Kinderkatechese

Was ist die heilige Messe?

Langeweile ist für viele Kinder ständiger Begleiter beim Kirchgang. Den Aufbau der heiligen Messe zu kennen dient einer bewussteren Mitfeier der heiligen Geheimnisse. (Teil 1 von 3)
Wie ist die heilige Messe aufgebaut?
Foto: IMAGO / UIG | Wie ist die heilige Messe aufgebaut? Was bedeuten ihre verschiedenen Bestandteile? Gibt es einen „roten Faden“?

Wenn ich mich zurückerinnere, dann war die heilige Messe für mich als Kind eine lästige Gewohnheit, die ich zwar nicht infrage stellte, aber doch geduldig absitzen musste. Was ich vor allem wahrgenommen habe, waren die folgenden Elemente: Wenn der Klingelbeutel umgeht, dauert es nicht mehr lange, bis das Vaterunser gebetet wird; und nach der Kommunion ist es gleich vorbei. Einen echten Bezug zur Messe habe ich erst als Teenager gefunden, als wir einen Pfarrer bekamen, der die Messe sehr würdig gefeiert und mich als Ministrant angeworben hat. So wurde ich in einem Alter, in dem viele den Dienst am Altar quittieren, bald Oberministrant. In dieser Zeit habe ich mir und meinen „Minis“ die innere Stimmigkeit, Schönheit und Sinnhaftigkeit der heiligen Messe erschlossen.

Nach meiner Erfahrung bleiben junge Leute nur dann dem Gottes- und Altardienst treu, wenn sie die Messe auch verstehen und mitvollziehen können. Aber wenn wir darauf warten, dass Geistliche und Religionslehrer den Kindern diesen Zugang erschließen, ist es schnell zu spät. Auch Eltern und Großeltern können Kinder dabei unterstützen die Messe innerlich mitzufeiern, wenn sie ihnen einmal grundlegend den Aufbau und den Sinn ihrer Elemente erklären. Das kann anhand einer einfachen Methode auch visuell begleitet werden.

Was passiert eigentlich in der heiligen Messe?

Zunächst aber ein paar mystagogische Hinweise. Im Prinzip ist die heilige Messe eine dreifach abgestufte Begegnung mit Christus, der sich in dreifacher Hinsicht vergegenwärtigt:

In der Eröffnung begrüßen wir Ihn als Haupt der Gemeinde, die seinen mystischen Leib darstellt, vertreten durch den Priester und seine Assistenz. Nach einem Akt der Reinigung im Schuldbekenntnis (das Taufgedächtnis ist ja meist auf die Entnahme von Weihwasser reduziert) rufen wir Ihn im Kyrie als Herrn (Kyrios) an und jubeln ihm im Gloria zu. Im Tagesgebet stellen wir uns mit Christus zusammen vor Gott Vater. Im Wortgottesdienst begegnen wir Christus im Wort: in den Lesungen der Heiligen Schrift und vor allem im Evangelium spricht der Herr selbst zu uns und schenkt uns Erleuchtung. Wir antworten darauf im Glaubensbekenntnis (Credo) und mit unseren Fürbitten.

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In der Eucharistiefeier begegnen wir dem Herrn leibhaftig in den Gestalten von Brot und Wein. Bei der Gabenbereitung bitten wir den Herrn um Wandlung für alles, was noch nicht heil oder vollendet ist in unserem Leben und in der Welt. Darauf folgt mit dem Hochgebet ein wunderbarer Hymnus auf Gottes Heilswirken: Dabei verbindet sich die Gemeinde im Sanctus mit dem Gesang der himmlischen Heerscharen, bevor sich Christus durch die Hände des Priesters in den eucharistischen Gestalten vergegenwärtigt. Nach dem Hochgebet stehen wir mit Ihm vor dem Vater und sprechen das Gebet des Herrn, das eine Friedenslitanei einleitet. Auf das Agnus Dei folgt schließlich die Vereinigung mit dem Herrn in der heiligen Kommunion. Schließlich endet die Messe recht abrupt mit der Entlassung.

Der Aufbau der Messe für Kinder anschaulich gemacht

Wenn die Kinder verstehen, dass sie Jesus in der Messe auf drei Arten begegnen – durch die feiernde Gemeinde, in seinem Wort und in der Eucharistie – dann haben sie das Wesentliche schon begriffen. Diese drei Formen seiner Gegenwart symbolisiert auch der dreistufige Aufbau: Eröffnung, Wortgottesdienst und Eucharistiefeier, sollen zu Reinigung, Erleuchtung und Vereinigung mit Christus führen. Passend dazu spricht der Priester den Gläubigen auch dreimal die Gegenwart Christi zu: „Der Herr sei mit euch“ heißt es zu Beginn der Messe, vor der Verkündigung des Evangeliums und zu Beginn der Präfation (wie auch zum Segen bei der Entlassung). Und auch durch den dreifachen Einsatz von Weihrauch beim Einzug, zum Evangelium und zur Gabenbereitung (und Wandlung) wird dieses Geheimnis symbolisiert.

Wie aber kann man den Kindern diese Zusammenhänge anschaulich machen? Dazu nun der folgende Vorschlag. Zur Vorbereitung gestaltet man drei „Stufen“ (z.B. Schemel, Bank und Tisch), über die man ein Tischtuch breitet. Außerdem benötigt man ein paar Gegenstände, die nach und nach auf die drei Stufen gelegt werden: ein Fotoalbum, ein Fläschchen mit Weihwasser, ein Lappen oder Schwamm; ein Briefumschlag, eine Bibel, eine Taschenlampe oder Kerze; ein Korb mit Brot oder ein Teller mit Kuchen, eine Vase mit Blumen und ein ausgeschnittenes Herz. Dann kann man folgendes Gleichnis erzählen:

Jesus will uns nah sein

„In der Messe will uns Jesus ganz nahe sein. Doch manchmal haben wir den Eindruck, dass er weit weg ist, oder dass wir uns von ihm entfernt haben. Mit der heiligen Messe ist es wie mit einer Mutter, die ein paar Tage von ihrer Familie getrennt ist (zum Beispiel, weil sie den kranken Opa besucht). Die Kinder vermissen sie schon und sehnen sich danach, dass sie bald wiederkommt. Was können die Kinder tun, wenn sie sich alleine fühlen? Sie können von der Mama erzählen oder ein paar Familienfotos anschauen.“ Dazu legt man das Album auf die unterste Stufe. „Und schon spüren die Kinder, dass die Mama gar nicht ganz weg ist, sondern an ihre Familie denkt. Irgendwie ist sie auch in uns da, in unseren Herzen und Gedanken; wir sind ja ihre Kinder. So ist es auch mit Jesus: Er ist schon mitten unter uns, wenn wir in seinem Namen versammelt sind, über ihn reden und an ihn denken und miteinander beten.“ (Symbol: Weihwasserfläschchen)

„Stellt euch jetzt vor, am nächsten Tag läutet es an der Tür und der Postbote bringt einen Brief; der ist von der Mama. Was für eine Freude! Ein Kind öffnet den Brief und liest vor. Wir hören feierlich zu, wie die Mama zu uns spricht, was sie uns sagen will; dass sie uns liebhat und dass sie bald kommt.“ Nun legt man den Briefumschlag auf die zweite Stufe. „So ist es auch mit Jesus: Im Evangelium spricht er direkt zu uns, noch heute, und er meint dich ganz persönlich.“ (Symbol: Bibel)

Geschichte, Bilder und Symbole wirken ineinander

„Ein paar Tage darauf klingelt es wieder an der Tür. Aber diesmal ist es nicht der Briefträger; es ist … die Mama! Aufgeregt stürmen die Kinder ihr entgegen und werfen sich ihr in die Arme. Endlich sind wir wieder vereint! Die Mama ist da und alles ist gut. Gleich wird der Tisch gedeckt, und alle essen zusammen. Die Kinder haben die Mama schon erwartet und alles hergerichtet, eine Kerze angezündet und eine Vase mit Blumen hingestellt. Auch Papa setzt sich dazu. Jetzt sind wir wieder eine Familie.“ Man stellt die Blumen auf die dritte Stufe. „So ist es auch mit Jesus. Er kommt ganz wirklich zu uns in der Gestalt des Brotes. Er kommt uns so nah, dass wir ihn in uns aufnehmen wie ein Stück Brot.“ (Symbol: Schale mit Brot oder Kuchen)

Aufbau der heiligen Messe: So könnte die Gestaltung der drei Stufen aussehen,
Foto: Florian Kopp | So könnte die Gestaltung der drei Stufen aussehen, um den Aufbau der heiligen Messe anschaulich zu machen.

Jetzt kann man noch drei Zettel auf die Stufen legen mit den Begriffspaaren „Eröffnung: Reinigung“, „Wortgottesdienst: Erleuchtung“ und „Eucharistie: Vereinigung“. Dazu erklärt man: „Wenn die Kinder die Mama liebhaben, werden sie natürlich zusehen, dass alles picobello aufgeräumt ist, bevor sie kommt; auch wir sehen zu, dass wir mit Gott und den Mitmenschen ins Reine kommen, wenn wir in die Messe gehen (Symbol: Lappen oder Schwamm). Auch wir hören genau hin, was uns Jesus zu sagen hat; sein Wort bringt Licht in die Finsternis (Symbol: Lampe oder Kerze). Und schließlich dürfen wir sogar an seinem Tisch sitzen, so dass wir ganz mit ihm vereint sind (Symbol: Herz).“ Auf jeder Stufe sind nun jeweils drei Gegenstände ausgelegt, die uns an das Gleichnis mit der Mama, an die drei Teile der Messe und an ihre Funktion erinnern. Zur Erinnerung könnte man davon ein Foto machen oder das Ensemble sogar malen lassen.

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