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Facebook zensiert „Kirche in Not“

Facebook cancelt päpstliches Hilfswerk. Die Social-Media-Plattform zensiert die Kampagne von „Kirche in Not“ gegen Zwangsheiraten. Christen haben es schwer auf Zuckerbergs Plattform.
Selina Ezekeil
Foto: Katrin Gänsler | Für Christinnen in Nigeria ist Entführung und Zwangsheirat eine reale Gefahr. Die Aufnahme zeigt Selina Ezekeil, Mutter eines von Boko Haram aus der Schule entführten Mädchens.

Eine Aktion des Päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“ für bedrohte Christinnen in muslimisch geprägten Ländern ist in England unter medialen Druck geraten. Im November startete „Kirche in Not England“ („Aid to he Church in Need UK“) eine Kampagne für Frauen und Mädchen, die vor allem in Ländern wie Nigeria, Mozambique, Irak, Syrien, Ägypten und Pakistan zunehmend in die Hände islamischer Extremisten geraten und von ihnen an muslimische Männer zwangsverheiratet werden. Bei den jungen Frauen handelt es sich zumeist um Christinnen, aber auch um Angehörige anderer religiöser Minderheiten. Mit der Zwangsheirat verbindet sich daher in der Regel auch die Nötigung zur Konversion zum Islam. Heirat wird in diesen Ländern, wie „Kirche in Not“ bereits mehrfach berichtete, als „Instrument zur Mission“ eingesetzt.

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Hört ihre Schreie

Im Zusammenhang mit der Kampagne, die den Titel „Hear our Cries“ trägt und in einer Serie von Ads auf Facebook gepostet wurde, begann Facebook, die Anzahl der „Kirche in Not England“ zugestandenen Ads erheblich zu limitieren. Als Begründung wurde angegeben, dass zu viele dieser Ads, Kurznachrichten, die Nutzern angezeigt werden, ohne dass sie diese gezielt aufrufen, bewusst weggeschaltet oder als unangemessen gemeldet wurden.

Facebook-Anwender melden die als Ads gekennzeichneten Kurzmeldungen dann, wenn sie sie als anstößig, irreführend, sexuell unangemessen, gewalttätig, ein sensibles Thema berührend empfinden oder aus anderen Gründen. Dies stellt auch die Nachricht an „Kirche in Not“ England fest, in der die Organisation über die Limitierung der Ads aufgrund vielfacher Reaktionen darauf informierte.

Auf anderen Plattformen veröffentlicht

Das Hilfswerk veröffentlichte die Kampagne inzwischen in anderen Presseorganen. Das Plakat zeigt im Vordergrund eine junge Frau und dazu den Text: „Stoppt“ sexuelle Gewalt gegen christliche Frauen. Mädchen so jung wie die zwölfjährige Farah sind in Gefahr. Tausende von Frauen – und Mädchen – leben mit der Drohung von Entführung, sexueller Gewalt und erzwungener Konversion.“ „Kirche in Not England“ teilte mit, dass nicht nur die Anzahl der Ads auf Facebook stark begrenzt worden sei, sondern der Organisation auch der Zugang zum Kommunikationssystem WhatsApp und zur Social-Media Plattform Instagram gesperrt worden sei.

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Beide gehören Facebook. Seit Beginn der Restriktionen versucht „Kirche in Not England“ vergeblich, Erklärungen von Facebook für dieses Vorgehen zu erhalten. Die einzige Reaktion bestand in der Email eines Facebook Mitarbeiters namens Alex mit folgendem Inhalt: „Wir verstehen vollkommen die Dringlichkeit dieser Angelegenheit und sind uns bewusst, wie wichtig dies für Sie ist. Aber solche Situationen erfordern eine detaillierte Untersuchung und Lösung und angesichts der Umstände können wir keinen Zeitrahmen nennen.“

 

 

Durch die von Facebook auferlegten Restriktionen erreichte die Kampagne den Angaben des Hilfswerks zufolge deutlich weniger Menschen. Es kam nur ein Viertel der erhofften Unterschriften zusammen. Sie wurden am 15. Dezember Fiona Bruce übergeben, die in Boris Johnsons Regierung für die Freiheit der Religionsausübung zuständig ist. Der Direktor von „Kirche in Not England“, Neville Kyrke-Smith, erklärte in diesem Zusammenhang: „Wir sind entsetzt darüber, dass unsere Kampagne, die leidenden Frauen helfen soll, in einer so drakonischen Form zensiert wurde.

Facebook mauert

Indem Facebook behauptet, sie aufgrund der Verletzung seiner Richtlinien gebannt zu haben, aber sich weigert, zu sagen, welche Richtlinien dies sind und auf welche Weise sie verletzt wurden, macht Facebook sich selbst zum Richter, zur Jury und zur Exekutive. Durch die Ausbremsung der Kampagne wurden diese Frauen gleich zweimal zum Schweigen gebracht“, sagte Kyrke-Smith. „Einmal, als sie aus ihren Häusern gezerrt wurden und gezwungen waren, mit ihren Entführern zu leben und nun erneut durch Facebook.“

In Deutschland ist das Hilfswerk bisher von dergleichen Praktiken verschont geblieben. Volker Niggewöhner von „Kirche in Not Deutschland“ teilte auf Anfrage der „Tagespost“ mit, „Kirche in Not Deutschland“ habe noch keine Maßnahmen seitens Facebook anlässlich der Veröffentlichung des Berichts „Hört ihre Schreie“ in Deutschland festgestellt: „Wir planen weiterhin, diesen Bericht am 19. Januar 2022 zu veröffentlichen und medial zu begleiten.“

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