Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Interview mit Bischof Ipolt

„Es tut Not, dass Christen beten lernen“

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt ist froh, dass die Zisterzienser in Neuzelle den Mut zum Adoratio-Kongress in der Diaspora hatten.
Bischof Wolfgang Ipolt: "Ich muss genauso wie jeder Getaufte und Gefirmte meine Beziehung zum Herrn stärken"
Foto: M. Popow via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | "Ich muss genauso wie jeder Getaufte und Gefirmte meine Beziehung zum Herrn stärken, ich muss mit Ihm im Gespräch bleiben", antwortet Bischof Ipolt auf die Frage, was Anbetung für ihn bedeute.

Herr Bischof, welche Gründe haben Sie dazu bewogen, den ersten Adoratio-Kongress nach Kloster Neuzelle zu holen?

Ich habe den Kongress nicht hierher geholt – das haben die Zisterzienser haben das gemacht. Einer der jungen Mitbrüder hatte die Idee, dieses Modell, das in der Diözese Passau schon ausprobiert worden ist, in unsere Region zu übertragen. Die Mönche haben das mit mir abgesprochen, aber die ganze Organisation ist über das Priorat gelaufen. Ich bin sehr froh, dass sie das gewagt haben. Wir haben ja gesehen, dass das sofort angenommen wurde, auch über unser Bistum hinaus. Auch Priester waren anwesend. Es tut ja sehr Not, dass wir Christen beten lernen. Das ist das erste, was hier heute geschieht. Es wird über die Eucharistie gesprochen, aber das Menschen nicht nur zum Hören, sondern auch zur Anbetung geführt werden, das ist nötiger denn je. Das ist gerade in dieser Region sehr wichtig, wo es nur wenige solcher Angebote gibt. Wir haben ja sehr kleine Gemeinden, da lassen sich eucharistische Andachten nur schwierig durchführen.

"Das fehlt mir auch beim Synodalen Weg,
dass der Raum für das Gebet, das Zuhören,
dort stärker werden müsste"

Wenn es in der Kirche Versammlungen gibt, sind es meistens Reformdiskussionen, vor allem der Synodale Weg. Ist dieser Kongress das Kontrastprogramm dazu?

Ich würde nicht sagen, es ist ein Kontrast. Es ist der Kern des Christlichen. Natürlich, das fehlt mir auch beim Synodalen Weg, dass der Raum für das Gebet, das Zuhören, dort stärker werden müsste. Aber ich glaube, wir müssen uns alle darauf besinnen: Christsein heißt ja, dass ich eine Beziehung habe zu einer Person. Papst Benedikt XVI. hat das mal sehr schön geschrieben: Christentum ist nicht eine Lehre, sondern eine Person – Christus, zu dem ich eine Beziehung habe. Dass die hier gestärkt wird, ist genauso wichtig wie manche Diskussionen oder Gespräche. Die müssen auch sein. Das sind Auseinandersetzungen, die haben sich vielleicht auch eine Zeitlang angestaut. Aber sie dürfen nicht losgelöst werden von dieser inneren Glaubenshaltung.

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Was bedeutet denn die Anbetung für Sie persönlich?

Ich kann das nur morgens vor meiner Arbeit tun – und tue das auch. Ich muss genauso wie jeder Getaufte und Gefirmte meine Beziehung zum Herrn stärken, ich muss mit Ihm im Gespräch bleiben. Und diese halbe Stunde versuche ich mir morgens immer zu reservieren. Mit der Heiligen Schrift sitze ich in meiner Kapelle vor dem Tabernakel und versuche, das was mich heute erwartet, auch schwierige Gespräche und Aufgaben, mit Ihm zu besprechen, Ihm hinzuhalten und darum zu bitten, dass alles in Seinem Sinne gelingt. Ohne das kann ich nicht Bischöfe sein. Das ist eine wesentliche und ganz notwendige Sache, dass ich mich selber Christus aussetze und vor allen Dingen der Heiligen Schrift. Ich lebe sehr stark vom Wort Gottes und Seiner Gegenwart in der Eucharistie.

Lesen Sie weitere Hintergründe zum Adoratio-Kongress in Neuzelle in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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