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Fest der Kreuzerhöhung: Im Zeichen des Kreuzes

Am 14. September feiert die Kirche das Fest der Kreuzerhöhung. Wie man Kindern dieses Erkennungszeichen der Christen näherbringen und dem Kreuz im Alltag Bedeutung verleihen kann.
Abt Maximilian Heim segnet mit einer Kreuzreliquie.
Foto: elisabeth fuerst | Abt Maximilian Heim segnet mit einer Kreuzreliquie.

 Es gibt religiöse Zeichen, die weltweit verstanden werden. Dazu gehören der siebenarmige Leuchter, der Halbmond und eben das Kreuz. Warum wurde gerade dieses grausame Folterwerkzeug zum weltbekannten Erkennungszeichen des Christentums?  Weil Christus uns durch sein Sterben am Kreuz und seine Auferstehung erlöst hat. Das Kreuz Jesu ist Zeichen unserer Erlösung und Mittelpunkt unseres Glaubens. Von Anfang an war das Kreuz und seine Botschaft „den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit“, wie der Apostel Paulus im ersten Brief an die Korinther sagt. „Wir hingegen verkünden Christus als den Gekreuzigten (1 Korintherbrief 1,23). Kreuzigungen gab es schon vor Jesus, doch die Kreuzigung Jesu ist nicht eine unter vielen, denn Jesus ist der Sohn Gottes. Frei von Sünde und aus reiner Liebe erfüllte er seines Vaters Willen, um uns den Himmel wieder zu öffnen nach dem Schiffbruch dieser Welt, dem Sündenfall. So ist das Kreuz Jesu Zeichen unserer Erlösung und damit Mittelpunkt unseres Glaubens.

Warum gibt es ein eigenes Fest Kreuzerhöhung?

Der Ursprung des Festes liegt in Jerusalem. Am 14. September 335 wurde in der Grabeskirche erstmals das „Kreuzesholz Jesu“ zur Verehrung ausgestellt. Kaiser Konstantin I. (+337) hatte in der Schlacht bei der Milvischen Brücke 312 den Sieg gegen seinen Rivalen Maxentius errungen und markierte damit den Beginn einer christenfreundlichen Politik im Römischen Reich. Konstantin berichtete, er habe vor dem Kampf am Himmel ein Kreuz aus Licht gesehen und eine Stimme vernommen: „In diesem Zeichen wirst du siegen“. Als römischer Kaiser förderte Konstantin fortan das Christentum und ließ in Jerusalem, Rom, Konstantinopel und Trier große Kirchenbauten errichteten. Seine fromme Mutter, Kaiserin Helena, (+330) wollte das „echte Kreuz Jesu“ finden und machte sich auf zu den Stätten, wo der Heiland gelebt hatte. Auf dem Berg Golgotha fand sie drei vergrabene Kreuze und nicht weit davon das heilige Grab. Die heilige Kaiserin nahm drei Splitter des Kreuzes, die INRI-Tafel, einen der Nägel und einige Dornen aus der Krone mit nach Hause. 

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Nach dem Tod seiner Mutter veranlasste Konstantin, dass in Rom eine Kirche gebaut werde, die „Basilica Sessoriana”, heute „Sancta Croce in Gerusalemme“ genannt. Trotz vieler architektonischen Änderungen und Schicksale bezeugt eine ganze Sammlung von Schriftstücken, dass die in dieser Kirche bis heute verehrten Reliquien jene sind, welche die heilige Helena mitgebracht hatte. Schon früh begann man, hier die Karfreitagsliturgie zu feiern. Bis zum 14. Jahrhundert ging der Papst selbst barfuß an der Spitze der Prozession, die von der Lateranbasilika bis zur Basilika des Heiligen Kreuzes zog, um das Kreuz, die Standarte der Erlösung, zu verehren. Das Marterwerkzeug wurde so zur Siegestrophäe! Dazu eine Notiz aus der Antike: Am Wendepunkt einer Schlacht wurde, wenn die Feinde kapitulierten und flohen, aus ihren Waffen ein Siegeszeichen, eine „Trophäe“ gemacht und im Triumphzug nach Hause getragen. Auch Christus hat den Feind besiegt, Satan, aber nicht mit Waffen, sondern durch die Liebe. Jedes Wort, jede Geste Jesu ist Liebe. Er hat den Marterpfahl des Kreuzes in eine Siegestrophäe verwandelt. Deshalb ist es gut, dass wir das Kreuz verehren.    

Das Kreuz – ein schreckliches Symbol?  

In gewisser Hinsicht besitzt das Kreuz einen Schrecken, den wir nicht wegnehmen sollten und der bereits Kindern ab einem gewissen Alter behutsam nahegebracht werden kann. Das Kreuz ist die grausamste Hinrichtungsart, die die Antike kannte und die daher auf Römer nicht angewendet werden durfte. Zu sehen, dass der reinste Mensch auf Erden, der Gott selbst ist, auf so grausame Art hingerichtet wird, kann in uns Schrecken und Mitleid erwecken. Das Erschrecken gilt auch uns selbst, denn Christus hat es für uns und wegen unserer Sünden auf sich genommen. In unserer Bequemlichkeit ist es manchmal für unser geistliches Leben hilfreich, in unserer Seele erschüttert zu werden.
Doch es bleibt eben nicht bei dem Schrecken, denn vom Kreuz herunter schaut uns nicht ein Gescheiterter, ein Verzweifelter an. Der Gekreuzigte schaut uns mit Liebe und Güte an, er gibt sich in unsere Hände, liefert sich uns aus und trägt unser Leid mit uns. Wir sehen den starken Gott, der uns vergibt und in dem unsere Hoffnung ist.

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Wie feiern wir dieses Fest mit Kindern?

Das Fest der Kreuzerhöhung bietet einen guten Anlass, Kindern die Bedeutung des Kreuzes bewusster zu machen. Dazu kann man den Tag mit dem Besuch der Liturgie hervorheben. Anders als am Karfreitag, wo wir einzeln mit Kniebeuge und Kuss das Kreuz mit Erschütterung und großem Ernst verehren, stehen am Fest Kreuzerhöhung Sieg, Königtum und Herrlichkeit im Vordergrund. Die erste Lesung berichtet vom Aufblick zur kupfernen Schlange während der Wüstenwanderung der Israeliten (Numeri 21,4-9). In dieser tödlichen Schlangenplage kam Hilfe nicht durch Zauberei, sondern durch Reue des Volkes, durch die Fürbitte des Moses und den Glauben derer, die seiner Anweisung folgten und eben „zur kupfernen Schlange hinaufschauten.“ Jesus selbst deutet diese Episode als Vorausbild auf sein Leiden und Sterben und unsere Erlösung durch das Kreuz. Im Evangelium sagt Jesus daher: „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so wird der Menschensohn erhöht werden“ (Johannesevangelium 3, 13-17).


Wenn der Messbesuch unter der Woche nicht möglich ist, bieten sich weitere Möglichkeiten: Beispielsweise kann man aus einem Heiligenbuch die Geschichte der heiligen Helena vorlesen oder nacherzählen. In einer kleinen Andacht kann man ein Lied zur Kreuzverehrung singen, das fünfte Gesätz des schmerzhaften Rosenkranzes oder einen Kinderkreuzweg beten. Das tägliche Tischgebet könnte um folgendes Gebet bereichert werden: „Wir beten dich an Herr Jesus Christus und preisen dich, denn durch dein Heiliges Kreuz hast du die Welt erlöst.“ Vielleicht machen wir das Tischgebet heute auch einmal stehend zum Kreuz hingewandt.
Das Fest ist ebenfalls eine gute Gelegenheit, das Kreuzzeichen in den Mittelpunkt zu stellen: Machen wir es andächtig und sorgfältig. Beginnen und beenden wir den Tag im Zeichen des Kreuzes, ebenso unsere Besuche in der Kirche. Langsam, groß, von der Stirn zur Brust, von einer Schulter zur anderen im Namen des dreifaltigen Gottes. Fühlen wir, wie es uns ganz umfasst, Leib und Seele? Ein besseres Verständnis des Kreuzes macht es unseren Kindern auch leichter, ihr Kreuz um den Hals mit Freude und Selbstbewusstsein zu tragen.

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Sowohl leidend als auch siegreich

Manche Wandkruzifixe bieten die Möglichkeit, den Heiland abwechselnd mit einer Dornenkrone oder einer Königskrone zu schmücken. Handwerklich Begabte könnten vielleicht beides selbst herstellen. Während der Fasten- und Passionszeit trägt der Heiland die Dornenkrone, in der übrigen Zeit ein königliches Diadem. Diese Veränderung ermöglicht uns, beim Blick auf das Kreuz nicht bloß den leidenden, sondern auch den siegreichen Christus zu sehen.
 Vielleicht lässt sich auch ein Spiel entwickeln: Wer findet während des Tages, auf einem gemeinsamen Spaziergang oder gar in einem kleinen Wettspiel die meisten Kreuze? Wenn wir die Augen aufmachen, sind sie bis heute sehr präsent: in Kirchen, auf Friedhöfen, Berggipfeln, an Wegkreuzungen, auf manchen öffentlichen Plätzen sowie in katholischen Schulen und anderen Einrichtungen. 

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