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Aufbruch ins Gelobte Land 

Französische Juden fliehen vor zunehmendem Antisemitismus nach Israel – mit Unterstützung eines evangelischen Pastors.
Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv
Foto: IMAGO/Achille Abboud (www.imago-images.de) | Zunehmend ein Sehnsuchtsort europäischer Juden: der Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv, Ankunftsort der Einwanderer.

Sie stehen exemplarisch für eine wachsende Bewegung: Knapp 50 jüdische Einwanderer aus Frankreich sind laut dem christlichen Fernsehnetzwerk CBN kürzlich am Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gelandet, wo sie herzlich empfangen wurden. Für viele ist es nicht nur eine Flucht vor wachsender Bedrohung, sondern auch eine Rückkehr zu ihrer Identität.

Frankreich beherbergt die größte jüdische Gemeinde außerhalb der USA. Doch in den vergangenen Monaten hat sich das gesellschaftliche Klima dramatisch verschlechtert. Seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 ist die Zahl antisemitischer Vorfälle rapide gestiegen. Öffentliche Anfeindungen, Hetzparolen an Hauswänden und Übergriffe auf offener Straße prägen zunehmend den Alltag vieler jüdischer Familien.

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„Das Leben in Frankreich ist sehr, sehr schwer geworden“, berichtet die 22-jährige Noa im Gespräch mit CBN News. „Überall antisemitische Sprüche. Ich konnte das nicht mehr ertragen.“ Sie hat ihre Familie zurückgelassen und ist allein nach Israel gekommen. „Ich habe Angst, weil ich alles aufgebe. Aber auch Hoffnung auf das, was kommt.“

Debbie Szasur hat 45 Jahre auf diesen Moment gewartet. Als Jugendliche wollte sie bereits auswandern, doch das Leben kam dazwischen. Nun ist sie nach Jahrzehnten ihrem inneren Ruf gefolgt: „Ich bin so glücklich – es sind so viele Emotionen. Ich habe es endlich geschafft.“ Am Flughafen fiel sie ihren Söhnen in die Arme, die bereits nach Israel ausgewandert waren. „Unglaublich“, sagte ihr Sohn Raphael. „Wir haben jahrelang darauf gewartet.“

Erschreckende Entwicklung in Frankreich

Die besorgniserregende Realität in Frankreich treibt viele zur Auswanderung. Sam Grundwerg, Präsident der jüdischen Organisation Keren Hayesod, nennt erschütternde Beispiele: „Ein Rabbiner wurde kürzlich mit seinem neunjährigen Sohn vor einer Synagoge angegriffen – und der Täter floh nicht einmal. Das zeigt die erschreckende Entwicklung.“

Die Reise der Einwanderer wurde von der christlichen Organisation „Larry Huch Ministries“ ermöglicht. Für Gründer Larry Huch ist es keine bloße Wohltätigkeit, sondern Erfüllung einer biblischen Prophezeiung. „Die Bibel spricht davon, dass Nichtjuden das jüdische Volk in ihre Heimat tragen. Es sind Juden, die in das Gelobte Land zurückkehren, das Gott Abraham vor 3.700 Jahren gegeben hat, und Christen, die sie nicht vertreiben, sondern zurückbringen.“ Huch begleitete die Gruppe persönlich von Paris nach Tel Aviv: „Es hat mich tiefer berührt, als ich dachte. Es fühlt sich an wie Familie.“

Die Pastoren Larry und Tiz Huch setzen sich dafür ein, Christen die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens näherzubringen. Auf ihrer Homepage schreiben sie: „Wir möchten zu Israel stehen, die Kluft zwischen Juden und Christen überbrücken und die biblischen Prophezeiungen erfüllen.“

Wer ankommt, ist sofort integriert

Viele Einwanderer sprechen von einem inneren Ruf nach Israel. „Es ist das Land meiner Eltern und meiner Vorfahren“, sagt Aurelia. „Es ist wie der Klang eines Schofars – etwas, das in uns widerhallt.“ Ihre Hoffnung: ihre Kinder künftig in Freiheit und Sicherheit großziehen zu können.

Das israelische Rückkehrgesetz von 1950 garantiert jedem Juden weltweit das Recht auf Einwanderung – die sogenannte Alija. Bei ihrer Ankunft erhalten die Neuankömmlinge sofort einen israelischen Ausweis und werden in das soziale System integriert. Der Staat versteht sich nicht nur als Zufluchtsort, sondern als geistige Heimat des jüdischen Volkes.

„Sie kommen für ein besseres Leben, für eine Ausbildung ihrer Kinder – aber vor allem, weil sie sagen: Wir gehen nach Hause“, betont Huch. Diese Heimkehr sei ein kollektives Bekenntnis zur jüdischen Identität – getragen von Mut, Hoffnung und jahrtausendealter Geschichte.

Grundwerg richtete abschließend Worte des Dankes an die christlichen Unterstützer: „Wahre Freundschaft zeigt sich in schwierigen Zeiten. Und dies sind schwierige Zeiten. Unsere christlichen Freunde stehen fest an unserer Seite – dafür sind wir zutiefst dankbar.“

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