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Der Fokus auf Christus hält die Kirche lebendig

Benedikts theologisches Erbe war christuszentriert, spirituell und vernünftig zugleich und behält die EInheit im Blick. Laut Maximilian Heim, dem Abt von Heiligenkreuz, wird Benedikts Vermächtnis immer mehr entdeckt werden.
Abt Maximilian Heim  zitiert das Vermächtnis Benedikts XVI.
Foto: Elisabeth Fuerst | Abt Maximilian Heim zitiert das Vermächtnis Benedikts XVI. an Heiligenkreuz: „Die Theologie muss wieder eine Rede von Gott darstellen, eine Rede mit Gott sein, inspiriert vom Geist Gottes.“ 

Als der verstorbene Papst Benedikt XVI. beim Weltjugendtag in Köln 2005 die Hand hob, um den Pilgern zuzuwinken, da waren die Blicke von rund 800.000 jungen Menschen auf ihn gerichtet. Deutschland, ein Land, das wie kein anderes diesem Papst und seiner Theologie feindselig gegenüberstand  - und immer noch steht? Weit gefehlt, findet Zisterzienserpater Maximilian Heim, Abt von Heiligenkreuz, der am Donnerstagabend auf Einladung der „Tagespost Stiftung“ einen Vortrag über „Vermächtnis und Auftrag Papst Benedikt XVI. und seine Geschichte mit Heiligenkreuz“ gehalten hat. „Junge Leute haben eine große Wertschätzung von Papst Benedikt“, sagte Heim. Das habe man zuletzt beim Requiem beobachten können, zu dem „viele junge Priester“ gekommen sind. Man habe „fast nur junge gesehen“, berichtete der Abt, der überzeugt ist, dass Benedikt XVI. „immer mehr entdeckt werden wird“.

Gott - letzter Grund und Zukunft

Einen ersten Einblick in den Reichtum seiner Theologie gab er denn auch an dem Abend, zu dem sich 120 Menschen zugeschaltet hatten. Heim fokussierte sich auf die Leitlinien der Theologie des verstorbenen Papstes, die er ausgehend von Texten des Zweiten Vatikanum entfaltete, das für Benedikt selbst prägend gewesen sei.

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Ganz wichtig für den verstorbenen Emeritus sei gewesen, Gott als „letzten Grund und die Zukunft“ zu betrachten und „dem Gottesdienst nichts vorzuziehen,“ so Heim. „Gott zuerst“, so habe Benedikt es selbst prägnant auf den Punkt gebracht. Benedikts Überzeugung sei es gewesen, dass „wo der Blick auf Gott nicht bestimmend ist“, alles seine Richtung verliere, zitierte Heim Benedikt XVI., der in der Liturgie „den inneren Kompass für die Theologie“ sah. 

„Hinschauen auf Gott in der Gemeinschaft der Heiligen"

Maßgebend für die Liturgie, der Benedikt den ersten Band seiner „Gesammelten Schriften“ gewidmet hat, sei weniger die Form als das „Hinschauen auf Gott in der Gemeinschaft der Heiligen, der lebendigen Kirche aller Orte und Zeiten“, „dass sie zu einem Ausdruck der Schönheit und Erhabenheit des menschenfreundlichen Gottes wird!“ erklärte Heim. Auf die Alte Messe angesprochen erläuterte er, dass Papst Benedikt die alte Liturgie durchaus kritisch als „Liturgie des Klerus“ betrachtet und es begrüßt habe, dass das Wort Gottes nun durch den Vortrag in der Muttersprache die Herzen der Menschen erreichen könne. Ziel jeder Liturgie sei laut Benedikt nie die Form oder die Attraktivität, sondern allein die Wandlung, die als zentraler Verwandlungsakt „wirklich die Welt erneuern kann“.

Für Benedikt sei der Fokus auf den durchbohrten Christus essenziell für die lebendige Kirche gewesen. und zwar auf den Christus, der sich den Menschen in der Geschichte selbst offenbart habe, nicht irgendwelche Rekonstruktionen eines Jesus, „der nicht der Christus ist“. Die Wahrheit sei die, die „uns in Christus erschienen ist“. Benedikt habe in der Reduktion Jesu Christi auf einen nur „maßgebenden Menschen“, dem alles Göttliche abgestritten wurde, einen wesentlichen Grund für die heutige Glaubenskrise gesehen, erklärte Heim. 

Christusbeziehung, Einheit, Entweltlichung

Die Kirche müsse wieder „Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott sowie für die Einheit der ganzen Menschheit“ sein, zitierte Heim einen Satz aus Lumen Gentium, der kennzeichnend für Benedikts Denken gewesen sei. Damit sind Christusbeziehung und Einheit angesprochen. Für Benedikt XVI. war „Glaube ein Mitglauben mit der ganzen Kirche“ gewesen, und zwar in der Gemeinschaft aller Heiligen durch alle Orte und Zeiten hinweg.

Für die Kirche von heute, erklärte der Zisterzienserpater, sah Benedikt einen weiteren Aspekt als grundlegend wichtig an, nämlich die Einheit von Fides und Ratio. Die Kirche müsse „die Vernünftigkeit des christlichen Glaubens in einer multikulturellen Welt bezeugen“. Dabei, so habe Benedikt XVI. immer wieder angemahnt, dürfe sich die Kirche „nicht selbstzufrieden den Maßstäben dieser Welt angleichen“. Denn nicht Verweltlichung bringe die Kirche voran, sondern das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche“. Benedikts tiefste Überzeugung sei es gewesen, dass allein „die Umkehr zu Jesus Christus“ der Kirche Zukunft und Halt geben würden, schloss Heim seine Ausführungen. 

Benedikts Vermächtnis

Darauf stütze sich auch das Stift Heiligenkreuz, dessen Geschichte eng mit Benedikt XVI. verwoben ist. Für die Hochschule zählt der Fokus auf Christus genauso wie das Zusammen von wissenschaftlicher Theologie und gelebter Spiritualität. Heim sieht darin auch den Grund für die zahlreichen Berufungen in Heiligenkreuz. Als Benedikt XVI. das Stift Heiligenkreuz 2007 besuchte — Heim nannte den Besuch “den Höhepunkt der 900-jährigen Geschichte des Klosters“ —, wurde die  Hochschule nach Benedikt XVI. benannt und zur Hochschule Päpstlichen Rechts“ erhoben.

Seitdem „ist der Name Programm“, so der Abt, und zwar in enger Verbindung zum päpstlichen Lehramt, „unter der Prämisse ,cum Petro et sub Petro' und verbunden mit der benediktinisch-mönchischen Lebensweise sowie Benedikts Prämisse, nach der Christus nichts vorzuziehen sei. Benedikt habe den Brüdern einmal „wie ein geistliches Vermächtnis ein Anliegen zugeflüstert, das für uns Verbindlichkeit hat, wie ein Testament“, erzählt der Zisterzienser: „Die Theologie muss wieder eine Rede von Gott darstellen, eine Rede mit Gott sein, inspiriert vom Geist Gottes.“ 

Nicht nur dieses Wort sondern das gesamte Leben und Werk von Benedikt XVI. sind für Heiligenkreuz gewissermaßen geistliche und theologische Fußspuren, in die Kloster und Hochschule getreten sind.  Wie sagte Georg Gänswein bei der Einweihung einer Benedikt-Statue in Heiligenkreuz: „Heiligenkreuz und Benedikt XVI., das ist eine Liebensgeschichte, die tiefe Wurzeln hat und viele Früchte trägt.“

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