Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, hat sich dafür ausgesprochen, den Dialog mit dem russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchat trotz dessen Nähe zum Kremlchef Wladimir Putin und der Verteidigung des russischen Krieges gegen die Ukraine fortzusetzen. „Man darf den Dialog nie abbrechen, denn nur so kann man überhaupt seine eigene Position ins Spiel bringen“, erklärte Koch im Gespräch mit „domradio.de“.
Schreckliche Botschaft für gesamtes Christentum
Gleichzeitig räumte Kardinal Koch ein, dass sich der Dialog mit der Orthodoxie derzeit wegen des Krieges „in einer sehr schwierigen Situation“ befinde. Dass es auf beiden Seiten Christen gebe und Kirchenführer, die sie in den Kampf schickten, offenbare nach Ansicht des päpstlichen Ökumene-Beauftragten eine „besondere Tragik, weil gerade das russisch-orthodoxe Patriarchat immer gesagt hatte, wir fühlen uns verpflichtet, die Christen zu schützen, gegenüber den Verfolgungen der Christen müssen wir einstehen“.
Heute seien es „Christen, die gegen Christen kämpfen; ja sogar Orthodoxe, die gegen Orthodoxe kämpfen“. Für Koch ist dies „eine schreckliche Botschaft für das ganze Christentum in die Welt hinaus“.
Der Schweizer Kardinal ging zudem noch einmal auf das Videotelefonat ein, das Papst Franziskus Mitte März im Beisein Kochs mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill und dessen Außenamtschef, Metropolit Hilarion, geführt hatte. Darin habe Franziskus „sehr klar gesagt, dass er dankbar ist für diese Begegnung“. Der Papst habe aber auch klar betont: „Wir sind doch nicht Kleriker des Staates, sondern wir sind Hirten des Volkes und haben deshalb keine andere Botschaft als diejenige, diesen Krieg zu beenden.“ Ob diese Botschaft bei Kyrill angekommen sei, könne er jedoch nicht beurteilen.
"Die Hoffnung gebe ich nie auf"
Auf die Frage, ob er noch Hoffnung habe, dass der Dialog mit der Orthodoxe Kirchen Früchte tragen werde, antwortete Koch: „Die Hoffnung gebe ich nie auf.“ Jedoch müsse eine Frage in den Dialogen diskutiert werden, „die wir immer an den Rand gestellt haben. Das ist die Frage des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat“. Im Westen habe man gelernt, dass das adäquate Verhältnis „die Trennung von Kirche und Staat bei gleichzeitiger Partnerschaft von beiden ist“. Diese Konzeption sei in der Orthodoxe Kirchen nicht bekannt. „Man redet hier von der Symphonie zwischen Kirche und Staat. Und diese Konzeption steht sehr stark im Hintergrund.“ DT/mlu
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