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US-Zeitschrift sieht deutsche Katholiken am Rand der Spaltung

Kritik am deutschen Reformprozess aus den USA: Der „National Catholic Register“ sieht den Synodalen Weg als „deutsches Problem“.
Kritik am deutschen Reformprozess aus den USA
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L)

Die US-Zeitschrift „National Catholic Register“ hat in einem Leitartikel grundsätzliche Kritik am Synodalen Weg in Deutschland geübt. In einem Beitrag des Herausgebers Michael Warsaw mit dem Titel „Das deutsche Problem“, den das Magazin jüngst auf seiner Website veröffentlichte, heißt es: „Die jüngsten Entwicklungen beim zunehmend verheerenden ‚Synodalen Weg’ in Deutschland sind mehr als beunruhigend.“ Die Ortskirche im bevölkerungsreichsten und wirtschaftsstärksten Land Westeuropas sei inzwischen „an den Rand einer formellen Spaltung geraten“.

In eklatantem Widerspruch zur Lehre

Um dies zu untermauern, spricht der Herausgeber in dem Beitrag zunächst von der Verabschiedung von Dokumenten, in denen zur Billigung von homosexuellen Handlungen und Transgenderismus aufgerufen sowie die Priesterweihe für die Frau befürwortet werde – „in eklatantem Widerspruch zu dem, was die Kirche in diesen Glaubens- und Moralfragen lehrt.“ Dazu komme die Zustimmung zur Einrichtung eines ständigen Synodalen Rates, der die Autorität des Bischofs in grundlegenden Aspekten des kirchlichen Lebens in den deutschen Diözesen ablösen würde – dies stehe „in eklatantem Widerspruch zur katholischen Ekklesiologie“.

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Dass der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, „darauf bestand“, ein von der Sperrminorität der Bischöfe abgelehntes Dokument, „als angenommen zu betrachten“, bezeichnet Warsaw als „Farce“. Darin zeige sich die Doppelzüngigkeit des gesamten deutschen Synodalweges. „Für diese Gruppe ist die Synodalität nur dann von Bedeutung, wenn sie ihre eigene Agenda des Dissenses vorantreibt.“

Einwände des Papstes komplett ignoriert

Dass die Versammlung „ihre eigenen Regeln“ gebrochen, und eine geheime Abstimmung nicht mehr erlaubt habe, sei eine „Verfahrensmanipulation“ mit offensichtlicher Absicht: „Die dominierenden Progressiven beabsichtigen, in Zukunft alle orthodoxen Bischöfe und Laienvertreter, die mutig genug sind, sich gegen die Flutwelle des Dissenses in Deutschland zu stellen, zu ‚benennen und zu beschämen’“. Warsaw schlussfolgert: „Solche unverhohlenen Druckmittel sind dem gesunden Funktionieren einer kollegialen und geschwisterlichen Kirche völlig fremd.“

Die Verantwortlichen des Synodalen Wegs, die sowohl die Weisungen des Papstes in seinem Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ vom 29. Juni 2019 sowie „mehrere noch schärfer formulierte Stellungnahmen hochrangiger Vatikanführer, darunter die Erklärung vom Juli 2022“ völlig ignoriert hätten, hätten von Anfang an versucht, „ihre Pläne als notwendiges Gegenmittel gegen den sexuellen Missbrauch durch Geistliche zu vermarkten“.

Nun sei klar geworden, dass „sie nie in erster Linie daran interessiert gewesen seien, die Missbrauchskrise zu bekämpfen“. Sie hätten vielmehr das Thema „als Werkzeug nutzen“ wollen, „um dieselben müden säkularen und relativistischen Ideen voranzutreiben, die Mitglieder dieser deutschen Fraktion (unterstützt und gefördert von progressiven Katholiken in Europa und den Vereinigten Staaten) seit Jahrzehnten vertreten haben“.

Fehlinterpretation des Begriffs "Synodalität"

Die Verantwortlichen des Synodalen Wegs gäben „ihre abweichende Agenda als ‚synodalen’ Ausdruck des Mehrheitswillens der deutschen Katholiken“ aus. Sie wollten „den Rest der Kirche davon überzeugen, ihre schwerwiegenden Verstöße gegen die Lehre und Praxis der Kirche ohne Korrektur zuzulassen.“ Darüber hinaus „scheinen sie darauf zu setzen, dass diese Agenda von Papst Franziskus und der Synode zur Synodalität angenommen wird, wenn dieser globale Prozess nächstes Jahr im Oktober in Rom abgeschlossen wird“.

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Die Möglichkeit, das sich „diese deutsche Fehlinterpretation des Begriffs ‚Synodalität’ in den Diskussionen des nächsten Jahres durchsetzen könnte“, sei einer der Gründe gewesen, warum beim jüngsten Konsistorium eine Reihe von Kardinälen „die Frage nach der korrekten Definition des Begriffs“ aufgeworfen hätten. „Diese Kardinäle sind entschlossen, in dieser Angelegenheit Klarheit zu schaffen, um sicherzustellen, dass das Ergebnis im nächsten Jahr für die Kirche und ihre evangelischen Prioritäten konstruktiv und nicht destruktiv ist.“

Dies sei ein „positives Zeichen“, so Warsaw. Ein weiteres positives Zeichen sieht der Herausgeber des „National Catholic Register“ darin, „dass es immer noch viele mutige deutsche Bischöfe gibt, wie Kardinal Rainer Woelki von Köln und Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg, die weiterhin öffentlich für die katholische Wahrheit gegen die säkularistische Agenda des Synodalweges eintreten.“

Es sei zwar nicht bekannt, „welche privaten Gespräche derzeit zwischen dem Heiligen Stuhl und der Kirchenleitung in Deutschland stattfinden“, aber es sei schwer vorstellbar, „wie diese gefährliche Situation ohne das direkte Eingreifen von Papst Franziskus gelöst werden kann.“

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