Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Broglio im Vatikan

Vorsitzender der US-Bischöfe: Papst Leo versteht uns ganz sicher

Zwischen Franziskus und dem US-Episkopat lief es nicht immer reibungslos. Nach einem Besuch im Vatikan findet Erzbischof Timothy Broglio lobende Worte für seinen Landsmann Leo XIV.
Spitze der US-Bischofskonferenz zu Besuch bei Papst Leo XIV.
Foto: Vatican Media | In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Portal „Vatican News“ fand Broglio nur lobende Worte für den neuen Papst: „Der Satz ‚In Rom versteht man uns nicht‘ passt nicht mehr – denn er versteht uns ganz ...

Das Verhältnis zwischen Franziskus und den mehrheitlich konservativen katholischen US-Bischöfen war in den vergangenen Jahren nicht immer einfach. Unter Papst Leo XIV., einem gebürtigen US-Amerikaner, gibt es Anzeichen, dass sich dies ändern wird.

Lesen Sie auch:

Von guten Beziehungen nach Rom spricht auch der amtierende Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio. Jüngst war er als Teil der Leitung der US-Bischöfe in Audienz bei Papst Leo zu Gast. In einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Portal „Vatican News“ fand Broglio nur lobende Worte für den neuen Papst: „Der Satz ‚In Rom versteht man uns nicht‘ passt nicht mehr – denn er versteht uns ganz sicher.“ Leo kenne die Wirklichkeit in den USA sehr gut, denn „er ist in ihr aufgewachsen“.

„Das Gefühl, einen älteren Bruder an seiner Seite zu haben"

Wenn man mit dem Papst in der eigenen Muttersprache sprechen könne, die zudem auch die Muttersprache des Heiligen Vaters sei, schaffe das eine gewisse Unmittelbarkeit. „Man hat das Gefühl, einen älteren Bruder an seiner Seite zu haben – und das ist ein großer Segen“, so Erzbischof Broglio. Gleichzeitig betonte er, dass die US-Bischöfe und die Kirche in den Vereinigten Staaten schon immer sehr eng mit dem Papst verbunden gewesen seien – „mit dem Wunsch, in Einheit mit ihm zu wirken“, so Broglio. „Wir sind Petrus stets treu geblieben, begierig, seine Stimme zu hören und ihr zu folgen.“

Im Rahmen der Audienz in der vergangenen Woche habe man über zentrale pastorale Themen gesprochen, darunter vor allem Migration und die Weitergabe des Evangeliums. „Wir haben über die Herausforderungen gesprochen, die entstehen, wenn Menschen sich schneller mit politischen Positionen identifizieren als mit der Botschaft des Evangeliums“, betonte der Vorsitzende der US-Bischöfe.

Migration sei laut Broglio ein Thema, das sowohl Papst Leo wie auch den US-Bischöfen am Herzen liege. Die USA seien ein „Land der Migranten“. Manche würden dies als Prüfung sehen, „aber es ist auch unsere größte Stärke“. In der Sache wolle man eng mit dem Vatikan zusammenarbeiten, so Broglio weiter. In dem Zusammenhang erinnerte der 73-Jährige laut „Vatican News“ an einen Brief zum Thema Migration, den Papst Franziskus im Februar dieses Jahres an die US-Bischöfe gesandt hatte. Die amerikanischen Bischöfe hätten darauf positiv reagiert, so Broglio. „„Dieser Brief ist ein klares Beispiel gelebter Kollegialität – von Petrus, der mit dem Apostelkollegium zusammenwirkt, um die Botschaft des Evangeliums zu vermitteln.“ Er sei dankbar gewesen, „dass wir diesen Brief nutzen konnten, um das Evangelium unseren Brüdern und Schwestern in den USA zu verkünden.“

„Was uns eint, ist das Evangelium Jesu Christi“

Dem Brief des im April verstorbenen Papstes vorausgegangen waren Äußerungen des amtierenden Vizepräsidenten J.D. Vance, wonach sich eine strikte Einwanderungspolitik mit dem christlichen Konzept einer Rangordnung der Liebe vom Nahen zum Fernen, dem sogenannten „Ordo amoris“, begründen lasse. Papst Franziskus wies diese Auffassung in seinem Schreiben zurück: „Christliche Liebe ist keine konzentrische Ausweitung von Interessen, die sich nach und nach auf andere Personen und Gruppen ausdehnen.“

Im Gespräch mit „Vatican News“ ging Erzbischof Broglio auch auf die Polarisierung der US-Gesellschaft ein und griff die Appelle Papst Leos zur Einheit auf. „Was uns eint, ist das Evangelium Jesu Christi“, so der Vorsitzende der US-Bischöfe. Jeder Bischof sei berufen, ein „wirksamer Verkünder des Wortes Gottes“ zu sein. „Manchmal neigt man dazu, anderen Stimmen zuzuhören, aber der Diözesanbischof – und der Papst für die Weltkirche – sind wirklich die Stimmen, die von Jesus Christus sprechen.“

Broglio sprach zudem davon, dass innerhalb der US-Bischofskonferenz eine große Vielfalt herrsche, die Bischöfe aber gemeinsam ausgerichtet seien: „Wir geben den Bischöfen Raum, ihre Meinung zu äußern, aber wenn wir zu unserem Volk sprechen, bemühen wir uns, mit einer geeinten Stimme zu sprechen.“ Es reiche nicht, die Wahrheit zu verkünden, sondern man müsse auch Wege finden, sie so zu verkünden, „dass die Menschen sie annehmen können“. Broglio wörtlich: „Wir müssen unseren Brüdern und Schwestern helfen zu erkennen, dass die Wahrheit des Evangeliums jede andere Art von Spaltung überwindet.“  DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Erzbischöfe Evangelium J. D. Vance Jesus Christus Leo XIV. Papst Franziskus Päpste

Weitere Artikel

Am Gedenktag des heiligen Franz von Assisi unterzeichnet Leo XIV. eine „Ermahnung“, in der es um die Liebe zu den Armen geht. Vor Pilgern predigt er über Reichtum und Armut.
04.10.2025, 11 Uhr
Meldung
Bei der Gedenkfeier für Charlie Kirk zeigt sich: Ohne Vergebung kein Frieden. Bischof Heiner Wilmer schildert, warum es klug ist, auf die „politische Herrschaft des Herzens“ zu setzen.
02.10.2025, 19 Uhr
Heiner Wilmer
In Rom hatte Arnold Schwarzenegger seinen großen Auftritt und trifft heute mit Leo XIV. zusammen. Anlass ist eine Klima-Konferenz im Geist von Papst Franziskus.
01.10.2025, 09 Uhr
Guido Horst

Kirche

Die Mechelner Gespräche waren revolutionär: Anglikaner und Katholiken sprachen über mögliche Wiedervereinigung. Belgiens Katholiken würdigten nun den Meilenstein der Ökumene.
14.10.2025, 16 Uhr
Thomas Philipp Reiter
Geboren mit einem Arm, von den Klöstern zunächst abgelehnt, gründete die selige Venezolanerin Carmen Elena Rendíles Martínez eine Ordensgemeinschaft: die „Siervas de Jesús“.
14.10.2025, 11 Uhr
Claudia Kock