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Overbeck: Postsäkulare Welt braucht verheiratete Priester

Nach der Weltsynode schwanken die Bewertungen der Teilnehmer zwischen Evaluation und Sensation. Der Essener Bischof Franz-Joseph Overbeck will nun „nach vorne weitergehen“.
Abschlussmesse der Weltsynode, Papst
Foto: IMAGO/IPA/ABACA (www.imago-images.de) | Und nun? Nach der überraschenden Veröffentlichung des Abschlussdokuments ohne nachsynodales Lehrschreiben gehen die Folgerungen auseinander - nicht zuletzt in der deutschen Bischofskonferenz.

Nach dem Ende der römischen Weltsynode und der überraschenden Entscheidung des Papstes, kein nachsynodales Schreiben zu veröffentlichen, dafür aber das Abschlussdokument der Synode zu veröffentlichen, freilich ohne es offiziell zu „approbieren“, sind Bischöfe und Laienorganisationen uneins in Ihrer Bewertung der Folgen der Synode. Der „Generalrelator“ der Synode, der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, sagte gegenüber Vatican News, sofortige Veränderungen im Leben der Katholiken seien nicht zu erwarten. Mit der Zeit würden die Gläubigen jedoch eine Kirche zu sehen bekommen, „in der sie zählen, in der ihre Talente, Begabungen und Lebenserfahrung wichtig seien, weil sie zum Volk der Getauften gehörten“.

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Die deutschen Bischöfe, die an der Synode teilnahmen, erklärten in einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung, am Ende der Synode seien viele Türen offen, und „offene Türen laden ein, hindurchzugehen“. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing fügte in einem persönlichen Statement hinzu, die Synode habe „zwar zaghaft, aber (…) doch unumkehrbar“ „Elemente einer künftigen Kultur der Synodalität beschrieben“, die „dem hierarchischen Element in der katholischen Kirche ein Element der Verantwortung und Mitwirkung aller Gläubigen zur Seite stellt“. Und weiter: „Ich bin zuversichtlich, dass damit der Wunsch der Kirche in Deutschland, synodale Beratungsstrukturen auch auf der nationalen Ebene auf Dauer zu stellen, durch die Ergebnisse der Weltsynode Rückenwind bekommen. Dann hätte sich die viele Arbeit, die viele Gläubige in diese Weltsynode investiert haben, wahrlich gelohnt.“

Overbeck: „Avanti tutti!“

Stürmischer fiel das persönliche Statement des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck aus, der schreibt, der Weg müsse „nun nach vorne weitergehen“. Beim Stichwort „Partizipation“ setzten „viele unserer Bistümer bereits lange völlig selbstverständlich Akzente“. Darauf habe die Synode verwiesen, wenn sie feststelle, die Frage nach dem Frauendiakonat bleibe offen. Ähnlich gelte es auch „voranzugehen bei der Frage nach dem Zugang zum Priestertum“; unsere „postsäkulare Welt“ brauche „auch einen Klerus mit zölibatär lebenden und verheirateten Priestern.“ Overbeck weiter: „In diesem Zusammenhang wird zudem deutlich, wie sehr die Bedeutung von Gender und gelebter Sexualität in ihrer Vielfalt zu uns allen gehört und anzunehmen ist.“ Das Statement schließt mit den Worten, die Synode ermutige „mit viel Gott- und Menschenvertrauen“ zu einem „Ruck nach vorne“: „Auf Italienisch heißt das kurz und bündig: ,Avanti tutti!’“

Inhaltlich ähnlich äußerte sich die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp. Das Vorgehen des Papstes sei eine „kleine Sensation“, durch den Verzicht auf ein nachsynodales Schreiben gebe er der Synode eine „große Bedeutung im synodalen Prozess“. „Die Beschlüsse sollen in der Weltkirche direkt umgesetzt werden“, befindet Stetter-Karp in der Mitteilung des ZdK. Angesichts der Behandlung der vieldiskutierten Frage des Frauendiakonats gab sich Stetter-Karp jedoch enttäuscht: die „noch immer unveränderte Anthropologie der Kirche, die Frauen für ihre Mütterlichkeit, ihre Leidensfähigkeit und Warmherzigkeit wertschätzt, nicht aber für Fähigkeiten des Führens, des Entscheidens, der Bekleidung kirchlicher Weiheämter“ zeigt für die ZdK-Chefin mangelnden Willen, „die offene Diskriminierung zu beenden“. Für ZdK-Vize Thomas Söding ist das Glas halb voll: „„Es gab den Versuch, den Zugang von Frauen zu Weiheämtern endgültig zu verschließen. Damit kamen jene, die das wollten, aber nicht durch. Und sie werden damit niemals mehr durchkommen.“

Oster: Umgang „richtig schwierig“

Anders sah die Einschätzung des Passauer Oberhirten Stefan Oster gegenüber der österreichichen „Kathpress“ aus. Im Abschlusspapier sei „völlig klar, der ,decision-making’-Prozess bezieht möglichst viele ein, aber der ,decision-taking’-Prozess bleibt der Hierarchie reserviert“. In der katholischen Kirche könnten nur Männer Priester werden, demnach bliebe Frauen die Letztentscheidungsgewalt in der Kirche verschlossen. Nun sei nach der passenden Interpretation dieser Synodenentscheidung zu forschen - dies sei eine spirituelle Herangehensweise.

Dass der Papst das Dokument sofort veröffentlicht habe, mache den weiteren Umgang damit „richtig schwierig“, so Oster im Unterschied zu vielen anderen Teilnehmern. Die Synode sei beim Verfassen davon ausgegangen, dem Papst in dem Dokument Vorschläge zu unterbreiten, aus denen er einen verbindlichen Text mache.

Mehr Rechenschaft in den USA, Warten auf das Kirchenrecht in Österreich

Für den Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist die Entscheidung des Papstes, das Abschlussdokument der Synode sofort zu veröffentlichen, hingegen Ausdruck eines Prozesses der „Umkehr und Bekehrung“, wie er gegenüber der „Kathpress“ äußerte. So repräsentiere Franziskus den „Garant der Weltkirche“ und ermögliche gleichzeitig Vielfalt.

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, wertete es nach Annahme des Schlussdokuments ebenfalls gegenüber „Kathpress“, positiv, dass die Frauenfrage offen bleibe: „Offene Fragen auszuhalten ist nicht sinnlos, wenn sie gemeinsam durchlitten und durchlebt werden.“ Zu weiteren Konsequenzen sagte Lackner, für ihn als Bischof sei es nun „nicht mehr vorstellbar (…) weitreichende Entscheidungen ohne synodale Beratung zu treffen“. Er erwarte hier „auch zusätzliche kirchenrechtliche Bestimmungen“.

Die Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten von Amerika sieht sich ebenfalls in der Pflicht, nach der Synode selbst synodaler zu werden. Wie der „National Catholic Reporter“ berichtet, sprachen sich die Kardinäle Robert McElroy und Blase Cupich dafür aus, ein Synodalitäts-Komitee einzurichten. An erster Stelle der To-Do-Liste stünde eine Evaluation, wie die Bischofskonferenz ihre Ressourcen zuweist. Es gehe darum, dass die Bischofe darüber Rechenschaft ablegten, wie sie eine „synodale, missionarische Kirche“ bauten. Zur Frauenfrage sagte McElroy, dass diese derzeit eher eine kulturelle als eine kirchenrechtliche sei. Hier müsse es einen kulturellen Wandel geben, durch den Hindernisse für die Beteiligung von Frauen am Leben der Kirche entfernt würden. Davon unberührt hoffe er weiterhin, dass das Frauendiakonat kommen werde. (DT/jra)

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