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Neuer Anfang: „Wir schreiben dem Papst“

Die Initiative Neuer Anfang ruft Katholiken dazu auf, dem Papst zu schreiben. Der Gründer der Initiative, Bernhard Meuser, erklärt die Beweggründe.
Papst Leo am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis
Foto: IMAGO/ALESSIA GIULIANI (www.imago-images.de) | Weiß schon bescheid über Deutschland: Papst Leo XIV., hier am 8. Dezember.

Herr Meuser, die Initiative „Neuer Anfang“ ruft Katholiken aus den deutschsprachigen Ländern dazu auf, an einem Brief an Papst Leo mitzuwirken. Was bezwecken Sie damit?

Die katholische Kirche in Deutschland ist in der größten Krise seit der Reformation. Die Szenarien sind leider so, dass nur Rom noch verhindern kann, dass bei uns auf Sicht die Lichter ausgehen. Papst Leo soll noch besser verstehen, woran die Kirche hierzulande wirklich krankt, warum wir die Rezepte des deutschen „Synodalen Weges“ für krankheitsverstärkend halten und warum immer mehr gläubige Katholiken sich nicht von übergriffigen Kirchenfunktionären vorschreiben lassen möchten, was morgen noch katholisch ist.

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Haben Sie den Eindruck, der Heilige Vater verfolgt die Situation in Deutschland mit Aufmerksamkeit?

Die Kirche ist groß. Ich glaube aber, dass der Papst schon heute den einen Punkt verstanden hat, dass nämlich die Allianz derer, die sich um Georg Bätzing und Frau Stetter-Karp scharen, kaum repräsentativ für die Kirche in Deutschland ist – ja, dass Christen, die sich am Lehramt der Kirche orientieren und sich um ein sakramentales Leben in der Nachfolge Christi bemühen, sich verraten oder alleingelassen vorkommen. Immerhin hat Papst Leo ja im Flugzeug geäußert, er befürchte, „dass viele Katholiken in Deutschland glauben, dass bestimmte Aspekte des bisher in Deutschland durchgeführten Synodalen Weges nicht ihre Hoffnungen für die Kirche oder ihre Art, die Kirche zu leben, widerspiegeln“. Das weiß er auch von mehreren deutschen Diözesanbischöfen, die in Rom ihr Entsetzen über die deutschen Sonderwege und Sonderlehren vorgetragen haben.

Dann dürfte sich die Gefahr ja in Grenzen halten, dass wir morgen früh aufwachen und doch das haben, wovor Papst Franziskus Bischof Bätzing warnte: „Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei von ihnen“?

Es gibt eine große Gefahr. Dass Rom an tausend Ecken einschreiten müsste – ich nenne nur den Zustand der Lehre an den Hochschulen, den evidenten Ungehorsam von Bischöfen, die klammheimliche Installation einer häretischen Sexualethik usw. – ist sonnenklar. Nur sind die Dinge so weit ins Kraut geschossen, dass harte Schnitte des Heiligen Stuhles unabsehbare Folgen haben könnten, etwa die Brüskierung weiter Teile des Episkopats – Folgen gar bis hin zur Unterminierung des Konkordats oder der Provokation eines formellen Schismas (das es faktisch und ohne den erklärten Krieg heute schon gibt). Rom – oder zumindest das Staatssekretariat – könnte sich um gesichtswahrende Lösungen bemühen. Wir wollen unseren Heiligen Vater einladen, keinen faulen Kompromissen zuzustimmen, die nur zu einer Fortsetzung des deutschen Kirchenelends, zur Prolongierung der Lüge und zu fundamentalen Beschädigungen des Vertrauens in das Amt führen würden.

Schisma? Das ist ein starkes Wort. Woran machen Sie das fest?

„Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche.“ (CIC 751) Bis zuletzt gab es eine Fülle von nachweisbaren (an Bischöfen festmachbaren) schismatischen Akten – etwa in der Ekklesiologie oder der Sexualethik. Wenn es heiß wurde – wenn Rom Weisung gab – maskierte man den Ungehorsam als „Redebedarf“ und den Widerspruch als „Meinungsbeitrag“. Nach katholischem Kirchenverständnis gibt es aber bei verbindlichen Weisungen weder einen Ermessensspielraum noch ein Vetorecht. Nun ist ein Schisma aber dann erst vollendet, wenn es formell festgestellt wird: „Wenn du das sagst und wir das, dann sind wir getrennte Leute.“ Klartext: Dann bleibt nur die Unterwerfung oder der Abschied. Wenn die Römer ein Schisma nur deshalb nicht feststellen, weil sie Angst vor politischen Folgen haben, das Chaos in Deutschland ausbrechen könnte oder die Zuwendungen an den Vatikan versiegen, dann wäre Rom Teil der korrupten Verhältnisse.

Gibt es denn auch noch Hoffnung?

Wir haben eine leuchtende Vision von der Kirche. Nur liegt der deutsche „Synodale Weg“ wie eine institutionelle Blockade auf allem, wonach wir uns sehnen: den geistlichen Aufbruch in wirklicher Synodalität, Prozesse tiefgreifender Bekehrung und Hinwendung zum Herrn, eine Kirche der Jüngerschaft, Neuevangelisierung, Zeugnis, Verkündigung. Eine Kirche, in der das Heil bürokratisch verwaltet wird, kennt das Evangelium nicht.

Wie sieht die Beteiligung bisher aus?

Wir haben schon eine ganze Reihe von Zuschriften. Damit es aber wirklich ein Brief des „pilgernden Gottesvolkes“ wird, könnten sich noch mehr Leute beteiligen. Den Ärger in sich hineinfressen nützt nichts. Übrigens soll der Brief nicht nur ein katholischer Notschrei sein. Es könnten noch mehr Stimmen kommen, die diesem wunderbaren Mann auf dem Stuhl Petri Danke sagen und ihn zu versöhnlichen, aber klaren Schritten ermutigen.

Die Übergabe des Briefs soll im Rahmen der jährlichen Rom-Wallfahrt des NA geschehen, bei der auch „Die Tagespost“ dabei ist. Wie genau soll das aussehen?

Am 7. Januar kommt es in Rom zu einer Generalaudienz, bei der wir uns eine „prima fila“ wünschen, das heißt: eine erste Reihe, wo es Gelegenheit gibt, mit dem Heiligen Vater zu sprechen. Nun kommen wir aber ausgerechnet zu einer kirchlichen „Rushhour“ (Ende des Heiligen Jahres, Konsistorium der Kardinäle), sodass wir Papst Leo ersatzweise um eine zeitnahe Privataudienz gebeten haben.

Teilnahme: kontakt@neueranfang.online (Betreff: „Wir schreiben dem Papst“)

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