Die Kirche sei „in ihrem Wesen missionarisch“. Das betonte der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Dienstagabend anlässlich des hundertsten Geburtstags der Päpstlichen Missionswerke im Wiener Stephansdom. Zwar sei Mission historisch auch mit der Expansion politischer Macht verbunden gewesen, „aber das ist nicht alles“, so Schönborn in der Dankmesse. Eine Einwurzelung der Kirche in eine Kultur erfolge nur, wenn Menschen gläubig werden. Das aber sei ein Geschenk der Gnade. „Wenn der Herr nicht wirkt, dann wirkt der Missionar umsonst“, so der Wiener Kardinal.
In diesem Sinn meinte auch der Nationaldirektor von Missio Österreich, der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Karl Wallner: „Die Päpstlichen Missionswerke sind keine Erfindung, sondern ein Werk des Heiligen Geistes, zu dem er eine schwache, aber geniale Person verwendet hat.“ Gemeint ist damit die aus Lyon stammende Pauline Marie Jaricot, die am 22. Mai seliggesprochen werden wird. Sie gründete 1822 – also vor genau zwei Jahrhunderten – ein „Werk der Glaubensverbreitung“ und den „Lebendigen Rosenkranz“, aus denen am 3. Mai 1922 die Päpstlichen Missionswerke hervorgingen.
Über den Tellerrand schauen
Pater Karl Wallner erinnerte daran, dass die Kirche weltweit pro Jahr um 16 Millionen Gläubige wächst. Seine Missio wolle dabei helfen, „dass wir über den Tellerrand schauen“. Eine Einbahnstraße ist Mission aus seiner Sicht jedenfalls nicht: „Finanziell sind wir noch die Geber, aber spirituell sind wir die Empfangsbedürftigen.“
Missio Österreich hat seit 1945 mehr als eine Milliarde Euro an Spenden verwaltet, damit rund 10.000 Projekte durchgeführt und aufgrund österreichischer Priesterpatenschaften genau 23.067 Männern die Priesterweihe ermöglicht. Aus diesem Kreis gingen drei Kardinäle, 139 Bischöfe, 22 Rektoren von Hochschulen oder Priesterseminaren, 17 Missio-Nationaldirektoren und 22.886 Priester auf allen Kontinenten hervor. Die geförderten Seminaristen stammten aus 81 Ländern, die meisten aus Indien, Sri Lanka, Indonesien, von den Philippinen, aus Burundi und Ruanda, Tansania, Nigeria, Ghana und Benin.
Verleihung des "EMIL"
Geehrt wurde beim Festakt in Wien der 88-jährige Salesianerpater Johann Kiesling, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Kongo tätig ist, wo er nicht nur Brunnen und Schulen baute, sondern mehr als 400 Straßenkindern ein Obdach und eine Ausbildung ermöglichte. Er erhielt am Dienstag im Stephansdom den „EMIL“ gerufenen „Austria.On.Mission-Award“. Der aus Südmähren stammende, in Wien aufgewachsene Kiesling hatte zunächst Stahlbauschlosser gelernt und als Facharbeiter geschuftet, bevor er sich „in den Dienst Jesu stellte“. DT/sba
Lesen Sie eine ausführliche Reportage über das Missio-Jubiläum am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.