtstag

Die Päpstlichen Missionswerke feiern in Wien ihren 100. Geburtstag – Kardinal Christoph Schönborn betont, dass die Kirche seit jeher in ihrem Wesen missionarisch ist.
Missio-Nationaldirektor Karl Wallner und österreichischer Militärbischof Werner Freistetter ehrten Salesianerpater Johann Kiesling
Foto: Simon Kupferschmied | Missio-Nationaldirektor Karl Wallner (re.) und der österreichische Militärbischof Werner Freistetter (li.) ehrten den Salesianerpater Johann Kiesling (88), der seit über 40 Jahren im Kongo wirkt, mit dem ...

Hier sei ja „das Who is Who des katholischen Österreich“ versammelt, staunte Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner, als er am Dienstagmittag die Wiener Apostolische Nuntiatur betrat. Tatsächlich waren vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, über Äbte, Ordensleute und Pfarrer bis zu Vertretern von Laienbewegungen, Hilfsorganisationen und katholischen Schulen missionarisch gesinnte Katholiken aus allen Teilen und Schichten des Landes der Einladung des Nuntius, Erzbischof Pedro López Quintana, gefolgt, den hundertsten Geburtstag der Päpstlichen Missionswerke zu feiern.

Antidepressivum für die Kirche

Konsensfähig war in diesem Kreis das vom Nuntius formulierte Anliegen, „den missionarischen Geist im Volk Gottes zu stärken“. Die Gründung der Päpstlichen Missionswerke am 3. Mai 1922 durch Papst Pius XI. habe das Ziel verfolgt, den Auftrag zur Evangelisierung unabhängig von den Ambitionen der politischen Mächte voranzutreiben, sagte der Nuntius. Der Papst griff damals auf zwei Initiativen der aus Lyon stammenden Pauline Marie Jaricot zurück, die 1822 ein Werk der Glaubensverbreitung und den „Lebendigen Rosenkranz“ initiiert hatte.

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Pater Karl Wallner, der die Hochschule Heiligenkreuz ausgebaut und zu Ruhm geführt hat, bevor er 2016 die Leitung von „Missio Österreich“ übernahm, bezeichnete die Weltmission als „Therapie und Antidepressivum für die Kirche“. Die eigentliche Impulsgeberin dieses „Werkes der Glaubensverbreitung“, Pauline Marie Jaricot, die in wenigen Tagen zur Ehre der Altäre erhoben wird, sei Laiin gewesen, „aber sie liebte die Kirche, die Mission und den Papst“, so Karl Wallner. „Sie war eucharistisch, marianisch, päpstlich und missionarisch – und deshalb katholisch“. Nachsatz: „Wir Heutigen stehen auf den Schultern von Riesen – und wir machen weiter!“

Wachsende Kirche, viele Berufungen

Zum Empfang des Nuntius wie zur festlichen Dankmesse im Wiener Stephansdom war aus Ruanda der Erzbischof von Kigali, Kardinal Antoine Kambanda, angereist. Er dankte Missio Österreich dafür, in seiner Priesterausbildung selbst einst mit Hilfe österreichischer Spender finanziert worden zu sein. Und er machte deutlich, dass diese Priesterpatenschaften weiter nötig sind: „In der Mission haben wir eine wachsende Kirche, mit vielen Berufungen.“ Dafür aber brauche es die Förderung durch Missio, „um Priester senden zu können für das Wachstum des Reiches Gottes in dieser Welt“.

Nach Angaben der Päpstlichen Missionswerke hat Missio Österreich seit 1945 mehr als eine Milliarde Euro an Spenden verwaltet, damit rund 10 000 Projekte durchgeführt und aufgrund österreichischer Priesterpatenschaften genau 23 067 Männern die Priesterweihe ermöglicht. Aus diesem Kreis gingen drei Kardinäle, 139 Bischöfe, 22 Rektoren von Hochschulen oder Priesterseminaren, 17 Missio-Nationaldirektoren und 22 886 Priester auf allen Kontinenten hervor. Die geförderten Seminaristen stammten aus 81 Ländern, die meisten aus Indien, Sri Lanka, Indonesien, von den Philippinen, aus Burundi und Ruanda, Tansania, Nigeria, Ghana und Benin.

Wenn der Herr nicht wirkt, wirkt der Missionar umsonst

Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, sagte in seiner Predigt im Stephansdom, die Mission sei so alt wie das Evangelium. „Die Kirche ist in ihrem Wesen missionarisch.“ Der auferstandene Herr sei den Jüngern erschienen und habe sie gesandt. „Und das ist Mission.“ Zwar sei Mission historisch auch mit der Expansion politischer Macht verbunden gewesen, „aber das ist nicht alles“, so Schönborn. Die Einwurzelung der Kirche in eine Kultur erfolge nur, wenn Menschen gläubig werden. Das aber sei ein Geschenk der Gnade. „Wenn der Herr nicht wirkt, dann wirkt der Missionar umsonst“, sagte der Wiener Kardinal.

In diesem Sinn meinte auch Missio-Chef Karl Wallner: „Die Päpstlichen Missionswerke sind keine Erfindung, sondern ein Werk des Heiligen Geistes, zu dem er eine schwache, aber geniale Person verwendet hat.“ Wallner erinnerte daran, dass die Kirche weltweit pro Jahr um 16 Millionen Gläubige wächst. Missio wolle dabei helfen, „dass wir über den Tellerrand schauen“. Eine Einbahnstraße ist Mission aus Sicht des missionarischen Zisterzienserpaters jedenfalls nicht: „Finanziell sind wir noch die Geber, aber spirituell sind wir die Empfangsbedürftigen.“
Geehrt wurde bei dem Festakt in Wien der 88-jährige Salesianerpater Johann Kiesling, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Kongo tätig ist, wo er nicht nur Brunnen und Schulen baute, sondern Hunderten Straßenkindern ein Obdach und eine Ausbildung ermöglichte. Er erhielt am Dienstag im Stephansdom den „EMIL“ gerufenen „Austria.On.Mission-Award“. Der aus Südmähren stammende und in Wien aufgewachsene Kiesling hatte zunächst Stahlbauschlosser gelernt und als Facharbeiter geschuftet, bevor er sich „in den Dienst Jesu stellte“.

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