Bundeskanzler Olaf Scholz ist heute mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Wie üblich gab der Vatikan nach der etwa 35 Minuten dauernden Begegnung keine weitere Erklärung ab, auch nicht zum Inhalt des Gesprächs, das Scholz im Anschluss an die Papstaudienz mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin führte. Aber dass die Begegnung überhaupt stattgefunden hat, war keine Selbstverständlichkeit. Schon seit Tagen ist Franziskus wieder gesundheitlich angeschlagen und bemüht sich dennoch, zumindest an den Vormittagen das übliche Programm der Audienzen zu bewältigen. So war am Samstagvormittag auch Kardinal Kurt Koch, der Präfekt des Ökumene-Dikasteriums, zu einem Gespräch mit dem kranken Papst zusammengekommen.
Papst lässt Texte verlesen
Nach seinem kurzen Aufenthalt im Krankenhaus der römischen Gemelli-Klink auf der Tiberinsel am vergangenen Mittwoch hatte Franziskus am Donnerstag und Freitag sein Programm an Privataudienzen wieder aufgenommen und Kurienkardinäle, Einzelgäste oder Gruppen empfangen. Doch noch am Samstagvormittag hatte er bei einer Audienz den Redetext nicht selber vortragen können und sich dafür hustend mit Verweis auf eine Bronchitis entschuldigt.
Der Bundeskanzler hatte dem Papst einen offiziellen Ball der kommenden Fußball-Europameisterschaft mitgebracht – Franziskus revanchierte sich mit einer Bronzestatue, die ein Kind zeigt, das einem anderen beim Aufstehen hilft. Für den konfessionslosen Scholz war es die erste ausführliche Begegnung mit dem 87 Jahre alten Papst. Zu einer kurzen Begegnung war es vor über einem Jahr beim Requiem für den verstorbenen deutschen Papst gekommen.
Der Vatikan als Vermittler
Die bedrohliche internationale Lage mit zwei Kriegen und weiteren regionalen Kriegen dürfte Inhalt des Gesprächs zwischen Franziskus und Kanzler Scholz gewesen sein. Medienberichten zufolge haben die vermittelnden Bemühungen des Vatikans inzwischen dazu geführt, dass eine nicht genannte Anzahl von ukrainischen Kindern und Jugendlichen, die von den russischen Angreifern verschleppt worden war, humanitären Organisationen übergeben wurden und wie der in ihre Heimat zurückkehren können.
Der Bundeskanzler war nach Rom gereist, weil er am Samstagnachmittag beim Parteitag der europäischen Sozialdemokraten und Sozialisten auftritt, die mit dem derzeitigen EU-Kommissar für Arbeit, dem Luxemburger Nicolas Schmit, ihren Spitzenkandidaten für die Europawahl im Juni küren wollen. Am Freitagabend war Scholz mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella zusammengetroffen, während Regierungschefin Meloni in Washington mit Joe Biden ein Routine-Treffen absolvierte, da Italien derzeit den Vorsitz bei den G7 führt und aktuelle außenpolitische Krisen besprochen werden mussten.
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