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Eine Frau für eine Herkulesaufgabe

Vor der neuen ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp liegt eine Herkulesaufgabe. Gut vernetzt, menschlich sympathisch und mit mehrheitsfähigen Positionen beim Synodalen Weg, muss sie beweisen, ob sie im Gegenwind des Reformdialogs bestehen kann.
Neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken
Foto: Bernd von Jutrczenka (dpa) | Irme Stetter-Karp, die neue Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) nimmt nach ihrer Wahl bei der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken den Applaus entgegen.

Wenn es schwierig bei Kirchens wird, sind die Frauen an der Reihe. Vor der neuen Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, liegt eine Herkulesaufgabe. Sie soll der Stimme der katholischen Laien in der Öffentlichkeit in einer sich rapide säkularisierenden Gesellschaft mehr Gewicht geben und zugleich den Balanceakt des Synodalen Wegs inmitten einer Kirchenkrise bewältigen.

Mitbegründerin von "Donum vitae"

Auf der mittleren Führungsebene gilt die 65-Jährige, die als zweite Frau in der Geschichte des Gremiums auf dem Präsidentenstuhl Platz nimmt, als gut vernetzt: Im Bistum Rottenburg-Stuttgart hat sie jahrelang Leitungserfahrung im Ordinariat und bei der Caritas sammeln können. Zudem machte sie sich als Mitbegründerin von „Donum vitae“ einen Namen. Dass sie als zwölftes Kind einer Bauern- und Gastwirtsfamilie zur Welt kam und auch heute noch mitunter heimlich vom Leben einer Bergbäuerin träumt, hebt sie menschlich sympathisch ab im Reigen kirchlicher Funktionäre.

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Beim Synodalen Weg sind ihre Positionen mehrheitsfähig sein: Sie gehört dem Synodalforum 4 „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft an“, das bereits deutlichen Widerspruch seitens der Minderheit erfahren hat. Man wird abwarten müssen, ob es Irme Stetter-Karp gelingt, das Zentralkomitee auch im bereits heraufziehenden Sturm zu moderieren.

Neuer Kurs als Konsequenz aus einseitiger Ausrichtung

Im Ausland wächst die Skepsis gegenüber den Reformvorstellungen im deutschen Katholizismus. Bischof Overbeck räumte kürzlich ein, dass er bezüglich des Synodalen Wegs kritische Anfragen aus dem Ausland erhalte. Die neue ZdK-Präsidentin wünscht sich eine stärkere Verbindung von Mystik und Politik, insbesondere Glaubwürdigkeit, die Menschen neugierig werden lässt auf Jesus Christus. Das ist sicher ein ehrenwertes Anliegen. Gleiches gilt für ihren Wunsch, das ZdK möge sich von den binnenkirchlichen Debatten nicht völlig vereinnahmen lassen.

Ein neuer Kurs des ZdK läge in der Konsequenz der einseitigen Ausrichtung der vergangenen Jahre. Selbst der vormalige ZdK-Präsident Thomas Sternberg räumte am Ende seiner Amtszeit die „recht schwache Wahrnehmung“ der politischen Positionierungen und Debattenbeiträge des Gremiums ein. Frau Stetter-Karp wird dicke Bretter bohren müssen, wenn das ZdK aus der Spirale der Selbstgespräche herausfinden soll.

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Regina Einig