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Papst erteilt Treffen mit Kyrill eine Absage

Franziskus wird nicht öffentlich Partei ergreifen. Deswegen reist er auch nicht in die Ukraine, solange der Krieg weiter tobt.
Papst Franziskus während der Fackelprozession auf der Via Crucis (Kreuzweg) am Karfreitag
Foto: Evandro Inetti (ZUMA Press Wire) | Papst Franziskus während der Fackelprozession auf der Via Crucis (Kreuzweg) am Karfreitag vor dem Kolosseum. +++ dpa-Bildfunk +++

Papst Franziskus hat ein für Juni geplantes Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill absagen lassen. Das erklärte er jetzt im Gespräch mit der argentinischen Zeitung „La Nacion“. Zwar sei sein Verhältnis mit dem Patriarchen in Moskau nach wie vor „sehr gut“. Doch eine weitere Begegnung mit Kyrill – die erste fand 2016 auf dem Flughafen von Havanna auf Kuba statt –, hätte unter den augenblicklichen Umständen „zu viel Verwirrung führen
können“.

Kyrill würde das Treffen instrumentalisieren

Wie im Vatikan zu erfahren war, hatte die russische Seite mit den Vorbereitungen dieses Spitzentreffens von Papst und Kyrill in den zurückliegenden Wochen bereits begonnen. Es war davon die Rede, dass es am Rande eines Libanon-Besuchs stattfinden könne, zu dem Franziskus tatsächlich aufbrechen will. Jetzt war von Jerusalem als Ort der Begegnung die Rede. Aber bereits das per Video stattgefundene Gespräch, das Kyrill, begleitet von Metropolit Hilarion, und Franziskus, zusammen mit Kardinal Kurt Koch vom Einheitsrat, Mitte März geführt haben, hatte den Vatikan gelehrt, dass der russische Patriarch, der ein enger Vertrauter von Wladimir Putin ist und den Angriffskrieg gegen die Ukraine befeuert, solche Begegnungen gerne instrumentalisiert.

Völlige Verdrehung eines Gesprächs

Am gleichen Tag hatte sich Kyrill auch per Videoschalte mit dem anglikanischen Primas, Erzbischof Justin Welby, ausgetauscht und ließ danach durch das Patriarchat verlauten, er habe mit beiden Kirchenführern – Papst und Primas – große Gemeinsamkeiten in der Einschätzung der Vorgänge in der Ukraine feststellen können. Das war eine völlige Verdrehung. Papst Franziskus hatte seinen „Bruder“ Kyrill dazu aufgefordert, als Hirte seiner Gläubigen alles zu tun, damit der Krieg endet.

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Franziskus wird sich weiterhin neutral verhalten, obwohl er deutlich gemacht hat, wer das Opfer des Angriffskriegs Putins ist: Bei der Generalaudienz hielt er die ukrainische Fahne hoch und küsste sie. Vor allem schmerzt ihn das Geschäft mit den Waffen. Der Westen sorgt dafür, dass dieser Krieg überhaupt fortgesetzt werden kann. Täglich überweisen die Länder der Europäischen Union dreistellige Millionenbeträge an die russischen Gaslieferanten, die es Putin ermöglichen, diesen Krieg zu finanzieren. Anfang März waren es Zeitungsberichten zufolge etwa 660 Millionen Dollar am Tag. Gleichzeitig liefern die USA und Europa der Ukraine Waffen, damit sich das Land weiter gegen die Angreifer wehren kann.

Franziskus und das schmutzige Spiel

In diesem schmutzigen Spiel wird Franziskus nicht Partei ergreifen, also zum Beispiel nicht in die Ukraine reisen. „Was würde es dem Papst nützen, nach Kiew zu reisen, wenn der Krieg am nächsten Tag weitergeht?“, sagte Franziskus jetzt gegenüber „La Nacion“. „Ich kann nichts tun, was die höheren Ziele gefährden würde – nämlich ein Ende des Krieges, einen

Waffenstillstand oder zumindest einen humanitären Korridor“, erklärte er der Zeitung. Er sei bereit, „alles zu tun“, was in seiner Macht stehe, um zu einer friedlichen Lösung beizutragen. Dabei müsse er sich allerdings an diplomatische Gepflogenheiten halten. Öffentliche Kritik an Staatsoberhäuptern oder Staaten sei nicht hilfreich. Auch wenn damit ausgeschlossen ist, dass der Papst bei laufenden Kampfhandlungen in die Ukraine reist oder den russischen Patriarchen trifft, bleibe man nicht untätig, versicherte Franziskus: „Der Vatikan ruht nie.“

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