Mit einem energischen und frohen Auftritt vor Jugendlichen bei der Residenz des maronitischen Patriarchen in Bkerké am Montagabend, einem stillen Gebet am Unglücksort im Beiruter Hafen und einer Messfeier auf dem Gelände „Beirut Waterfront“ hat Leo XIV. seine erste Apostolische Reise in die Türkei und in den Libanon beendet.
„Ihr habt mich gefragt“, rief der Papst am Montag den Jugendlichen zu, „wo ihr Halt finden könnt, um im Einsatz für den Frieden durchhalten zu können. Meine Lieben, diesen Halt kann keine Idee, kein Vertrag und kein moralisches Prinzip bieten. Das wahre Prinzip für neues Leben ist die Hoffnung, die von oben kommt: Es ist Christus!“
Gedenken an Opfer der verheerenden Explosionen
Der Sohn Gottes, wie ihn das Konzil von Nizäa vor 1.700 Jahren definiert hatte, stand in der Türkei im Mittelpunkt der Ansprachen des Papstes über eine Wiederbegründung der verlorenen christlichen Einheit. Und derselbe Jesus Christus war es, den Papst Leo dem leidgeprüften Libanon bringen wollte – als tragfähigen Grund für einen dauerhaften Frieden zwischen den Völkern und Religionen.
Die zwei Tage in Beirut waren Tage der Begeisterung, die dem Papst entgegenschlug, aber auch des Gedenkens. Emblematisch die Stätte, wo im August 2020 zwei Explosionen eine verheerende Verwüstung anrichteten. Tausende wurden damals verletzt, Hunderttausende verloren ihre Wohnung, mehr als 200 Menschen starben. Papst Leo legte dort am Dienstagmorgen einen Kranz nieder und sprach mit Angehörigen der Opfer. Immer wieder suchte er die Nähe zu den Menschen, auch beim Kurzbesuch am frühen Dienstagmorgen im Krankenhaus „De la Croix“, das psychisch kranke Menschen behandelt.
Die Nächstenliebe als universelle Sprache
Der Papst wirkte am Dienstag frisch und ausgeruht, nachdem er am Nachmittag zuvor beim Treffen mit Vertretern anderer Religionen sichtbar gegen die Müdigkeit ankämpfen musste. Von Müdigkeit war keine Rede mehr, als er dann am Abend von der Lebensfreude und dem Schwung der Jugendlichen angesteckt wurde.
Auch aus Syrien und dem Irak waren junge Leute angereist, allen rief Papst Leo voller Elan zu: „Plant gemeinsam und mit großzügigem Einsatz für die Gerechtigkeit eine Zukunft in Frieden und Entwicklung. Seid der Lebenssaft der Hoffnung, auf den das Land wartet!“ Der Papst fragte die Jugendlichen: „Was drückt mehr als alles andere die Gegenwart Gottes in der Welt aus?“ – und gab gleich die Antwort: „Die Liebe, die Nächstenliebe! Die Nächstenliebe spricht eine universale Sprache, weil sie zu jedem Herzen spricht. Sie ist kein Ideal, sondern eine Geschichte, die sich im Leben Jesu und der Heiligen offenbart, die unsere Begleiter in den Prüfungen des Lebens sind.“
Die Schönheit des Landes, sagte Leo XIV. auf dem Gelände der Abschlussmesse, auf dem ein neues Wohnviertel entstehen soll, werde jedoch von Armut und Leid überschattet, „von Wunden, die eure Geschichte gezeichnet haben – gerade habe ich am Hafen, am Ort der Explosion gebetet. Sie wird von vielen Problemen überschattet, die euch bedrängen, von einem schwachen und oft instabilen politischen Umfeld, von der dramatischen Wirtschaftskrise, die euch belastet, von Gewalt und Konflikten, die alte Ängste wieder geweckt haben“.
Die kleinen Triebe der Hoffnung
Da gelte es, die kleinen Lichter wahrzunehmen, die kleinen Zweige der Hoffnung, so Papst Leo. So habe der Prophet Jesaja den Messias angekündigt, und da dieser in der Kleinheit eines Sprosses gekommen sei, konnte er nur von den Kleinen erkannt werden, „von denen, die ohne große Ansprüche die verborgenen Details, die Spuren Gottes in einer scheinbar ausweglosen Geschichte erkennen können“.
Das sei ein Hinweis für alle, die kleinen Triebe zu erkennen, die „in den trockenen Garten dieses Moments der Geschichte“ gepflanzt würden: „Ich denke an euren einfachen und echten Glauben, der in euren Familien verwurzelt ist und durch christliche Schulen genährt wird; ich denke an das beständige Wirken der Pfarreien, Kongregationen und Bewegungen, um den Anliegen und Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden; ich denke an die vielen Priester und Ordensleute, die sich trotz zahlreicher Schwierigkeiten ganz ihrer Aufgabe widmen; ich denke an die Laien, die sich im Bereich der Caritas und für die Verbreitung des Evangeliums in der Gesellschaft engagieren. Wegen dieser Lichter, die mühsam die Dunkelheit der Nacht zu erhellen suchen, aufgrund dieser kleinen und unsichtbaren Keimlinge, die jedoch Hoffnung für die Zukunft geben, müssen wir heute wie Jesus sagen: ,Wir preisen dich, Vater!‘ Wir danken dir, dass du bei uns bist und uns nicht wanken lässt.“
Die Predigt des Papstes kam an – wie schon am Abend zuvor seine Ansprache beim Treffen mit den Jugendlichen. Vor den Vertretern der Religionen hatte er den Libanon „Ort der Hoffnung“ genannt, die Jugend hatte er als „Lebenssaft der Hoffnung“ bezeichnet, jetzt, bei der Predigt, machte er allen nochmals Mut, die Zukunft zu gestalten: „Dies ist der Traum, der euch anvertraut ist, das ist es, was der Gott des Friedens in eure Hände legt: Libanon, steh wieder auf! Sei ein Haus der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit! Sei ein Vorbote des Friedens für die ganze Levante!“
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.










