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Synodaler Prozess: Mehr Basis, weniger Gremiendschungel

Wenn Desinteresse nicht zum Leitmotiv beim Thema Synodalität werden soll, ist die Mitarbeit aller gefragt, keine maximale Gremienverehrung. Das Erzbistum Köln macht es vor.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki
Foto: IMAGO / Bonn.digital | Von einer maximalen Gremienvermehrung auf dem synodalen Prozess war in Rom nie die Rede, wohl aber von der Mitarbeit aller. Das Erzbistum Köln macht es vor.

Bei den Beratungen des Synodalen Ausschusses wird ein offensichtliches Phänomen bisher eisern ausgeblendet: Die Überstrukturierung des deutschen Katholizismus hat die Vitalität des Glaubens nicht befördert, im Gegenteil: Immer mehr Gremien können vom Rückgang des Sonntagsmessbesuchs und der Abkehr vom christlichen Glauben nicht ablenken.

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Gut, dass das Erzbistum Köln dem Gremiendschungel keinen Vorschub leistet und der Diözesanpastoralrat in dieser Woche als Synodenteam berufen wurde. Denn die Schaffung immer neuer Synodalgruppen diskreditiert nolens volens die bestehenden. Wer, wenn nicht die etablierten Räte, sollte die Qualifikation und Erfahrung nachweisen können, um die Umsetzungsphase der Weltsynode mitzutragen?

Nicht die leiseste Ahnung, was der Synodale Ausschuss ist

Der aufgesetzte Elitismus kleiner neuer Gremien signalisiert den Ortskirchen eher Basisferne als Synodalität – sofern sie überhaupt etwas von deren Existenz mitbekommen. Nach wie vor hat ein Großteil der Kirchgänger nicht die leiseste Ahnung, was der Synodale Ausschuss ist, wie er sich zusammensetzt und welche Aufgaben die geplante Synodalkonferenz übernehmen soll. Soll das Desinteresse in den Gemeinden, das sich schon in den ersten Umfragen zum Thema Synodalität abzeichnete, zum Leitmotiv werden?

Papst Leo wird den Synodalen Prozess seines Vorgängers fortsetzen, und die Weltkirche ist gut beraten, ihm genau zuzuhören. Von einer maximalen Gremienvermehrung war in Rom nie die Rede, wohl aber von der Mitarbeit aller. Das Erzbistum Köln macht es vor.

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