Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kinder-Katechese

Es war einmal. Oder: Das verlorene Paradies

Was hat Adam eigentlich angestellt? Katechese-Ideen für Kinder rund um Sündenfall und Paradies
Johann Wenzel Peter: Garten Eden
| Johann Wenzel Peter malte das Paradies in seiner belebten Fülle: Von bunten Papageien über dem schimmernden Fell von Raubtieren zum dicken Gefieder eines Truthahns .

 Manchmal muss man ganz von vorne beginnen, damit deutlich wird, wie alles zusammenhängt. Erst die Einordnung der vielen kleinen Puzzleteile in das große Ganze lässt das Gesamtbild des Glaubens aufleuchten. Nun, ganz am Anfang stand die Schöpfung, der geniale Plan Gottes mit uns Menschen. Sehr vieles in unserem Glaubensleben geht darauf zurück. Adams verhängnisvolle Fehlentscheidung hat eine ganz neue Situation entstehen lassen, die weitreichende Konsequenzen für die ganze Menschheit ausgelöst hat. Wäre das nicht geschehen, hätten wir kein Weihnachtsfest, denn wir bräuchten ja keinen Erlöser, folglich auch keinen Karfreitag und kein Ostern. Jetzt könnten wir meinen: Um wieviel Wunderbares wären wir beraubt, wenn wir das alles nicht hätten, aber – etwas viel Wunderbareres hätten wir uns bewahrt! Wie nun erschließen wir unseren Kindern diese grundlegende Thematik? 

Die Vorzüge des Lebens im Paradies

Zunächst kann man gemeinsam die Vorzüge des Lebens im Paradies erarbeiten, und zwar im klaren Unterschied zur Vorstellung eines Schlaraffenlandes, wo Adam und Eva faul herumliegend maßlos leckere Speisen in sich hineinschaufeln. Dabei führt man den Kindern erst einmal die Schönheit der Natur vor Augen, eine Fülle an Wachstum und Gedeihen, herrlicher als wir es uns überhaupt ausmalen können.  Man stelle sich die Geräusche vor, die Harmonie des Vogelgezwitschers, sanft plätscherndes Wasser, den Duft der Blumen, angenehmes Licht und Wärme, eine unbeschreiblich friedliche geordnete Idylle … Allein das kann in uns schon ein inneres Sehnen erwecken. Jüngere Kinder können dann mithilfe von Gartenkatalogen und Buntpapier eine Collage anfertigen.

Aber damit nicht genug! Jetzt kommen die tollen Eigenschaften des Menschen, so wie Gott ihn sich gedacht und ihn geschaffen hat, noch „on top“! Mit älteren Kindern kann man im Gespräch erarbeiten, dass Gott den Menschen mit Leib und Seele erschaffen und die Seele mit besonderen Befähigungen ausgestattet hat, die über die des Tieres weit hinaus gehen, nämlich die Fähigkeit zu denken, zu wollen, zu empfinden, zu lieben. Unser Schwerpunkt sollte dabei auf dem Großartigsten liegen, das Gott in Seiner Güte dem Menschen zusätzlich zur Natur aus Leib und Seele geschenkt hat: das Gnadenleben. Das ist ein himmlisches Leben, etwas vom „Lebenssaft“ Gottes, das den Menschen innig mit Ihm verbindet, ihn Ihm ähnlich macht und ihn heiligt. Deswegen sprechen wir auch von der „heiligmachenden Gnade“. 

Lesen Sie auch:

Aufgrund dieses wunderbaren Gnadenlebens ergeben sich folgende Vorzüge des menschlichen Geschöpfes im Paradies (Mit ein wenig kreativer Begabung kann man Adam und Eva erzählen lassen!):

  1. Nähe Gottes: Adam und Eva lebten im vertrauten Umgang mit Gott. Sie konnten jederzeit mit Ihm sprechen und erfreuten sich seiner spürbaren Gegenwart.
  2. Klarer Verstand: Adam und Eva waren so erleuchtet, dass sie stets sofort und sicher den Willen Gottes erkannten. Sie brauchten nicht lange zu überlegen und kannten auch keine Zweifel.
  3. Starker Wille und Neigung zum Guten: Adam und Eva waren glücklich, wenn sie Gottes Willen erfüllen durften. Er machte ihren Willen durch sein Gnadenleben ganz stark. Sie wollten gar nichts anderes als das Gute und verspürten auch aus sich heraus keine Lust, etwas Böses, etwas, was Gott missfiel, zu tun.
  4.  Freiheit von Leiden und Sterben: Adam und Eva waren ganz heil und gesund. Sie brauchten keine Krankheiten zu fürchten. Das, was sie taten und arbeiteten, ging ihnen leicht von der Hand und erfüllte sie mit Freude. Und nach einer gewissen Prüfungszeit sollten sie ohne leidvolles Sterben in den Himmel übergehen. 

Die vier Punkte sollten sich Kinder im Grundschulalter merken können. Worin bestand aber die Prüfung von Adam und Eva? In der freien Anerkennung Gottes als Herrn, indem sie sich vertrauensvoll an Seine Anordnung hielten. Noch lebten sie nicht in der Anschauung Gottes; sie mussten auch glauben. Nach der Betrachtung des Paradieses kann gemeinsam ein erstes Zwischenfazit gezogen werden: So herrlich war der Plan Gottes und er sollte für alle Nachkommen unserer Stammeltern gelten! Es bietet sich an, an dieser Stelle einen Moment für ein Loblied und Dankgebet an den Schöpfer einzulegen.

Die verhängnisvolle Tat Adams und Evas

Hier kann man gemeinsam den Text zum Sündenfall aus einer geeigneten Kinderbibel vorlesen und ein passendes Kunstwerk zeigen. Man kann das Kind, das die Geschichte schon kennt, auch anhand des Bildes erzählen lassen. Im anschließenden Gespräch arbeitet man zwei Punkte heraus. Erstens, die Rolle des Teufels: Aus sich heraus neigten Adam und Eva nicht zum Bösen; es zeigt sich die Macht der Versuchung. Gott hat das Böse oder den Bösen nicht erschaffen, der Teufel ist ein Engel, der seine eigene Prüfung nicht bestanden hat.

Man kann sich vorstellen, dass jemand auf dem Hintergrund des eigenen Versagens anderen den Erfolg nicht gönnt. Die Methode des Versuchers ist damals die gleiche wie heute, nämlich Vertrauen erschüttern, Zweifel säen und an Stolz und (Auf-)Begehren appellieren. Zweitens, die Sünde an sich: Es geht nicht um eine banale Frucht, sondern darum, Gott vertrauensvoll zu gehorchen. Gottes Gebot zu übertreten war eine freie Entscheidung Adams und Evas, bei klarer Erkenntnis in der einen wichtigen Sache, die Gott zur Bedingung ihrer Unsterblichkeit gemacht hatte. Adam und Eva glaubten in diesem Moment dem Teufel mehr als Gott und wendeten sich dadurch von Ihm ab. Diese klare Zurückweisung seiner Liebe ist keine Kleinigkeit.

Der große Verlust

Mit der Sünde ändert sich plötzlich alles. Adam und Eva verloren das, was sie innig mit Gott verbunden und mit so herrlichen Vorzügen ausgerüstet hatte: das Gnadenleben. Mit ihrer freien Entscheidung haben sie sich selbst von Gott losgesagt und die Trennung herbeigeführt – mit fürchterlichen Folgen für uns alle, die Erbsünde. Hier könnten wir  „Adam und Eva“ noch einmal erzählen lassen, wie grundlegend sich die Lage für sie gewandelt hatte: Dabei wiederholen wir die Vorzüge des Paradieses und stellen sie den veränderten Bedingungen gegenüber.

Abschließend können die Kinder eine Tabelle zeichnen, in die sie die Rubriken „vorher“/ „nachher“ eintragen.

  1. Verlust der besonderen Nähe: Der beglückende vertraute Umgang mit Gott verwandelt sich in Furcht (sie verstecken sich).
  2. Verdunkelung des Verstandes: Es fehlt ihnen das Licht der Gnade, um klar den Willen Gottes zu erkennen.
  3. Schwächung des Willens und Neigung zum Bösen: Sie werden anfällig für das Böse, weil die göttliche Kraft nicht mehr ihr Wollen stützt.
  4. Leiden und Sterben: Das Leben und die Arbeit werden mühevoll, von Leiden und Krankheiten begleitet. Am Ende wartet der leibliche Tod. Der schlimmste Verlust aber ist, dass ihnen durch die Trennung der übernatürlichen Verbindung mit Gott fortan der Himmel verschlossen ist! Die schwere Sünde und der Verlust des Himmels sind ein schwereres Übel als Krankheit und Tod. 

Der Ausweg

Adam und Eva werden ihre Tat bitter bereut haben. Aber Gott wäre nicht die Liebe, wenn er bei aller konsequenter Gerechtigkeit nicht noch eine barmherzige Lösung anbieten würde. Dieser Ausweg hat einen Namen: Jesus Christus! Zum Abschluss der Katechese bietet es sich daher an, gemeinsam ein Osterlied zu singen.

Zur Autorin: Angela Richter blickt auf zwanzig Jahre Kinderkatechese und Jugendarbeit in der Katholischen Pfadfinderschaft Europas zurück. Sie ist mehrfache Mutter und Großmutter.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Angela Richter Erbsünde Jesus Christus

Weitere Artikel

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig