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Gloria: Unterschiedlicher als Benedikt und Franziskus geht es kaum

Die Kirchen haben ein Glaubwürdigkeitsproblem, weil sie den Menschen nach dem Mund reden, meint Gloria von Thurn und Taxis. Im Interview spricht sie über Franziskus, deutsche Innenpolitik und ihre Begeisterung für Trump.
Fürstin Gloria von Thurn und Taxis äußert sich zur aktuellen politischen Situation.
Foto: Rainer Fleischmann | „Ob wir wieder Politiker bekommen die das Wohl ihres Wahlvolks priorisieren? Ich weiß es nicht", äußert sich Fürstin Gloria zur aktuellen politischen Situation.

Durchlaucht, was empfinden Sie angesichts des Todes von Franziskus?

Dankbarkeit, denn der Papst hatte wohl ständig Schmerzen und Unwohlsein vor allem nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus. Er wollte unbedingt zurück an die Arbeit, obwohl die Ärzte ihm dies abgeraten hatten. Jetzt ist er endlich erlöst von seinem Leiden und kann vom Himmel aus für uns beten und wir für ihn.

Wie haben Sie ihn erlebt?

Ich selbst habe ihn als charmanten, mit viel Humor ausgestatteten Herren erlebt.

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Was ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

In meiner Erinnerung bleibt er ein freundlicher alter Herr, dem man aber ansieht, dass er auch streng sein kann.

Was ist das Alleinstellungsmerkmal dieses Papstes?

Sein Kennzeichen war Disruption. Er mochte kein Protokoll, mochte keine Konventionen und hat diese auch wo immer er nur konnte, durchbrochen. Ob ihm das nicht mehr geschadet, als genützt hat, wage ich nicht zu sagen, vor allem weil das Protokoll ja vor allem ein Schutz für ihn war.

"Sein Kennzeichen war Disruption.
Er mochte kein Protokoll, mochte keine Konventionen
und hat diese auch wo immer er nur konnte, durchbrochen"

Was hat Benedikt und Franziskus voneinander unterschieden, was war ihnen gemeinsam?

Unterschiedlicher geht es kaum. Der eine ein feinsinniger Schöngeist, der andere ein hemdsärmeliger Kommandant. Gemeinsam hatten sie, dass ihnen das Amt eigentlich nicht gefallen hat und der Schuh für beide zu groß war.

Wie nehmen Sie die derzeitige Stimmung bei den Deutschen wahr?

Die Deutschen sind Idealisten und Romantiker. Caspar David Friedrich lässt grüßen! Die Stimmung ist geprägt von Wunschdenken. Es ist auch schwierig zuzugeben, wenn man sich geirrt hat. So kreativ und leistungsfähig die Deutschen sind, so sehr lassen sie sich wie Schafe ins eigene Unglück führen.

Wir nörgeln an allem herum und tun uns schwer mit einem Vorschuss an Vertrauen. Warum ist das so?

Nein, das sehe ich nicht so! Wir geben den Politikern viel Vertrauensvorschuss. Wir gehen eigentlich nur sehr ungern auf die Straße um zu protestieren. Ich spreche natürlich nicht von den staatlich und von NGOs subventionierten Protestaktionen, die bekommen natürlich schon viele Menschen zusammen.

Was ist derzeit Deutschlands größtes Problem?

Unser Problem ist, dass wir trotz unserer Tüchtigkeit, romantische Träumer sind. Das wird schamlos ausgenützt, um uns zu schaden. Warum das so ist? Womöglich Selbsthass? Warum zieht man uns den Stecker, um das Klima zu retten, welches man, wenn überhaupt nur unilateral beeinflussen könnte. Warum lassen wir wahllos Menschen in unser Sozialsystem einwandern und verschenken an sie das über Jahrzehnte schwer ersparte Vermögen? Menschen, die häufig von einem schrecklichen Frauenbild geprägt sind und unsere Art zu leben weder verstehen noch mögen.

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Haben die Deutschen das Arbeiten verlernt?

Man könnte meinen der Staat möchte gar nicht, dass die Menschen arbeiten. Der Mindestlohn gibt ja gar keinen Anreiz mehr sich ausbilden zu lassen.

Warum ist unsere Gesellschaft so gespalten?

Weil uns dies die letzten Jahre mühsam durch bezahlte Propaganda einmassiert wurde. Zuerst wird die Sprache zerstört, die Menschen werden durch ihre sexuellen Präferenzen auseinanderdividiert, dann wird dafür gesorgt, dass die Schulen die Autorität der Eltern unterminieren, unangepasste Meinungen werden diskriminiert usw. usw. Erst wenn sich alle gegenseitig hassen und die Erde zur Hölle mutiert, wird der Teufel zufrieden sein.

"Erst wenn sich alle gegenseitig hassen und die Erde
zur Hölle mutiert, wird der Teufel zufrieden sein"

Was trauen Sie der neuen Regierung unter Friedrich Merz zu?

Die politische Klasse hat sich verändert. Wir bekommen südamerikanische Verhältnisse, ob sich das je wieder ändern wird? Ob wir wieder Politiker bekommen die das Wohl ihres Wahlvolks priorisieren? Ich weiß es nicht.

Hat der künftige Kanzler der SPD zu viel Spielraum gegeben?

Jedenfalls ist Herr Klingbeil ein sehr tüchtiger und geschickter Antifant und ein ausgezeichneter Verhandler. Ein Segen für die SPD.

Wird diese Regierung das Migrationsproblem in den Griff bekommen?

Für die Regierenden ist die Migration kein Problem, sondern die Lösung der Probleme.

Sie sind Unternehmerin. Was braucht die Wirtschaft jetzt am dringendsten?

Die Wirtschaft braucht am dringendsten eine drastische Reduzierung der kreativitätsraubenden Regularien und Vorschriften. Wenn sie um arbeiten zu können, auf eine Rechtsabteilung angewiesen sind, die dafür sorgt, dass die Vorschriften und Auflagen eingehalten werden, können sie als Kleiner und Mittelständler nicht überleben. Zu teuer! Es läuft darauf hinaus, dass nur noch die Großen sich dieser Vielzahl von Vorschriften annehmen können und sich dadurch die Konkurrenz der Kleineren vom Hals halten können. Lobbyisten in Brüssel sind teuer. Das muss man sich leisten können.

Haben sich die Deutschen zu sehr an den Sozialstaat gewöhnt?

Der Staat hat sich die Menschen gefügig gekauft. Das wird nur leider, bei der Geschwindigkeit mit der das Geld ausgegeben wird, nicht lange gut gehen. Fahrradwege in Peru, LGTB-Schulungen in China oder Projektfinanzierungen, die in den Händen von Betrügern landen. Wie soll das funktionieren?

"Der Staat hat sich die Menschen gefügig gekauft.
Das wird nur leider, bei der Geschwindigkeit
mit der das Geld ausgegeben wird, nicht lange gut gehen"

Wie bewerten Sie das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag?

Jede fehlende Opposition schadet der Demokratie.

Sie haben einmal gesagt, es gehe der politischen Elite um Kontrolle. Das verstehe ich nicht. Wie haben Sie das gemeint?

Die genialste Methode, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen und ihnen die Freiheit zu nehmen ist, indem man ihnen glaubhaft macht, dass es zu ihrem Besten geschieht. Der Klimaschutz liefert das beste Argument, schließlich geht es um die Rettung der Welt. Deswegen hat Greta Thunberg auch gefordert, dass wir in kollektive Panik verfallen, denn wer Angst hat, befolgt das, was die Autorität verlangt. Angst ist das beste Mittel, sich die Menschen gefügig zu machen und Autorität auszuüben. Wenn wir ehrlich sind, haben wir diese schwarze Pädagogik ja auch mit unseren Kindern ausprobiert, um zu verhüten, dass sie uns auf dem Kopf herumtanzen.

Sie sind gläubige Christin. Wie leben Sie Ihren Glauben?

Mit einer regelmäßigen Gebetsroutine und dem Empfang der Sakramente.

Warum haben die Kirchen so große Akzeptanzprobleme?

Weil sie den Menschen nach dem Mund reden und den Kern, nämlich Glaubensverkündung, den Themen des Zeitgeistes zu opfern scheinen. Wenn das Evangelium hinter Klimaschutz und Migration zurückfällt, muss man sich darüber nicht wundern.

Sind die Kirchen zu politisch und kümmern sich zu wenig um ihre eigentliche Missionsarbeit?

Also bei uns im Westen sieht es stark danach aus. In Afrika missioniert die Kirche und ist viel näher an den Menschen.

Wie wichtig ist für Sie die Gottesformel im Amtseid einer neuen Regierung?

Das A und O. Wer keinen lieben Gott über sich hat, ist keiner höheren Instanz als sich selbst Rechenschaft schuldig. Das halte ich für gefährlich.

"Wer keinen lieben Gott über sich hat,
ist keiner höheren Instanz als sich selbst Rechenschaft schuldig.
Das halte ich für gefährlich"

In die Kirche gehen heißt, das Heilige suchen, sagen Sie. Wie wollen Sie diesen Satz verstanden wissen?

Ich weiß nicht in welchem Zusammenhang dieser Satz gefallen ist. Aber das Heilige suchen ist eben ein „Sich Ausrichten nach Oben“. Das Höhersteigen im Geiste, ein Suchen nach dem Größeren, dem Erhabenen.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie heute in die USA?

Mit Zuversicht! Allein das Abhängen der Fahne, dem Symbol der gesellschaftsspaltenden, antichristlichen, häretischen Sekte, die sich LGTBQ nennt, ist ein Zeichen, dass es in den USA bergauf geht.

Sie haben gesagt, Trump sei eine Chance für Deutschland. Meinen Sie das ernst?

Ja natürlich! Er hat als erster Politiker die Subventionierung der fortpflanzungsfeindlichen Todesorganisation Planned Parenthood aufgekündigt. Mit diesem Schritt alleine, hat er den Turnaround eingeleitet. Eine Gesellschaft, die ihren eigenen Nachwuchs tötet und stattdessen Menschen aus anderen Kulturen der eigenen Bevölkerung aufdrängt und subventioniert, wird scheitern. Institutionalisierter Menschenraub und Menschentötung zu eigenen Zwecken ist der sichere Weg in die Selbstzerstörung.

Wie fanden Sie sein Auftreten gegenüber Selenskyj in Washington?

Dieses unwürdige Schauspiel hat mir überhaupt nicht gefallen. Leider wird ja heutzutage alles vor die Kameras gezerrt und in die Welt projiziert. Ich mag diesen Exhibitionismus überhaupt nicht.

Sie haben Trump einmal getroffen. Wie haben Sie ihn erlebt?

Klasse! Ich bin MAGA und daher ist mein Urteil nicht 100 Prozent neutral. Das ist so, als würde man einen Bayern-Fan fragen, wie er Manuel Neuer erlebt hat.

Haben Sie Angst vor einem Krieg in Europa, ausgelöst durch Putin, der auch Deutschland treffen könnte?

Mir scheint, dass Putin kein unbedachter schnell agierender Präsident ist. Ich habe nie genau verstanden, was das Ziel des Krieges gegen Russland sein soll. Am Anfang hieß es, wir müssten die Demokratie verteidigen. Dann kam raus, dass Bodenschätze für die Amerikaner eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig wird uns gedroht, dass der Russe aufgehalten werden muss, weil er sich sonst noch weitere Staaten einverleiben wolle. Das Ganze mit einer schlecht geführten marodierenden Soldateska. Also was jetzt? Ich weiß nur, dass sowohl Napoleon, als auch Hitler Hekatomben von jungen Männern in diesen sinnlosen Kriegen verheizt haben.

Ist unsere Demokratie, ist unsere Freiheit in Gefahr?

Ja, das könnte man so sehen.

Was sind für Sie die drei wichtigsten Werte?

Nächstenliebe, Ehrlichkeit und Anstand, Respekt vor den Eltern und Älteren.

Was macht Ihnen – trotz allem – Hoffnung?

Der Glaube an Gott und der Glaube an ehrliche anständige Menschen.


Der Autor war von 1995 bis 2017 Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens und ist zusammen mit Jan Fleischhauer Gastgeber des „Tagespost"-Podcasts „Sagen, wie es ist".

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

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