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Appell an Merkel fordert Sicherheit für Berg-Karabach

Forderungen für die Krisenregion. Die christliche Menschenrechtsorganisation CSI hat der Bundeskanzlerin einen Dreipunkteplan zur Befriedung der Region vorgeschlagen. Plädoyer für ein zivilisiertes Miteinander.
Berg-Karabach: Forderungen für die Krisenregion
Foto: Dmitri Lovetsky (AP)

Die internationale christliche Menschenrechtsorganisation „Christian Solidarity International“ (CSI) hat sich in einem offenen Brief direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt und diese aufgefordert, „ihren Einfluss zu nutzen, um Frieden, Sicherheit und Stabilität“ in Berg-Karabach herzustellen. Und zwar für alle Einwohner, „ungeachtet der Volkszugehörigkeit oder der Religion“. In dem Brief, der von dem Internationalen Präsidenten der Organisation, John Eibner, und dem deutschen CSI-Geschäftsführer, dem katholischen Pfarrer Pfarrer Peter Fuchs, unterzeichnet worden ist und dieser Zeitung vorliegt, wird die Kanzlerin gebeten, einen Dreipunkteplan umzusetzen: Deutschland und seine NATO-Partner sollten ihre militärische und nicht-humanitäre Unterstützung für die drei Akteure der anti-armenischen Koalition aussetzen, zu der CSI die Türkei, Aserbaidschan und islamistische Kämpfer aus Syrien rechnet.  

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Sicherheitsgarantie gefordert

Die zweite Forderung: Umfassende Sicherheitsgarantien sollten durch die NATO und die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) für die Armenier und andere in ihrer Existenz gefährdete Volksgruppen der Region bereitgestellt werden. Und schließlich: Die Bundesrepublik Deutschland sollte das Recht auf Selbstbestimmung von Berg-Karabach anerkennen.
Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat sich zu dem Konflikt im Südkaukasus geäußert: Sie hat sich in einem Brief sowohl an den Präsidenten Aserbaidschans, Ilham Aliyev, als auch an den Präsidenten Armeniens, Armen Vardanovich Sargsyan, gewandt.

Vermittlung zulassen

Die Menschenrechtsorganisation fordert beide dazu auf, alle militärischen Operationen sofort einzustellen und internationale Vermittlungen zuzulassen. Vor allem kritisiert die IGFM die Einmischung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der dem islamisch geprägten Aserbaidschan seine Unterstützung gegenüber dem christlich geprägten Armenien zugesagt habe. „Erdogan sollte sich an die Geschichte erinnern. 1915 beging das damalige Osmanische Reich den Völkermord an den Armeniern. Die Türkei ist in diesem Konflikt kein neutraler Vermittler sondern gießt Öl ins Feuer“, erklärte dazu der Vorsitzende der IGFM, Edgar Lamm.

Angriff auf religiöse Symbole

Der Stephanuskreis schließlich, ein Zusammenschluss von Mitgliedern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die sich für Religionsfreiheit engagieren, hat an die an dem Konflikt beteiligten Staaten appelliert, unverzüglich alle Angriffe einzustellen, die sich gegen Kirchen oder andere religiöse Stätten bzw. Kulturgüter richten. „Aus verschiedenen Quellen ist uns von einem gezielten Angriff auf die Ghasantschezoz-Kathedrale berichtet worden, Bilder zeigen die Zerstörung der armenischen Kirche. Der bewusste Angriff auf religiöse Symbole ist ein Verbrechen. Durch solche Angriffe sollen religiöse Spannungen gezielt provoziert werden, um eine weitere Eskalation des Konfliktes in der Region Berg-Karabach herbeizuführen. Dabei geht es hier nicht um religiöse Unterschiede der Bewohner auf beiden Seiten der Grenze, sondern um territoriale Machtansprüche“, erläuterte dazu der Sprecher des Kreises, der CDU-Bundestagsabgeordnete Heribert Hirte.

Türkei und Russland in der Verantwortung

„Attacken auf Kathedralen, Kirchen oder Moscheen sind auch Attacken auf Kulturgüter. Auch in einer militärischen Auseinandersetzung ist ein solches Vorgehen geschichtsvergessen, verantwortungslos und wendet sich gegen ein zivilisiertes Miteinander der internationalen Staatengemeinschaft. Daher appellieren wir an alle Konfliktparteien eindringlich, sofort jeden gezielten Angriff auf religiöse Stätten zu unterlassen. Auch die Regionalmächte Türkei und Russland stehen hier in der Verantwortung. Als Stephanuskreis fordern wir das Auswärtige Amt und auch die Europäische Union auf, solche Kulturverbrechen zu benennen und entsprechende Communiqués an die beteiligten Staaten zu senden“, so Hirte weiter. DT/sesa

 

Lesen Sie mehr zum Konflikt um Berg-Karabach in der nächsten Ausgabe der Tagespost.

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