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Glaubenskongregation kritisiert Ökumene-Papier zum gemeinsamen Abendmahl

Wesentliche Unterschiede in der Lehre der katholischen und evangelischen Kirche würden in dem Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ relativiert, kritisiert die Glaubenskongregation und warnt, die Bemühen um die Lösung der noch ausstehenden Glaubensdifferenzen zu gefährden.
Kritik am Ökumene-Papier
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Einen großen Mangel sieht die Glaubenskongregation darin, dass für die Autoren des Ökumene-Papiers in ökumenischer Hinsicht lediglich die Taufe als einzige Vorbedingung für die wechselseitige Zulassung zum Tisch des ...

Mit deutlichen Worten hat die vatikanische Glaubenskongregation das Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ des Ökumenischen Arbeitskreises (ÖAK) katholischer und evangelischer Theologen kritisiert. In einem Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, weist der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, darauf hin, dass das Ökumene-Papier einige nicht ausreichend geklärte Punkte hinsichtlich des „katholischen Grundverständnisses von Kirche, Eucharistie und Weiheamt“ enthalte.

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Kernproblematik: Beziehung zwischen Eucharistie und Kirche

Angesichts der fundamentalen Bedeutung der Eucharistie als der Grundlage kirchlicher Existenz und kirchlichen Lebens, heißt es in dem Schreiben, das auf den 18. September datiert ist, habe sich die Glaubenskongregation eingehend mit dem Papier des Ökumenischen Arbeitskreises und dessen Schlussfolgerungen befasst. In einer dem Anschreiben beigefügten, ausführlichen Analyse, nennt die Glaubenskongregation dann gleich mehrere Punkte, die weiterer theologischer Klärung bedürften.

Download: Brief von Kardinal Ladaria an den DBK-Vorsitzenden Bätzing

Als theologische Kernproblematik des Dokuments sieht die Glaubenskongregation die Betrachtung der Beziehung zwischen Eucharistie und Kirche. Die wiederholte These, dass Christus der alleinige Gastgeber der Eucharistie sei, und dass es der Kirche nicht zukomme, Zulassungskriterien festzulegen, scheine demnach „eine Trennung zwischen Christus und der Kirche vorzunehmen, was seitens katholischer Theologie so nicht akzeptiert werden kann, da Christus die Kirche in besonderer Weise mit dem sakramentalen Mittlerdienst beauftragt hat“.

Auch stelle sich das Papier nicht die Frage der katholischen Position nach einem wesensmäßigen Unterschied des katholischen Amtspriestertums, während gleichzeitig vermutet werde, dass der „character indelebilis“ des Weiheamtes der katholischen und orthodoxen Tradition als eine Fehlentwicklung des kirchlichen Amtes in der christlichen Antike betrachtet werden könne. „Daher sind bestimmte Anfragen an ein eher empirisches Amts- und Weiheverständnis im Dokument angebracht.“ Zudem werde die Frage der Zulassung von Frauen zum geweihten Amt ausgeklammert, die für die katholische Kirche durchaus lehrmäßige Bedeutung habe.

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Widerspruch zu Grundlagen ökumenischen Dialogs

Ein weiterer großer Kritikpunkt der Glaubenskongregation besteht darin, dass das Papier „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ die Idee eines Konsensus hinsichtlich der Lehre über das Sakrament der Eucharistie auf der Basis eines „gemeinsamen eher minimalen Nenners“ erscheine. „Es fehlt ein eindeutiges Bekenntnis zur Realpräsenz Christi in der Eucharistie“, bemängelt der Vatikan.

Download: Anlage an den DBK-Vorsitzenden Bätzing

Einen weiteren großen Mangel sieht die Glaubenskongregation darin, dass für die Autoren des Ökumene-Papiers in ökumenischer Hinsicht lediglich die Taufe als einzige Vorbedingung für die wechselseitige Zulassung zum Tisch des Herrn nötig sei. Dies widerspreche jedoch den Grundlagen ökumenischen Dialogs der katholischen Kirche, wenn es nicht nur um die Zulassung einzelner nicht katholischer Christen zur Eucharistie gehe. „Hier ist das Anliegen die inkonditionelle Zulassung aller Getauften“, so die Kritik. Die Einheit in der eucharistischen Mahlgemeinschaft vorwegzunehmen, ohne die Einheit im Glauben erlangt zu haben, stehe in Gefahr, „alles weitere Bemühen um die Lösung der noch ausstehenden Glaubensdifferenzen zu relativieren“. Dies sei umso bedeutender, da es bislang keinen tragfähigen Konsens über die Inhalte der ökumenischen Bemühungen gebe. 

Abschließend lasse sich in dem Dokument nach Ansicht der Glaubenskongregation eine „Minimalisierung der lehrmäßigen Bedeutung des westlichen Kirchenschismas“ und „die eher nicht zutreffende Parallele mit dem orientalischen Schisma“ feststellen, indem wesentliche Unterschiede in der Lehre „eher relativiert werden“.  DT/mlu

Weitere Hintergründe erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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