Kommentar um "5 vor 12"

Das war kein heldenhafter Rücktritt in Osnabrück

Ein Vorbild ist Bischof Bode nicht. Auch der Rücktritt wird begleitet von Schweigen und Taktieren. Die Folgen dieser Handlungen werden andere tragen müssen.
Bischof Bode hat auch bei seinem Rücktritt mit Schweigen und Taktieren agiert
Foto: Friso Gentsch (dpa) | Franz-Josef Bode hat auch bei seinem Rücktritt mit Schweigen und Taktieren agiert. Das war kein vorbildlicher Abgang.

Der Beifall, den der ehemalige Bischof von Osnabrück am Tage seines Rücktritts bekam, war ebenso laut, wie er unberechtigt war. Es war die Rede davon, dass nun endlich ein Bischof die persönliche Verantwortung übernommen hat. Doch hat er das wirklich? Am 21. Januar hatte der Bischof von Osnabrück Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Das hatte er zuvor mehrfach öffentlich abgelehnt. Noch am 12. Januar, neun Tage vorher, hatte er es als Teil seiner Verantwortung bezeichnet, dem Papst nicht seinen Rücktritt anzubieten.

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Der Sinneswandel kam schnell. Die Signale aus Rom auch. Bereits im Februar hatte Bode aus Rom die Information, dass der Rücktritt angenommen werde. Fast zynisch erscheint es, dass der damalige Bischof von Osnabrück am 27. Januar eine Meldung von Betroffenen unkommentiert ließ, dass der Vatikan auf die Anzeige gegen Bode trotz Fristablauf nicht reagiert habe. Das war sechs Tage, nachdem er seinen Rücktritt angeboten hatte. Trotz seines Wissens, dass der Rücktritt angenommen werden wird, verblieb er im Präsidium des Synodalen Weges. Ferner führte er schnellstmöglich noch eine Reihe von Reformschritten in seinem Bistum ein.

Bischöfe sind keine Politiker

Wirkliche Verantwortungsübernahme sieht eindeutig anders aus. Es ist hinsichtlich des Bischofsamtes ohnehin zu fragen, ob Rücktritte wie bei Politikern wirklich als Übernahme von Verantwortung anzusehen sind. Die Kirche kennt andere Möglichkeiten. Statt um Entpflichtung von seinem Amt zu bitten und nun nach dessen Annahme den Ruhestand zu genießen, hätte er auch um einen Koadjutor bitten können. In Osnabrück hat man Erfahrung damit. Bode zeigt sich erneut als Meister des populistischen Taktierens und Verschweigens. Schon im Jahr 2010 warf er sich wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch vor dem Altar seines Domes in den Staub und gelobte Besserung. Wieviel das Gelöbnis wert war, zeigte jüngst das Gutachten der Universität Osnabrück. Es hatte sich nichts verbessert.

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Andere werden es ausbaden

Dafür stellte sich der bis dahin als gemäßigt geltende Bischof an die Spitze der Revolution und forderte unter anderem Frauenweihe und Lockerung des Zölibats. Das war billig, denn kein deutscher Bischof kann so etwas versprechen. Aber es machte sich gut für die Publicity. Plötzlich war der Bischof aus der Schusslinie und wurde zum Vorreiter für sogenannte Reformen. Als Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz und Vizepräsident des Synodalen Weges konnte er sich auch dort als großer Reformer ins Rampenlicht bringen. Er erlag dem Irrtum, man könne damit von eigenem Versagen ablenken.

Es ist im Grunde nur schlimmer geworden. Viele der Reformversprechen, die als Tiger in Frankfurt abgesprungen sind, werden in Rom als Bettvorleger landen und als Enttäuschung ins Herkunftsland zurückkehren. Den Folgen der von ihm mitzuverantwortenden Enttäuschungen hat sich Franz-Josef Bode nun durch seinen Rücktritt ebenfalls entzogen. Das kann der Nachfolger ausbaden. Es ist völlig unverständlich, wie man den taktischen und lange verschwiegenen Rücktritt des nun ehemaligen Bischofs von Osnabrück als vorbildlich hinstellen kann. Angesichts der schnellen Annahme aus Rom, während bis dato alle Rücktritte abgelehnt wurden, ergibt sich zudem eine Einschätzung, wie man den Fall Bode in Rom beurteilt.

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