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„Alle Bischöfe tragen Verantwortung für die Lage“

Bischöfe rudern nach Frühjahrsvollversammlung vorsichtig zurück: Keine Pauschalkritik an Kardinal Woelki.
Digitale Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Foto: Sascha Steinbach (EPA Pool) | Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Georg Bätzing, spricht auf einer Pressekonferenz zum Auftakt der digitalen Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing hat sich nach der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe abwägend zur Gesamtwahrnehmung der Lage der Kirche in Deutschland geäußert und einseitigen Schuldzuweisungen an das Erzbistum Köln eine Absage erteilt. Vieles konzentriere sich in der öffentlichen Meinung derzeit auf das Erzbistum Köln – auf das nicht veröffentlichte und auf das für den 18. März 2021 angekündigte Gutachten, sagte der Vorsitzende der deutschen Bischöfe am Donnerstagmittag in einer Online-Pressekonferenz.

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Nicht nur den Fokus auf Köln richten

Er wolle klarstellen, dass es viele Kirchenaustritte gebe, auch wegen des Bildes, das die Kirche derzeit abgebe. Es gebe manches im Erzbistum Köln zu klären. Wörtlich sagte Bätzing: „Aber allein den Fokus auf den Erzbischof von Köln zu richten, wäre doch allzu kurzschlüssig. Im Gegenteil: Alle Bischöfe tragen Verantwortung für die Lage und wir alle müssen uns der Kritik stellen.“ In den vergangenen Monaten hatten mehrere Bischöfe, darunter Bätzing selbst und der Münchner Kardinal Reinhard Marx, die Aufklärungsarbeit im Erzbistum Köln scharf kritisiert. Mehrere Initiativen stärkten dem Kölner Kardinal allerdings auch den Rücken, jüngst das "Forum Deutscher Katholiken". Dabei berief sich das Forum auf den Bundesrichter a. D. Thomas Fischer, der die Berichterstattung über den sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche als „Hysterisierung“ bezeichnet hatte.

Bätzing unterstrich, die Bischöfe stünden zu ihrer Zusage, vorbehaltlose Aufarbeitung und Aufklärung der Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen im kirchlichen Raum zu leisten. Als Erfolge in der Aufklärungsarbeit nannte der Vorsitzende die konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Runden Tischs sexueller Kindesmissbrauch, die Erarbeitung der MHG-Studie als „umfassende und fundierte wissenschaftliche Einschätzung zum sexuellen Missbrauch in der Kirche“ und das Engagement der Ansprechpersonen für Betroffene, als Präventionsbeauftragte gegen sexualisierte Gewalt und neuerdings als Mitglieder von Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern.

Das Thema ist nach Darstellung Bätzings in keiner Weise abgeschlossen und werde es mit Blick auf die Prävention auch niemals sein. Der Vorsitzende verwahrte sich gegen Pauschalkritik und wies den Vorwurf zurück, „die Bischöfe würden schweigen oder seit Jahren nichts tun.“

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"Sehr intensive Diskussionen" zum Synodalen Weg

Zum gegenwärtigen Stand der Aufklärungsarbeit in den deutschen Bistümern verwies der Vorsitzende auf die Standardisierung in der Personalaktenführung der Kleriker. Die Regelung werde sich am weltlichen Beamtenrecht orientieren. Dabei werden nicht nur eine einheitliche und lückenlose Form der Dokumentation von Hinweisen auf sexuellen Missbrauch umgesetzt, sondern man gehe deutlich über die Empfehlungen der MHG-Studie hinaus, indem die gesamte Personalaktenführung von Klerikern in Deutschland standardisiert wird. 

Mit Blick auf den Synodalen Weg räumte der Vorsitzende „sehr intensive Diskussionen“ während der Frühjahrsvollversammlung ein. Die Bischöfe hätten sich ausführlich mit theologischen Einwänden gegen Texte befasst, die bei der Online-Konferenz zur Diskussion vorgelegen haben. In der Debatte sei deutlich geworden, dass es wichtig sei, Kritik und ergänzende Überlegungen frühzeitig in den Synodalen Weg unter Berücksichtigung des dort vereinbarten Prozedere einzubringen. Besonders angesprochen wurde in diesem Zusammenhang das Zueinander von Lehre und Praxis. Als Konfliktfelder, auf denen über die Veränderungen der lebendigen Tradition der Kirche gerungen wird,  nannte der Vorsitzende die Themen „Rolle der Frau“ und „Homosexualität“, die im Synodalen Weg unter anderen behandelt werden.

Nächste Zusammenkunft soll satzungsgemäße Synodalversammlung sein

Ohne den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer namentlich zu nennen, ging Bätzing auf dessen Einwände bezüglich der Formalia vor der letzten Synodalversammlung ein und bekräftigte, dass die nächste Zusammenkunft - „das ist abgesprochen“ – eine Synodalversammlung sein werde, die nach Satzung und Geschäftsordnung arbeiten werde. Gerne versichere er, Bätzing, allen Kritikern: „Die Bischöfe bleiben auf Kurs.“ Er räumte Spannungen unter den Bischöfen ein,  mochte aber nicht von Zerstrittenheit innerhalb der Konferenz sprechen: „Die gibt es nicht.“ Er sei dankbar für die „Vielfalt der Mitbrüder“.

Angesprochen auf das Stichwort Evangelisierung hob der Vorsitzende hervor, der Synodale Weg sei für die Bischöfe das Instrument, einen Aufbruch der Evangelisierung zu wagen. Die Kirche, die das Evangelium anbiete, müsse so mit ihrer Zeit verbunden sein, „dass Menschen dieser Zeit diese Botschaft auch annehmen können“. Es gelte, Blockaden aus dem Weg zu räumen. 

Bezüglich des Ökumenischen Kirchentags im Mai und die damit einhergehende Debatte um eine wechselseitige Abendmahls- und Eucharistiegemeinschaft von Katholiken und Protestanten äußerte Bätzing die Hoffnung, dass der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kurt Kardinal Koch, Vorschläge für eine „vorsichtige Öffnung“ wohlwollend prüfe.

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