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Kloster St. Gabriel in Berlin: „Wir freuen uns auf die erste Messe“

Laien, Unternehmer und Ordensleute ziehen an einem Strank: Das von den Rosa Schwestern verlassene Kloster in Berlin soll weiterhin geistlich genutzt werden.
Relindis Berinyuy aus Kamerun will den Glauben für junge Menschen wieder attraktiv machen.
Foto: Archiv | Relindis Berinyuy aus Kamerun will den Glauben für junge Menschen wieder attraktiv machen. Die afrikanische Lebensfreude könne hier auch helfen.

Jan-Philipp Goertz, Sprecher der Laieninitiative „Pro Kloster St. Gabriel“, und Relindis Berinyuy von den „Terziarschwestern des Heiligen Franziskus“ setzen sich mit vielen Unterstützern dafür ein, dass in das Berliner Kloster St. Gabriel neues geistliches Leben einzieht.

Wie ist der jetzige Stand, nachdem die „Rosa Schwestern“, die Kongregation der Dienerinnen des Heiligen Geistes von der Ewigen Anbetung, Kloster St. Gabriel im Januar verließen?

Jan-Philipp Goertz: Die Schwestern haben mit einer säkularen Privatschule einen Vertrag geschlossen, der aber noch vom Vatikan genehmigt werden muss. Man darf hoffen und beten, dass die Genehmigung nicht erteilt wird. Das war auch bei St. Afra in Berlin der Fall. Dieser Präzedenzfall gibt uns ein bisschen Hoffnung.

Wer steht hinter diesem „uns“?

Jan-Philipp Goertz: Ein Verein von „Bewegten“. Man kann fast sagen, eine „Bewegung“. Wir kommen von verschiedenen Gruppen – von „Ethos Maria“ oder vom „Bund Katholischer Unternehmer BKU“ und haben inzwischen mehr als 1 000 Unterstützer. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, kirchliche Orte nicht einfach gehen zu lassen. In solchen Fällen sollten die Gläubigen des Bistums informiert und gefragt werden: Habt Ihr Ideen dazu? Wollt Ihr Euer Geld, Eure Expertise einsetzen?

Eine Alternative wäre eine Gemeinschaft, die Sie, Frau Berinyu, vertreten. Können Sie etwas zu diesem Zweig der Franziskanerinnen erläutern?

Relindis Berinyuy: Die „Kongregation der Terziarschwestern des Heiligen Franziskus“ hat zwei Zweige: Die regulären Ordensschwestern, die Gelübden ablegen und in der Gemeinschaft zusammenleben; und dann der Dritte Orden, in dem Laien wie ich das Evangelium in der Welt leben.

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Wir sind in Europa, Lateinamerika und Afrika vertreten – ich komme aus Kamerun. Das Mutterhaus ist in Italien. Wir sind im Gesundheits- und Erziehungswesen tätig; wir kümmern uns um benachteiligte Menschen: Waisenkinder, ältere Menschen, Binnenvertriebene, Arme, Obdach- und Heimtatlose sowie geistig Behinderte. Wir leisten aber auch pastorale Arbeit in den Pfarreien.

Müsste das Mutterhaus genehmigen, dass die Terziarschwestern nach Berlin kommen? Welchen Aufgaben würden Sie sich widmen?

Relindis Berinyuy: Ja, aber die Mutter Generaloberin Sr. Theodosia Baki stammt aus meiner Heimatstadt Kumbo! Aus dem Gebiet im englischsprachigen Kamerun kommen viele Priester und Ordensleute. Der letztes Jahr verstorbene Kardinal Christian Tume stammte ebenfalls aus Kumbo. Es würden sowohl die Ordensschwestern als auch die Laien aus dem Dritten Orden kommen. Häufig sagen junge Menschen, die Kirche sei langweilig. Wir haben eine sehr lebendige Art der Anbetung, die junge Menschen anspricht.

Wir wollen die Kirche für die Jugend attraktiv machen. Mit den jüngeren Schwestern käme auch eine neue Atmosphäre ins Kloster St. Gabriel. Die Schwestern, überhaupt Afrikaner würden eine besondere Lebensfreude mitbringen. Das gehört auch zum Geist des heiligen Franziskus. Es können Schwierigkeiten auftreten, wegen des Klimas, der unterschiedlichen Mentalität ... aber das Gelübde, das die Ordensschwestern abgelegt haben, wird ihnen schon helfen, sie zu überwinden. Das Gebet, die Gemeinschaft würden sie auffangen.

Warum Berlin?

Relindis Berinyuy: Ich habe viele Städte in Deutschland besucht, und den Schwestern über den Bedarf berichtet. Ich habe darüber gebetet, und mich für Berlin entschieden.

Jan-Philipp Goertz: In Berlin gibt es keinen Druck, dass man Katholik sein muss. Gerade deshalb gibt es hier so viele apostolische Initiativen und auch viele gute Gemeinden. In vielen Teilen der Welt werden Deutschland und speziell Berlin als „Schlachtfeld“ für den Glauben bezeichnet. Nordamerikanische Freunde beten viel für Deutschland, weil wir hier sozusagen „keine gute Figur“ machen. Sie wissen meistens nicht, dass es hier eine wachsende Kirche gibt. Es ist nur nicht die Kirche, die in den Medien steht, Stichwort Synodaler Weg oder Austrittszahlen. Bei uns geht es in die andere Richtung. Das sind die Früchte einer Arbeit, die vor zehn Jahren begonnen wurde. Wenn wir einfach jeden Tag die Messe besuchen, die Sakramente empfangen ... Die ganze Gnade, die wir bekommen, wirkt sich aus. Wenn es mit dem Glauben schwieriger wird, brauchen die Menschen Orte, wo sie Zuversicht, Gemeinschaft, Schönheit ... erfahren. Es gibt hier so viele gute Menschen, und Gott liebt dieses Land auch.

Was ist nun der nächste Schritt? Was sagt der Berliner Erzbischof Heiner Koch zum Stand der Dinge?

Jan-Philipp Goertz: Unsere Bischöfe stellen sich selten in den Weg einer Entwicklung. Sie haben jedoch ein gutes Herz ... Wir haben es in St. Clemens gesehen, als die Kirche geschlossen werden sollte. Kardinal Sterzinsky sagte, er könne nichts machen. Aber als die Kirche nach sechs Monaten wieder eröffnet wurde, war er der erste, der gekommen ist. Er hat sich sehr gefreut.

Erzbischof Koch hat in St. Gabriel die letzte Heilige Messe gefeiert. Wenn sich aber etwas tut, insbesondere im Bereich der Caritas, dann werden unsere Bischöfe keine Schwierigkeiten machen. Wir freuen uns also schon auf die Eröffnungsmesse in St. Gabriel im Jahre 2023.

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