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Kontroverse: Was ist Sexualität?

Eine Debatte um Schwaderlapps Argumentation ist angelaufen, nachdem der Weihbischof seine Arbeit im Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" eingestellt hat.
Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp
Foto: Angelika Zinzow (KNA) | Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp hat mit seiner Entscheidung, seine Mitarbeit im Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" einzustellen, eine Debatte ausgelöst.

Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp hat mit seiner Entscheidung, seine Mitarbeit im Synodalforum „Leben in gelingenden Beziehungen“ einzustellen, eine Debatte ausgelöst. Im „Münsteraner Forum für Theologie und Kirche“ kritisierte der Moraltheologe Konrad Hilpert Schwaderlapps Argument, dass Sexualität „gemäß der beständigen Lehre der Kirche“ zwei Sinngehalte: die Mitteilung von Liebe und die Stiftung von Leben. Beide sind aus Sicht des Weihbischofs unlöslich miteinander verbunden.

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Sexuelles Handeln als Kommunikation

Hilpert bezweifelt dies: Es gelte heute in der theologischen Forschung als erwiesen, dass kein „Theologe oder Papst vor 1960 die Untrennbarkeit von zwei Bedeutungen des ehelichen Aktes erwähnt oder schriftlich niedergelegt“ habe. Bei der Lehre über die zwei Sinngehalte und ihre Untrennbarkeit handele es sich nicht einfach um „die beständige Lehre der Kirche“, sondern „nur“ um die sehr spezielle Anthropologie und stilisierte Lesart der Lehre der Kirche durch Johannes Paul II. Auch die im Synodalforum gebilligte These von der Polyvalenz der Sexualität sei uralt. Sie spiegele sich in der Sache (nicht im Terminus) in Versuchen der Tradition, Zweck und Aufgabe der Sexualität zu umschreiben. Im Begriff „polyvalent“ spiegelt sich Hilpert zufolge die Erkenntnis, dass sexuelles Handeln unter Menschen „mehr ist als ein Arrangement zur Zeugung von Nachkommenschaft und Abarbeitung von triebhaftem Verlangen, sondern auch eine Art von Sprache und leibhafter Kommunikation“.

Gegenrede aus der Tradition der Lehre der Kirche 

Markus Christoph von der Gemeinschaft Servi Iesu et Mariae widerspricht Hilpert: Bis 1930 hätten alle großen christlichen Gemeinschaften Kontrazeption abgelehnt. Als die Anglikaner 1930 diesen Konsens aufgekündigt hätte, habe Pius XI. umgehend mit seiner Enzyklika geantwortet und die Verknüpfung beider Aspekte betont. Zuvor sei es überflüssig gewesen, eine Frage zu beantworten, die niemand stellte. In der Sache freilich war sei man sich seit Jahrhunderten einig gewesen, dass ein sexueller Akt, der Kinder ausschließe oder im Widerspruch zur ehelichen Treue stehe, als Sünde gelt – womit inhaltlich die Untrennbarkeit beider Sinngehalte gegeben gewesen sei. 

DT/reg

Der Kölner Weihbischof Dominik Schwaderlapp hat mit seiner Entscheidung, seine Mitarbeit im Synodalforum "Leben in gelingenden Beziehungen" einzustellen, eine Debatte ausgelöst. Argumente pro und contra lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost. Holen Sie sich das ePaper dieser Ausgabe

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