Papst Franziskus ist für eine Reise nach Moskau bereit, um sich bei Putin persönlich für ein Ende des Kriegs einzusetzen. Dies sagte der Papst in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der italienischen Tageszeitung „Il Corriere della Sera“. Eine Antwort aus dem Kreml steht noch aus.
Bereitschaft signalisiert
Bereits Mitte März habe er dem russischen Staatsoberhaupt über Kardinal Parolin die Botschaft übermitteln lassen, dass er für eine Reise nach Moskau bereit sei, erklärt der Pontifex. Der Kreml habe bisher noch kein Zeitfenster geöffnet und auch noch nicht geantwortet. „Ich fürchte, dass Putin zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu einem solchen Treffen nicht bereit ist“, zeigt sich Papst Franziskus pessimistisch. Ein persönliches Telefonat mit Putin habe es seit Kriegsbeginn nicht gegeben.
In Hinblick auf eine mögliche Reise nach Kiew ließ Franziskus verlauten, dies sei noch nicht der richtige Zeitpunkt: „Zuerst muss ich nach Moskau, zuerst muss ich Putin treffen“, erklärte er dem Chefredakteur des „Corriere“.
Unverständnis für Kyrill
In dem Gespräch äußerte sich der Heilige Vater auch zu seinem 40-minütigen Telefonat mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche. Während der ersten zwanzig Minuten des Gesprächs habe dieser ihm gegenüber den Krieg gerechtfertigt. „Ich habe ihm zugehört und gesagt: Ich verstehe das alles nicht. Wir sind keine Staatskleriker, wir dürfen nicht die Sprache der Politik sprechen, sondern die Sprache Jesu. Wir sind Hirten desselben heiligen Volkes Gottes. Daher müssen wir nach Wegen des Friedens suchen.“
Ein seit längerem unabhängig vom Ukrainekrieg geplantes Treffen der beiden Kirchenoberhäupter in Jerusalem hatte Papst Franziskus bereits abgesagt. Auch der Patriarch stimme der Absage des persönlichen Treffens mittlerweile zu, da ein solches Treffen ein zweideutiges Signal sende, so der Pontifex.
Franziskus nahm in dem Interview mit dem "Corriere" auch zur Rolle der Nato Stellung. Er sprach davon, verstehen zu wollen, warum Russland reagiert habe, wie es reagiert hat. Möglicherweise, so der Papst, habe das „Bellen der Nato vor Russlands Tür“ dazu geführt, „eine Wut, von der ich nicht weiß, ob man sagen kann, dass sie provoziert wurde, aber vielleicht erleichtert“. DT/fha
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.