Kirchen und Synagogen in Österreich könnten zu Zielen von Gewalttätern und Terroristen werden. Das fürchtet offenbar der österreichische Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Er kündigte am Donnerstag einen „verstärkten Schutz kirchlicher Einrichtungen“ an, und dies in enger Abstimmung mit den Religionsgemeinschaften. Mit Blick auf den islamistischen Terroranschlag in Wien am Allerseelen-Abend befürchtet der Innenminister, „dass es jetzt zu Nachahmungstätern kommt, denn wir befinden uns in einer heiklen Phase nach dem Terroranschlag“.
Jugendgottesdienst war das Ziel
Unmittelbar vor dem Terroranschlag vom 2. November, bei dem in Wien vier unschuldige Menschen ums Leben kamen und mehr als 20 schwer verletzt wurden, hatten muslimische Randalierer in zwei Wiener Kirchen für Aufsehen gesorgt. Ein Zusammenhang mit dem Terroranschlag ist allerdings nicht erkennbar. Der schwerbewaffnete Terrorist selbst verübte seinen Anschlag in der Nähe der Wiener Synagoge und der ältesten Kirche Wiens, der Ruprechtskirche. Laut Medien gibt es aus Ermittlerkreisen Hinweise darauf, dass der Terrorist in die Kirche eindringen wollte, wo zu dieser Zeit ein Jugendgottesdienst stattfand.
Am Donnerstag ordnete Österreichs Innenminister eine verstärkte Bewachung von Kirchen und Synagogen an. Nehammer sprach in diesem Kontext davon, dass die freie Religionsausübung ein hohes Gut sei, das es zu schützen gelte. Ein konkretes Bedrohungsszenario gegen Kirchen liege derzeit nicht vor. Kritik kam umgehend von den Oppositionsparteien FPÖ und SPÖ.
Bestürzt über Antisemitismus
Ebenfalls am Donnerstag kam es in Wien zu einem antisemitisch motivierten Angriff auf einen Rabbiner. Eine Angreiferin bedrohte den Rabbiner mit einem Messer, riss ihm die Kippa vom Kopf und beschimpfte ihn. Bundespräsident Alexander van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und der Wiener Kardinal Christoph Schönborn zeigten sich bestürzt. „Dieser Angriff ist eine Attacke auf das jüdische Leben in Wien“, sagte Innenminister Nehammer. „Neben dem bereits angeordneten verstärkten Schutz der Synagogen werden alle Maßnahmen getroffen, um diesen offensichtlich antisemitisch motivierten Angriff rasch aufzuklären. Es gibt keine Toleranz bei Antisemitismus, egal ob dieser politisch oder religiös motiviert ist.“ DT/sba
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