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Die heilige Messe erklären

Langeweile in der Kirche? Hier ein paar konkrete Tipps, wie man Kinder zur Messe hinführen und während der Messe begleiten kann. Teil 2 von 3.
Langeweile in der Kirche? Gottesdienstbesuch muss nicht langweilig sein.
Foto: Barbara Mayrhofer | Ein Gottesdienstbesuch muss für Kinder nicht langweilig sein.

 Wie kann man Kindern die innere Schönheit, Stimmigkeit und Sinnhaftigkeit der heiligen Messe nahebringen? In meinem letzten Beitrag (DT vom 4. August 2022) habe ich eine Möglichkeit vorgestellt, das Wesen der Messe erzählerisch und gestaltend ins Bild zu setzen. Das Wichtigste dabei ist, dass die Kinder verstehen, glauben und erfahren, dass wir in der Eröffnung, dem Wortgottesdienst und der Eucharistiefeier Jesus auf drei Weisen begegnen: wenn wir uns als Gemeinde in seinem Namen versammeln, uns vorbereiten und reinigen lassen; wenn wir sein Wort hören, das uns erleuchtet; und in der eigentlichen Eucharistiefeier, wenn wir uns mit Ihm vereinigen.

Messe bietet viele sinnliche Anhaltspunkte

Heute soll es darum gehen, wie man den Besuch der heiligen Messe begleiten kann, damit die Kinder die dreifache Gegenwart Christi auch wahrnehmen. Dafür bietet die Liturgie bereits sinnliche Anhaltspunkte: Mit dem Ruf „Der Herr sei mit euch“ (lat. Dominus vobiscum, was man genauso gut mit „Der Herr ist mit euch“ übersetzen könnte) begrüßt der Priester die Gemeinde, kündigt er (oder der Diakon) das Evangelium an und eröffnet er das eucharistische Hochgebet. Dieser Ruf kann als ein Signal verstanden werden, „die Herzen zu erheben“ und sich jetzt auf die Begegnung mit Christus einzulassen.

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Auch der dreimalige Gebrauch von Weihrauch macht sinnfällig, dass wir in der Gegenwart des Herrn sind: beim Einzug, bei der Verkündigung des Evangeliums und bei der Gabenbereitung und Wandlung. Und es sind drei Jubelrufe der Gemeinde, die uns auf die Begegnung mit Christus in Gemeinde, Wort und Brot einschwören: die Begrüßung Christi im Kyrie (sowie seine Verherrlichung im Gloria), das Halleluja (bzw. der Christusruf) vor dem Evangelium, sowie das Sanctus vor der Wandlung. Man kann auch die dreimalige Aufforderung „Lasset uns beten“ im Tages-, Gaben- und Schlussgebet so verstehen; denn die drei Orationen sind ja ganz bewusst an den „Scharnierstellen“ der liturgischen Hauptteile platziert. Haben Sie nur keine Scheu davor, die Wahrnehmung der Kinder für diese Signale und Symbole im Gottesdienst zu schärfen! Das darf niemanden stören.

Es muss kein Kindergottesdienst sein

Schwierig wird es freilich, wenn man die Elemente im Gottesdienst nicht mehr erkennt, weil sie experimentell verfremdet wurden; oder wenn eine Messe lieblos, schlampig oder hastig zelebriert wird; oder wenn die Gemeinde kein Verständnis für Familien mit Kindern aufbringt. Besuchen Sie daher nach Möglichkeit einen Gottesdienst, der würdevoll und ansprechend gefeiert wird. Das muss kein Familien- oder Kindergottesdienst sein. Hauptsache, die Kinder können den Priester verstehen und fühlen sich eingeladen und angesprochen.

Den Vätern des Zweiten Vatikanischen Konzils lag vor allem die participatio actuosa der Gläubigen am Herzen: Eine Haltung innerlich-aktiver Teilnahme statt passiven Konsumierens oder folgsamen Absitzens. Nicht um pädagogischen Aktionismus oder kreative Selbstdarstellung geht es dabei, sondern um ein bewusstes Mitfeiern und geistliches Nachvollziehen der liturgischen Handlungen. In der heiligen Messe handelt der Priester in der Person Christi, des Hauptes; die Gemeinde aber verkörpert den Leib Christi und hat Anteil an seinem Werk. Insofern ist die Messe auch ein „Wirken des Volkes“ (griech. leitourgía). Und nach dem Willen Jesu sind die Kinder davon nicht ausgenommen. Es ist daher wichtig, den Kindern klar zu machen, dass ihre Teilnahme und ihr Gebet etwas bewirken können. Nun aber ein paar konkrete Tipps, wie man die Kinder zur Messe hinführen und begleiten kann:

  • Kommen Sie mit den Kindern schon vorher über das aktuelle Evangelium ins Gespräch. Auf der Homepage der Erzdiözese Köln gibt es passend zum Sonntagsevangelium auch schöne Ausmalbilder zum Ausdrucken (zu finden unter diesem Link). Wenn dies nicht gelingt, dann stellen Sie eine Frage oder Aufgabe, worauf die Kinder in dieser Messe vor allem achten sollen.
  •  Geben Sie auf dem Weg zur Kirche Anregungen, wofür die Familie heute besonders beten könnte: Welche Anliegen könnten wir dem Herrn auf den Altar legen, welche Sorgen, Nöte, Fürbitten Ihm zur „Wandlung“ anempfehlen?
  •  Nehmen Sie ein liebevoll illustriertes Messbüchlein mit, schlagen Sie zu jedem Element des Gottesdienstes eine neue Seite auf und erklären Sie ruhig und bündig, was gerade passiert.
  •  Begleiten Sie die Kinder beim Kommunionempfang zum Priester oder Diakon, auch wenn sie noch nicht bei der Erstkommunion waren, damit er ihnen den Segen erteile. Bei uns haben sich als Zeichen die überkreuzten Hände eingebürgert. Wenn Sie zum Beispiel im Urlaub in ein Land kommen, wo die Segnung der Kinder nicht bekannt ist, dann können Sie den Kommunionspender durch ein angedeutetes Segenszeichen darauf hinweisen. Das hat bei mir noch immer funktioniert.
  •  Stellen Sie nach der Messe eine Frage zum Festgeheimnis, zum Evangelium oder zur Predigt. Vielleicht ergibt sich daraus noch ein interessantes Gespräch bei der Heimfahrt oder am Mittagstisch.

Schlüsselstellen der Messe aufzeigen

Weisen Sie die Kinder ruhig auch im Gottesdienst darauf hin, was sie aktiv tun können, damit Jesus in ihr Herz einkehrt. Im Folgenden seien ein paar Schlüsselstellen genannt, auf die man mit Feingefühl und Augenmaß – also ohne zu überfordern oder zu belehren – hinweisen kann:

  • Machen Sie den Kindern beim Betreten der Kirche das Bekreuzigen mit Weihwasser als Akt des Tauferneuerung bewusst.
  • Reichen Sie ihnen das Gotteslob, damit sie mitsingen, sofern sie schon lesen können.
  •  Sagen Sie ihnen beim Schuldbekenntnis, dass Jesus ihnen jetzt alles verzeihen möchte. Das ist auch der Ort, für andere zu beten: besonders für diejenigen, mit denen wir uns nicht so gut verstehen.
  • Erinnern Sie die Kinder daran, wenigstens beim Evangelium gut aufzupassen; die Lesungen sind für Kinder bisweilen schwerer zu verstehen. Wir stehen dazu auf, weil wir ganz aufmerksam sein wollen.
  •  Klingelbeutel oder Spendenkorb sollen die Kinder daran erinnern, welche Gaben sie dem Herrn jetzt auf den Altar legen und zur Wandlung anvertrauen wollen, damit der Herr unsere Sorgen und Erfolge, aber auch die Nöte und Freuden unserer Mitmenschen in Segen verwandle.
  • Im Sanctus vereinen wir uns mit der unsichtbaren Welt der Engel und Heiligen zum Lobpreis vor dem himmlischen Altar.
  • Erklären Sie den Kindern, dass wir zur Wandlung knien, weil sich jetzt auch Jesus ganz klein macht, wenn er sich mit der Gestalt der winzigen Hostie bekleidet.
  •  Bevor das Vaterunser gebetet wird, sagen Sie ihnen, dass Gott ganz besonders auf das Gebet der Kinder hört, wenn sie es mit dem Herzen und nicht nur mit den Lippen sprechen.
  •  Der Friedensgruß bietet eine letzte Gelegenheit, sich ernsthaft zu versöhnen, bevor man vor den Altar tritt. Es ist aber auch keine Schande, auf den Empfang der Kommunion zu verzichten, wenn man noch Unfrieden im Herzen hat.
  • Leiten Sie die Kinder nach der Kommunion an, mit Jesus in ein Herzensgespräch zu treten, auch wenn sie nur einen Segen empfangen haben.

Aus meiner eigenen Erfahrung als Vater von vier Kindern kann ich sagen: Je bewusster sie sich auf die einzelnen Elemente der Messe einlassen, desto weniger wird sie den Kindern als langweilig erscheinen.

Über den Autor: Florian Kopp ist ständiger Diakon, Lehrer und Theologe und lebt mit seiner Frau und vier Kindern in der Nähe von Landsberg am Lech.

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