Der Richtungsstreit zwischen dem Vatikan und den deutschen Bischöfen um den Reformprozess der Kirche in Deutschland hat ein turbulentes Wochenende erlebt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Kardinal Reinhard Marx, wies die Kritik aus Rom am „Synodalen Weg“ zurück und kündigte an, in dieser Woche in Rom klärende Gespräche zu führen. Bei einem zweitägigen Vorbereitungstreffen führender Vertreter der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Fulda bekräftigten Bischöfe und Laienvertreter, sie wollten am „Synodalen Weg“ festhalten. Auch strittige Themen wie die Rolle der Frauen und die katholische Sexualmoral wolle man dabei nicht ausklammern.
Bistum Regensburg veröffentlicht Gegenentwurf für "Synodalen Weg"
Unterdessen veröffentlichte das Bistum Regensburg einen Gegenentwurf für den „Synodalen Weg“. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatten diesen am 19. August dem Ständigen Rat vorgelegt. Dieser habe den Entwurf aber mit „21 zu 3 Stimmen (bei 3 Enthaltungen)“ abgelehnt, heißt es aus Regensburg. Der abgelehnte Entwurf setzt in erster Linie auf Neuevangelisierung und eine stärkere Vermittlung von Glaubensinhalten. Voderholzer machte deutlich, dass er nicht den „Synodalen Weg“ als solchen kritisiere, aber die bisher erfolgte „konkrete Gestaltung“. Was derzeit als Reform vorgeschlagen werde, sei die „Aufgabe des katholischen Profils und die Preisgabe wichtiger Elemente“.
Zudem wehrte sich Kardinal Marx in einem Schreiben an den Vatikan, über das die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) exklusiv berichtete, gegen die jüngste Kritik. Es wäre hilfreich gewesen, wenn die römische Seite vor der „Versendung von Schriftstücken“ das Gespräch gesucht hätte, betonte Marx. Die Bischofskongregation hatte darauf hingewiesen, dass die Pläne für den „Synodalen Weg“ „kirchenrechtlich nicht zulässig“ seien. Das Vorgehen der Bischöfe müsse mit den Richtlinien übereinstimmen, die Papst Franziskus im Juni in seinem Brief „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ festgelegt habe. Eine deutsche Synode könne nicht die universal gültige kirchliche Lehre ändern. Marx betonte laut FAZ, der Großteil der Vorwürfe treffe nicht zu und beruhe zum Teil auch auf längst überholten Entwürfen für die Satzung des „synodalen Wegs“.
Synodalen Weg auch als "geistlichen Prozess" gestalten
Darüber hinaus verfassten die Teilnehmer des Treffens in Fulda einen Brief an Papst Franziskus. Darin erklärten sie sich „bestärkt, dass Sie unsere ‚Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland teilen‘ und dass Sie uns zur ‚Suche nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation ermuntern‘“. Man teile die Einschätzung des Papstes, den „Synodalen Weg“ vom „Primat der Evangelisierung“ her angehen müssen. Zudem sind die Bischöfe und die Laienvertreter „entschlossen, den Synodalen Weg als einen ‚geistlichen Prozess‘ zu gestalten“. Man habe sowohl die Einheit der ganzen Kirche als auch die Situation vor Ort im Blick. Die Beteiligung des ganzen Volkes Gottes sei ein großes Anliegen. Zugleich wurden vier Arbeitspapiere als Grundlagen für weitere Beratungen veröffentlicht: Darin geht es um Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen.
DT/mlu/KNA
Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.