Es ist nicht polemisch gemeint, wenn es in dieser Ausgabe von „Welt&Kirche“ um die „Protestantisierung“ des Katholischen geht. Weder gebricht es uns an Respekt vor unseren evangelischen Mitchristen, deren religiöse Denomination wir hier nicht als Drohrede in einer innerkatholischen Debatte gebrauchen möchten. Noch wollen wir den Betreibern des Synodalen Wegs in Deutschland, von denen einige allerdings selber mit dem Wort von der „Protestantisierung“ der Katholischen Kirche kokettieren, unterstellen, sie hätten aus einer Schnapslaune heraus zum anderen Gebetbuch gegriffen. Nein, um Gezänk geht es nicht.
„Entweder steht sie in der Nachfolge Jesu oder sie wird ein Apparat,
dem man die besten Absichten unterstellen darf,
der aber abgetrennt ist vom Felsen Petri
und den Gnadenströmen der sakramental verfassten Kirche,
die vom wirkmächtigen Geist Gottes lebt“
Die Sache ist ernster und tiefer – es geht um das Überleben: Bleibt die katholische Kirche in Deutschland in der zweitausendjährigen apostolischen Nachfolge, übersteht sie eine ihrer größten Krisen (die der Missbrauchsskandale) in der Gemeinschaft mit dem Papst und dem Weltepiskopat, das heißt in dem unerschütterlichen Vertrauen darauf, dass es allein der Glaube an Jesus Christus und der von ihm zugesagte Beistand sind, die eine wahre Reform und die gebotene Umkehr zum allmächtigen Gott der Offenbarung möglich machen? Oder will sie sich selber kurieren, mit einem eher politischen und sozialen Instrumentarium, mit denen Menschen berechtigterweise ihre Probleme lösen, wenn es um Entscheidungen rein weltlichen Zuschnitts geht?
Es geht für die Katholische Kirche in Deutschland um die Wasserscheide: Entweder bleibt sie christuszentriert und apostolisch – oder sie verweltlicht und wird zu einem religiösen e.V. mit einer (noch) einigermaßen ausreichenden Kirchensteuerfinanzierung. Entweder steht sie in der Nachfolge Jesu oder sie wird ein Apparat, dem man die besten Absichten unterstellen darf, der aber abgetrennt ist vom Felsen Petri und den Gnadenströmen der sakramental verfassten Kirche, die vom wirkmächtigen Geist Gottes lebt, der die Christus-Nachfolger bis ans Ende aller Zeiten begleiten wird, und nicht von staatlichen Gnaden oder der Gunst der Medien.
Das Heilsgeschehen in den Blick nehmen
Darum haben unsere Autoren auf den folgenden Seiten versucht, wieder Horizonte aufzureißen: in die Geschichte zu blicken (zum Beispiel das Wort „Protestantisierung“ sachlich zu deuten), das Heilsgeschehen in den Blick zu nehmen und Mut zu machen. Vor allem den Bischöfen, denn sie sind die berufenen Hirten der Kirche und haben dereinst vor Gott die Verantwortung dafür zu tragen, ob es auch in Zukunft jenes pilgernde Volk Gottes in Deutschland geben wird, das Papst Franziskus mit seinem besorgten Brief zum Synodalen Weg vom Juni 2019 angesprochen hat.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.