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Bode: Verantwortung als Bischof nicht gerecht geworden

Papst nimmt Rücktritt des Osnabrücker Bischofs an. Gegen Bode lag seit Monaten eine Anzeige wegen Pflichtverstößen im Umgang mit Missbrauch vor.
Bischof Bode zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück
Foto: Friso Gentsch (Deutsche Presse-Agentur GmbH) | Der dienstälteste deutsche Diözesanbischof, der 1991 die Bischofsweihe empfangen hatte und seit 1995 das Bistum Osnabrück leitete, gehört zu den radikalsten Verfechtern des Synodalen Wegs.

Papst Franziskus hat heute den überraschenden Rücktritt des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef Bode angenommen. Gegen den stellvertretenden Vorsitzenden der Deutsche Bischofskonferenz (DBK), der dem Synodalpräsidium des „Synodalen Wegs“ angehörte, liegt seit Monaten eine kirchenrechtliche Anzeige des Norddeutschen Betroffenenbeirats wegen Pflichtverstößen im Umgang mit Missbrauchsfällen vor.

Eher die Täter als die Betroffenen im Blick gehabt

In einer Stellungnahme erklärte Bode, im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe "auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt". Er habe Fälle "falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manche falsche Entscheidung getroffen". Seiner Verantwortung als Bischof sei er an diesen Punkten nicht gerecht geworden. Der im September vergangenen Jahres veröffentlichte Zwischenbericht zur Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt im Bistum Osnabrück habe ihm dies noch einmal deutlich vor Augen geführt. Wörtlich erklärte Bischof Bode: "Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern und kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten."

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Insgesamt habe er das Ausmaß der Irritationen, insbesondere in der Mitarbeiterschaft des Bistums, unterschätzt, so Bode weiter. Gleichzeitig zeigte er sich überzeugt, dass man in den vergangenen 28 Jahren im Bistum Osnabrück gemeinsam auch "wichtige Weichen gestellt" habe, "die den Weg in die Zukunft weisen".

Bätzing: Großes Bedauern und Respekt

In einer Pressemitteilung der DBK heißt es, der Konferenzvorsitzende, Bischof Georg Bätzing, habe das Rücktrittsgesuch mit „großem Bedauern und Respekt“ zur Kenntnis genommen. „Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutsche Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen", schreibt Bätzing in einem Brief an Bode.

Darin geht der Limburger Bischof auch auf jenen Aspekt ein, der einer von mehreren Gründen für den erbetenen Rücktritt vom Amt des Bischofs von Osnabrück war. Mit dem heutigen Rücktritt übernehme Bischof Bode „auch Verantwortung für das Dich wie uns alle seit langem begleitende Thema des sexuellen Missbrauchs in der Kirche.

Seit 2022 mit Rücktrittsforderungen konfrontiert

Bode wird seit der Veröffentlichung eines Missbrauchsberichts für das Bistum Osnabrück im Jahr 2022 mit Rücktrittsforderungen im eigenen Bistum konfrontiert. Im Dezember 2022 hatte der Norddeutsche Betroffenenbeirat die kirchenrechtliche Anzeige gegen den heute 72-jährigen Bode beim Metropoliten des Bistums Osnabrück, dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße eingereicht. 

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Der Vatikan reagierte bisher mit einer Eingangsbestätigung. Bode selbst hatte es bisher allerdings stets abgelehnt, seinen Rücktritt einzureichen. Er begründete seine Weigerung damit, dass es Teil seiner Verantwortung sei, die Dinge zum Besseren zu führen. Er habe vieles falsch gemacht, doch er habe noch Zeit, neues Vertrauen aufzubauen.

Der dienstälteste deutsche Diözesanbischof, der 1991 die Bischofsweihe empfangen hatte und seit 1995 das Bistum Osnabrück leitete, gehört zu den radikalsten Verfechtern des Synodalen Wegs. Das Bistum Osnabrück hatte als erste deutsche Diözese Konsequenzen aus den kirchenrechtlich nullwertigen Beschlüssen der fünften Synodalversammlung gezogen und Mitte März neue Segensfeiern für Paare, die sich lieben, die Taufe durch Laien sowie die Einführung der Laienpredigt im Gottesdienst angekündigt.  DT/reg/mlu

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