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Ukrainischer Kirchenrat fordert Flugverbotszone

Kirchengremium richtet Appell an den Westen: Eine Flugverbotszone sei das einzige Mittel, um Menschenleben in der Ukraine zu schützen. Indes trifft päpstlicher Sondergesandter in der Ukraine ein.
Flugverbotszone über Ukraine gefordert
Foto: IMAGO/Leonhard Simon (www.imago-images.de) | Eine Flugverbotszone sei erforderlich, um das „größte Gut“ der Ukraine, „Menschenleben und die zivile Infrastruktur, vor dem barbarischen Beschuss und den Bomben der russischen Invasoren zu schützen“, heißt es in der ...

Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften hat den Westen dazu aufgefordert, eine Flugverbotszone über der Ukraine einzurichten. In einem Appell an die NATO, die Vereinten Nationen (UN), die Europäische Union, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und den Europarat rief das Gremium am Dienstag zu diesem Schritt auf – und forderte auch, die ukrainischen Streitkräfte mit moderner Luftabwehrtechnik auszustatten.

Siedlungen, Schulen und Kirchen beschossen

Eine Flugverbotszone sei erforderlich, um das „größte Gut“ der Ukraine, „Menschenleben und die zivile Infrastruktur, vor dem barbarischen Beschuss und den Bomben der russischen Invasoren zu schützen“, heißt es in der Stellungnahme. Seit Beginn der Invasion hätten die russischen Streitkräfte „höchst zynische und gemäß den internationalen humanitären Gesetzen verbotene Methoden der Kriegsführung“ angewandt. So würden beispielsweise bewohnte Siedlungen, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und sogar Kirchen beschossen und mit Bomben angegriffen.

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Der Gesamtukrainische Rat verweist zudem auf Berichte, wonach die russische Armee auch Kirchen angreife, in denen Flüchtlinge Zuflucht gesucht hätten. Dass Russland nicht davor zurückschrecke, auch humanitäre Korridore, Evakuierungsbusse und Krankenwagen anzugreifen, zeige auf erschreckende Weise die „unberechtigte Grausamkeit und ungezügelte Aggression“. 

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi fordert seit längerem vom Westen eine Flugverbotszone über der Ukraine. Die NATO lehnt dies jedoch ab und verweist auf die Gefahr eines umfassenden Krieges in Europa. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte: „Wir haben als NATO-Verbündete die Verantwortung, zu verhindern, dass dieser Krieg über die Ukraine hinaus eskaliert.“ Deshalb werde man in der Ukraine weder auf dem Boden noch in der Luft intervenieren. Die einzige Möglichkeit, eine Flugverbotszone einzurichten, besteht jedoch darin, NATO-Kampfflugzeuge in den ukrainischen Luftraum zu entsenden und die Flugverbotszone durch den Abschuss russischer Flugzeuge durchzusetzen.

Päpstlicher Sondergesandter trifft Großerzbischof Schewtschuk

Indes ist der von Papst Franziskus in die Ukraine entsandte polnische Kurienkardinal Konrad Krajewski am Dienstagnachmittag in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) eingetroffen. Empfangen wurde er vom griechisch-katholischen Kiewer Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und dem römisch-katholischen Lemberger Erzbischof Mieczyslaw Mokrzycki. Dies teilte der polnische Erzbischof Stanislaw Budzik auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, und teilte auch ein Foto der Begegnung. 

Großerzbischof Schewtschuk hatte den vatikanischen Sondergesandten Krajewski zuvor in seiner täglichen Videobotschaft für seine Mission in der Ukraine willkommen geheißen. „Wir wollen unseren heutigen Gast würdig willkommen heißen und ihm helfen, die Wunden der Ukraine zu sehen, so wie unser Heiliger Vater ihn gebeten hat, die Wunden Christi am Leib des vom Krieg gezeichneten ukrainischen Volkes zu berühren“, so Schewtschuk. Man wolle gemeinsam mit dem Kardinal an den Orten sein, „wo es heute am schwierigsten ist“. Der Großerzbischof betonte, dass die Kirche weiterhin „mit ihrem Volk“ sein werde. „Sie wird dort sein, wo unsere Anwesenheit am meisten gebraucht wird, um diese Menschen zu umarmen, ihnen zu dienen und ihr durch den Krieg verursachtes Leid zu lindern.“

Schewtschuk hob auch hervor, dass die Ukraine die Welt „mit der Kraft der Liebe für ihr Mutterland, mit der Kraft der Einigkeit des ukrainischen Volkes“ überrascht habe. Indem die Menschen ihre Liebe für die Freiheit der ganzen Welt zeigten, begehe man ein Wunder. „Und es fasziniert die ganze Welt“, so Schewtschuk.

Parolin telefoniert mit Außenminister Lawrow

Zuvor hatte am Dienstag bereits der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Telefonat mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow den Aufruf des Papstes zum Frieden in der Ukraine bekräftigt und die „tiefe Besorgnis“ von Franziskus über den andauernden Krieg zum Ausdruck gebracht. Angaben des Vatikans zufolge habe Parolin gegenüber Lawrow wiederholt, was Franziskus mehrmals gefordert habe: Es müsse ein Ende der Kämpfe geben. Abermals signalisierte er die Bereitschaft des Vatikans, sich an jeder Art von Vermittlung zu beteiligen.  DT/mlu

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