Rom

Kommentar: Kommt jetzt wieder ein „F“?

Zum Gewicht, das den jüngsten Schreiben aus Rom zum „Synodalen Weg“ beizumessen ist.
Streit um den Synodalen Weg
Foto: Andreas Gebert (dpa) | Wird es am Ende wieder ein „F“ von Franziskus geben, so dass der „Synodale Weg“ so starten kann, wie Marx es gerne haben möchte?

Es ist fast wie ein „Déjà-vu“: Auch vor über einem Jahr, beim Kommunionstreit der deutschen Bischöfe, hatte sich ein Dikasterium des Vatikans eingeschaltet. Damals war es die Glaubenskongregation unter Kardinal Ladaria. Jetzt, beim Einspruch Roms gegen die von der Mehrheit der deutschen Bischöfe gewollte Form des „Synodalen Wegs“, ist es die Bischofskongregation unter Leitung von Kardinal Ouellet. Auch damals war es eine Minderheit der Bischöfe, die dem Kurs von Kardinal Marx nicht folgen wollte – ihr prominentester Vertreter war der Kölner Kardinal Woelki.

Marx muss in Rom wieder "Missverständnisse" ausräumen

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Das wiederholt sich jetzt. Beim Kommunionstreit war es dann der Konferenzvorsitzende, der dem Papst ein kleines „F“ abluchste, um seinen Willen durchzusetzen. Und auch jetzt ist Marx wieder „ante portas“, um, wie es in einer Erklärung der Bischofskonferenz heißt, in Rom „Missverständnisse“ auszuräumen. Wird es dann am Ende wieder ein „F“ von Franziskus geben, so dass der „Synodale Weg“ so starten kann, wie Marx es gerne haben möchte?

Entwürfe hin, „F’s“ her – die deutschen Bischöfe wissen jetzt ganz genau, dass der Vatikan den „Synodalen Weg“ mit Skepsis sieht. Zwar ist es ungewöhnlich, dass eine Kongregation (in diesem Fall die für die Bischöfe) in einem Schreiben an eine Ortskirche das von einem Päpstlichen Rat (in diesem Fall dem für die Gesetzestexte) erbetene Gutachten als Anlage hinzufügt. Normalerweise werden solche Gutachten in ein Schreiben des Präfekten eingearbeitet. Aber der Sinn der Post aus Rom ist doch klar: Der Vatikan will verhindern, dass der „Synodale Weg“ Formen einer Nationalsynode annimmt, die verbindliche Beschlüsse zu sensiblen Themen fasst, die auf weltkirchlicher Ebene behandelt werden müssen.

Die deutschen Bischöfe haben so getan, als hätte es den Brief des Papstes nie gegeben

Das hat Papst Franziskus dem Gottesvolk in Deutschland schon in seinem Schreiben vom Hochfest Peter und Paul mitgeteilt. Doch die deutschen Bischöfe haben dann – zumindest in ihrer Mehrheit – so getan, als hätte es diesen Brief des Papstes nie gegeben. Wer immer glaubt, die Deutsche Bischofskonferenz könne mit dem Kopf durch die Wand, muss wissen, dass Rom den von den meisten deutschen Bischöfen gewollten Reformprozess nicht mit Sympathie begleitet  – und dass am Ende des „Synodalen Wegs“ eine ganz große Frustration stehen könnte.

 

Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der Wochenausgabe der Tagespost.

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