Als einen der „größten Theologen auf der Cathedra Petri“ hat der emeritierte Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, den heute vor drei Jahren verstorbenen Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Der deutsche Papst habe „ein immenses theologisches Werk hinterlassen von außergewöhnlicher Qualität“, betonte Müller am Dienstagabend in seiner Predigt im Rahmen einer Gedenkmesse für Benedikt XVI. am Cathedra-Altar des Petersdoms. Das Portal „Vatican News“ dokumentierte die Predigt im Wortlaut in deutscher Übersetzung. „Zu Recht erkannte man in ihm einen der ganz großen katholischen Intellektuellen unserer Epoche.“
Joseph Ratzinger habe sich stets als Mitarbeiter der Wahrheit verstanden, so Kardinal Müller. „Sowohl als Professor der Theologie wie auch als gesuchter Prediger war er immer ein Diener des Wortes. Als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre setzte er Maßstäbe höchster Sorgfalt, intellektueller Präzision und Unbestechlichkeit des römischen Lehramtes.“
Benedikts Theologie ist „Geschenk an die ganze Kirche"
Müller erinnerte in seiner auf Englisch gehaltenen Predigt daran, dass selbst der Philosoph Jürgen Habermas, den er als „bekanntesten Vertreter der eher neomarxistischen Frankfurter Schule, der die geistige Welt der Moderne ohne Gott vertritt“, bezeichnete, den Dialog mit Ratzinger gesucht habe – „damit Gläubige und Ungläubige gemeinsam die moderne Welt vor dem Kältetod des Antihumanismus und Transhumanismus bewahren könnten“, so der 78-jährige Kardinal.
Bei der Messfeier, an der mehrere Hundert Gläubige teilnahmen, konzelebrierten mehrere Dutzend Priester, unter ihnen auch Benedikts früherer Sprecher, Federico Lombardi SJ. Zur festlichen Musikbegleitung trug das auf Deutsch gesungene Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ bei. Unter den anwesenden Gläubigen fanden sich Personen, die während Benedikts Pontifikat eine Rolle gespielt hatten, beispielsweise dessen früherer Reisemarschall, Alberto Gasbarri.
Benedikts Theologie nannte Müller ein „Geschenk an die ganze Kirche, auch an die kommenden Generationen“. Jeder Einzelne habe die Freiheit, entsprechend seinen spirituellen, theologischen, philosophischen oder kulturtheoretischen Interessen daraus Altes und Neues hervorzuholen.
Müller empfiehlt Benedikts Jesus-Trilogie
Zudem betonte Kardinal Müller, dass Joseph Ratzinger immer wieder neu darauf aufmerksam gemacht habe, dass das Christentum mit all seinen großartigen kulturellen Leistungen in Soziallehre, Musik und Kunst, Literatur und Philosophie“ weder Theorie noch Weltanschauung sei, sondern die Begegnung mit einer Person. „Jesus ist die Wahrheit in seiner göttlichen Person, das Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf Seine Stimme.“
Würde ihn „ein suchender und im Glauben bedrängter Mitchrist“ fragen, so Müller, was man von Benedikt XVI./Joseph Ratzinger unbedingt lesen solle, dann würde er das dreibändige Werk über Jesus von Nazareth empfehlen. „Dass er dieses Werk unter seinem persönlichen Namen veröffentlichte, um seine theologische von seiner päpstlichen Autorität zu unterscheiden, bringt zugleich den tiefsten Sinn des päpstlichen Primates zum Ausdruck“, ergänzte der Kardinal. Denn jeder Papst habe als Nachfolger Petri seine heiligste Aufgabe darin zu sehen, „die ganze Kirche mit allen ihren Bischöfen und Gläubigen zu vereinen im Bekenntnis des Fürsten der Apostel, der zu Jesus sagte: ,Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!‘ ( Mt 16, 16)“. DT/mlu
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