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Das 13. Türchen

Wie Elija und Johannes der Täufer einen göttlichen Skandal ankündigen.
Das 13. Türchen des Tagespost-Adventskalenders
Foto: DT / Imago / epd | Das 13. Türchen des Tagespost-Adventskalenders.

Liebe Leserinnen und Leser,

zwei Propheten begleiten uns durch den Advent: Elija und Johannes der Täufer. Beide verkünden: Gott kommt nicht im Donner, sondern als Kind von Bethlehem. Ein Skandal – auch für uns? Der Herrnhuter Weihnachtsstern, der aus dem Advent nicht mehr wegzudenken ist, weist mit seinem Licht auf dieses Kind hin.

Übrigens: Vor einigen Tagen haben wir die heilige Lucia erwähnt. Heute ist ihr Festtag! 

Ihre Franziska Harter
Chefredakteurin


MIT DER BIBEL DURCH DEN ADVENT

Tageslesungen:
Sir 48,1–4.9–11
Mt 17,9a.10–13

Allzu weiche Hand?

Ein verkannter Elija kündigt göttlichen Skandal an  Von Andrzej Kuciński

Der wuchtigen Beschreibung des Wirkens des Propheten Elija im Buch Jesus Sirach steht die nüchterne Feststellung Jesu in Bezug auf Johannes den Täufer im Evangelium gegenüber: „Sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten.“ Zwischen der Perspektive des alttestamentlichen Autors und dem Geheimnis des Messias aus Betlehem wird der „Skandal“ des göttlichen Wirkens unter den Menschen vorbereitet: keine gewaltsamen Revolutionen, sondern demütige Einfügung in die durch menschlichen Willen entstellte Weltgeschichte.

Die einzige Waffe des Johannes war seine deutliche, kompromisslose Stimme, die immer noch auf die Freiheit der Adressaten angewiesen blieb. Diese Stimme wurde ihm zum Verhängnis. Denn der Umkehrruf kann auch abgelehnt werden. Gott verzichtet darauf, diese Ablehnung zu manipulieren, stattdessen wirbt er um Zustimmung zu seinem Rettungsplan mithilfe der Selbstoffenbarung in der Gestalt eines wehrlosen Kindes, das später zur Figur des unschuldigen Lammes wird.

Hier auch zum Anhören:

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Es ist ein Risiko, dass die göttliche Einladung zur ewigen Gemeinschaft mit ihm selbst nicht ankommt. Für die einen ist sie zu vage, zu fern, zu unbestimmt und zu indirekt, um als glaubwürdig betrachtet zu werden, zumal die Güter, die Ideen, die Problemlösungen dieser Welt mit ihrer Unmittelbarkeit und Klarheit verlockender erscheinen. Für die anderen ist dieses Handeln Gottes wiederum zu weich – er sollte doch direkt eingreifen und auf der Stelle das Böse samt den Bösen aus der Welt schaffen.

Wir werden die Ewigkeit haben, um die genaue Antwort auf die Frage der göttlichen Motivation zu bekommen. Aber vorerst kann uns vielleicht die Erkenntnis helfen, dass die Erweckung einer echten Liebe beim Menschen offensichtlich die Offenbarung der kreuzfesten Liebe seines Schöpfers voraussetzt.

Der Autor ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Dogmatik der Kölner Hochschule für Katholische Theologie.


WEIHNACHTEN IM BILD

Herrnhuter Sterne
Foto: Imago / epd | Der Herrnhuter Stern ist aus dem Repertoire kirchlicher und säkularer Weihnachtsdekoration nicht mehr wegzudenken.

Dieser Stern weist nach Bethlehem

Auch in vielen katholischen Kirchen in Ost wie West ist der Herrnhuter Stern fester Bestandteil der Dekoration im Advent  Von Henry C. Brinker

Der Herrnhuter Stern ist heute aus vielen Kirchen und Privathäusern in der Adventszeit nicht mehr wegzudenken. In Deutschland verbreitete sich der Herrnhuter Stern nach der Wiedervereinigung in Ost wie West, in evangelischen Kirchen wie in katholischen. Viele katholische Gemeinden haben ihn als Adventskonvention übernommen, häufig im Altarraum oder im Eingangsbereich.

Zahlreiche bayerische und rheinische Gemeinden hängen große Herrnhuter Sterne in die Vierung. In vielen Klöstern gehört der Stern inzwischen zur festen Adventsausstattung. Auch Domkirchen, so in Paderborn, Regensburg oder Hildesheim, verwenden Herrnhuter Sterne im Adventsdekor und senden damit auch ein ökumenisches Zeichen aus.

Seine Wurzeln hat die Advents-Ikone in einem pädagogischen Impuls des 19. Jahrhunderts. Um 1850 tauchte er erstmals in den Internatsschulen der Herrnhuter Brüdergemeine auf. Ein Lehrer bastelte aus farbigem Papier einen geometrischen Stern, um seinen Schülern das Zusammenwirken von Raum, Zahl und Licht zu erklären – eine Art katechetische Weihnachtsgeometrie. Sein charakteristisches Profil – meist 26 Zacken, eine Verbindung aus Pyramiden- und Tetraederflächen – verleiht ihm eine fast metaphysische Ausdruckskraft. Vielfach kopiert, wird das Original bis heute in der Manufakturwerkstatt der Herrnhuter in vielen Varianten hergestellt.

Es gibt die Sterne in allen Größen aus Papier und Kunststoff, mit elektrischer Beleuchtung und in wetterfester Ausführung für die Außenanbringung. In der Dresdner Frauenkirche hängt eine 1,90 Meter große Version unter der Kuppel. Ministerpräsident Kretschmer persönlich war bei der Hängung zum 20. Jubiläum des Wiederaufbaus der Barockkirche anwesend. Für ihn ist der Stern nicht nur ein handwerkliches Zeichen sächsischer Identität, sondern auch ein Verweis auf die christlich geprägte Wertegemeinschaft im Freistaat Sachsen.

Der Autor ist Feuilletonist der Tagespost.


ADVENTLICHE KLÄNGE

Ehret die Meister!

„O Heiland, reiß die Himmel auf“ – Die Choralbearbeitung von Brahms als Adventsbotschaft und Einladung zu Weihnachten  Von Guido Krawinkel

Schon zu seinen Lebzeiten galt Johannes Brahms stets als Konservativer, der gerne in traditionellen Formen und Gattungen komponierte. Die Zukunft der Musik schien aber Richard Wagner, Franz Liszt und deren Anhängern zu gehören, die die alten Formen ablehnten und Werke schufen, die auf Poesie, Drama und Literatur basierten. Brahms, so schrieb Liszt einmal, gehöre zur „posthumen Partei“ in der Musik – im Gegensatz zur fortschrittlich orientierten „Neudeutschen Schule“ um ihn und Wagner.

War Brahms also „nur“ rückwärtsgewandt und altmodisch? In mancherlei Hinsicht vielleicht, aber er war noch weitaus mehr. Trotz seiner bewahrenden Haltung der Vergangenheit gegenüber sah er es stets als seine Aufgabe an, die Musik zu erneuern. Brahms hatte erkannt, wie frei die alten Meister mit der Tradition umgegangen waren, und tat es ihnen gleich.

Strophen je nach Inhalt anders vertont

Wie sehr Brahms diese alten Meister geschätzt hat, zeigt die Motette „O Heiland, reiß die Himmel auf“ in geradezu exemplarischer Manier. Strophenweise vertont Brahms hier jeden der fünf Verse des Chorals. In den ersten beiden zitiert der Sopran die Melodie, während die Unterstimmen ihn majestätisch in halben Noten voranschreitend und fast Note gegen Note gesetzt (Vers 1) oder agil in Viertelnoten – wie Tau vom Himmel tropfend – (Vers 2) imitieren.

Im dritten Vers darf der Tenor den Choral führen, der von den anderen Stimmen mit kraftvoll-markanten Motiven im Stakkato kontrapunktiert wird. Die Musik blüht hier förmlich auf: Ein lebhaftes Triolenmotiv („schlag aus, o Erd“) wird eingeführt, mit dem sich alle vier Stimmen am Ende zu einem fulminanten Aufstieg emporschwingen.

Es folgt ein scharfer Kontrast: Von Leiden und größter Not spricht der vierte Vers, was sich in einer ausdrucksvollen Seufzerthematik äußert. Auch harmonisch wird es, nicht zuletzt durch exzessive Chromatik, immer expressiver. Der fünfte Vers bietet wieder eine verzierte Version der Melodie, an die sich ein bekräftigendes, ja geradezu rauschhaftes, von Vorfreude geprägtes Amen anschließt: Der Heiland kann kommen.

Der Autor ist Musikwissenschaftler und als Musikkritiker im Rheinland tätig.


 

Info:

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