Bei einer Festveranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL) hat der Bonner Staatsrechtler Christian Hillgruber vor einer schleichenden Relativierung des verfassungsmäßig garantierten Lebensschutzes gewarnt. Über die Mitgliederversammlung am Samstag in Mainz anlässlich des Jubiläums informierte die CDL in einer Pressemitteilung.
Das Grundrecht auf Leben schütze, so Hillgruber, „zunächst die bloße physische Existenz, ohne qualifizierende Merkmale, ohne Rücksicht auf Lebensfähigkeit, -tüchtigkeit oder Nutzen für die Gesellschaft“. Wer das Recht auf Leben nur noch für Geborene, Leistungsfähige oder Gesunde gelten lassen wolle, stehe „nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes“.
Menschenwürde und Lebensrecht seien „nicht exklusiv, sondern inklusiv“
Menschenwürde und Lebensrecht seien „nicht exklusiv, sondern inklusiv“, so Hillgruber weiter. Sie gälten ausnahmslos für jeden Menschen. Ein Rechtsstaat werde „niemals dadurch in Frage gestellt, dass er das Recht auf Leben zu weit erstreckt, sondern dadurch, dass er es reduziert“.
Den Festakt zum 40. Jubiläum der CDL, bei dem Hillgruber, der auch Vorsitzender der Juristenvereinigung Lebensrecht (JVL) ist, sprach, hatte die Bundesvorsitzende Susanne Wenzel eröffnet und in diesem Rahmen einen Überblick über vier Jahrzehnte Arbeit der Lebensschutzorganisation gegeben.
Die frühere Bundesvorsitzende Mechthild Löhr, nun Ehrenvorsitzende der CDL, zeichnete in ihrem Beitrag die Entwicklung der Vereinigung nach – von der Auseinandersetzung mit der Abtreibungsfrage hin zu Themen wie Embryonenschutz, Organtransplantation und Sterbehilfe. Auch der Mitgründer und langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe erinnerte an die Anfänge der CDL in den 1980er Jahren und an das Ziel, eine „geistig-moralische Wende“ im Bereich des Lebensschutzes einzufordern.
Grußworte kamen unter anderem vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, von Bundeskanzler Friedrich Merz sowie vom Vorsitzenden der Paneuropa-Union, Bernd Posselt. Die Bundestagsvizepräsidentin Julia Klöckner richtete eine Videobotschaft an die Versammlung. DT/mlu
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