Am Montag ist in London die konservative Weltkonferenz „Alliance for Responsible Citizenship” (ARC) in die zweite Runde gegangen. Das Ziel: ein breiter Kulturwandel auf Grundlage der unveräußerlichen Menschenwürde und der fundamentalen Freiheiten. Eingeladen sind Politiker, Unternehmer, Kulturschaffende, Juristen und NGO-Mitglieder insbesondere aus Amerika, Europa, Afrika und Australien.
Der erste Tag begann mit Grußworten der Vorsitzenden der britischen „Conservative Party“, Kemi Badenoch, und des Sprechers des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson. Letzterer war aus Washington zugeschaltet und sprach über die große Bedeutung von Subsidiarität, starken lokalen Gemeinschaften und ehrenamtlichem Engagement. Badenoch zeichnete nach, wie „klassische liberale Werte wie freier Markt, Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit“ durch links-woke Strömungen zunehmend bedroht seien. Den Anwesenden schrieb sie ins Stammbuch: „Konservative sind die Hüter der westlichen Zivilisation. Das haben sie vergessen!“.
Eine „bessere Geschichte" für die Menschheit
Während des dreitägigen Programms tragen zahlreiche Experten aus den Bereichen Gesellschaft und Familie, Wirtschaft und Unternehmertum, Umwelt und Energieversorgung sowie Religion und Kultur auf Grundlage ihrer Forschung einzelne Puzzleteile zu der Gesamtvision bei: eine bessere Welt, in der befähigte Bürger Verantwortung übernehmen und gemeinsam daran arbeiten, ihren Familien, Gemeinschaften und Nationen geistigen, kulturellen und materiellen Wohlstand zu bringen.
Wie ARC-Mitgründerin Baroness Philippa Strout, Mitglied des britischen Oberhauses, eingangs erklärte, gehe des darum, gemeinsam eine „better story“, ein optimistisches, besseres Narrativ für die Zukunft der Menschheit zu formulieren und auf diese hinzuarbeiten. Was genau ist die „better story”? Sie in einen Satz zu fassen, ist nicht ganz leicht. Einig ist man sich in Hinblick auf den aktuellen Befund: Individualismus, Nihilismus und Hedonismus bringen dem Menschen Leid, nicht Erfüllung. Um möglichst vielen Menschen ein ökonomisch, geistig und kulturell erfüllendes Leben zu eröffnen, bauen die Organisatoren auf die Wurzeln des christlichen Abendlandes: die griechische Philosophie, das römische Gemeinwesen und der christliche Glaube.
Zu den Organisatoren der Konferenz gehört auch die österreichische Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler (ÖVP). Im Exklusivinterview der „Tagespost“ erklärte sie nach der letzten ARC-Konferenz: „Als Initiatoren von ARC glauben wir, dass es möglich ist, die Welt zum Guten hin zu heben, wenn genug Leute Verantwortung in ihrem persönlichen Leben, für ihre Familien, für ihre Regionen übernehmen. ARC bietet ein Narrativ der berechtigten Hoffnung auf Eigenverantwortung, Kreativität und Tatkraft an.“
Dem christlichen Abendland verpflichtet
Explizit christlich ist die Organisation nicht, auch wenn die Gästeliste und der Applaus im Plenum keinen Zweifel daran lassen, dass sich ein Großteil der Teilnehmer nicht nur dem christlichen Abendland verpflichtet sieht, sondern der Glaube eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt.
Der kanadische Psychologe und weltbekannte Intellektuelle Jordan Peterson ist eine der Leitfiguren der Bewegung. In seiner einleitenden Rede erklärte er, wie Hedonismus und Machtstreben nicht nur Gemeinschaft zerstören, sondern auch dem Einzelnen letztlich nicht zur persönlichen Erfüllung bringen: „Wenn es nur um die Erfüllung der unmittelbaren Bedürfnisse geht, dann geht es dir nur um dich selbst. So ist es auch mit Macht. Dann werden auch andere dem eigenen Willen unterworfen.“
Stattdessen identifizierte Peterson den christlichen Opfergedanken als Grundprinzip der westlichen Zivilisation, die nur dank „opfernder Gegenseitigkeit“ bestehen könne: „Zivilisation beruht auf Gemeinschaft: Die Individuen, die gemeinsam eine Gesellschaft konstituieren wollen, müssen die unmittelbare Erfüllung ihrer Bedürfnisse opfern, um Gemeinschaft zu ermöglichen.“
Hartl: „Gott ist es, der sich selbst für uns opfert"
Dass die biblische Erzählung des Opfers Christi nicht nur symbolisch für die Opferbereitschaft des Menschen stehen kann, sondern auch in ihrem religiösen Gehalt ernstgenommen werden muss, ergänzte in der anschließenden Podiumsdiskussion der deutsche Theologe und Gründer des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl: „Gott ist es, der sich selbst für uns opfert. Dies befähigt uns dazu, uns selbst ebenfalls frei zu schenken.“ Außerdem sei die Macht des Gebets nicht zu unterschätzen: Am Ende des römischen Reiches seien es vor allem Mönche gewesen, die in ihren Klöstern – Orten des Gebets – für die Weitergabe der Kultur gesorgt haben.
Am heutigen Dienstag werden auch der US-Bischof Robert Barron und der orthodoxe Autor Rod Dreher zu den Rednern gehören.
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