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Moraltheologe Schallenberg: Brauchen „Bekenntniskirche“ statt Staatskirche

Der Moraltheologe Peter Schallenberg sieht die Volkskirche am Ende. Doch sie müsse sich nach katholischen Maßstäben erneuern.
Peter Schallenberg, Professor für für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Peter Schallenberg, Professor für für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn, meint, "die katholische Kirche müsse sich angesichts ihres Endes als Volkskirche reformieren".

Der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg hat der katholischen Kirche in Deutschland dringenden Reformbedarf attestiert. „Die Kirche in ihrer bisherigen Form liegt im Sterben“, schreibt Schallenberg in einem Leserbrief an den im nordrheinwestfälischen Unna erscheinenden „Hellweger Anzeiger“. Die katholische Kirche müsse sich angesichts ihres Endes als Volkskirche reformieren. Das solle sie aber nach ihrem eigenen, apostolischen und sakramentalen Verständnis tun, und sich dabei im „edlen Wettstreit“ gegen andere Modelle messen, so Schallenberg. 

Katholisches Modell umfasst "explizit auch die Tradition des Zölibats"

Der an der Theologischen Hochschule Paderborn lehrende Schallenberg antwortete mit seinem Leserbrief auf einen im „Hellweger Anzeiger“ veröffentlichten Brief an Papst Franziskus. Der 58-Jährige fordert statt einer Staatskirche eine „Bekenntniskirche“. Diese sei die „Gemeinschaft von Menschen, die an Jesus Christus und seine Botschaft der Liebe Gottes, seines Vaters, glauben, und diesen Glauben in ihrem Leben umsetzen wollen.“

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Innerhalb des Christentums gebe es zwei Kirchenmodelle, das katholische und das protestantische. Laut Schallenberg gehöre zum katholischen Kirchenmodell „explizit auch die Tradition des Zölibats“. Diese sei „nicht als Herabsetzung der Sexualität, sondern als Hochschätzung der Lebensform Jesu und als lebendiger Gottesbeweis“ zu sehen.  

Beide Modelle seien, so Schallenberg, „legitime Alternativen in einem freien Land“. Statt für eine Vermischung der beiden Modelle plädiert der Moraltheologe für einen „edlen Wettstreit auf dem Markt der religiösen oder auch der nicht-religiösen Möglichkeiten“. Schallenberg stellt sich dabei eine Kirche „ohne Brokat und Gold und Eitelkeiten“ vor. Dafür seien Reformen „im Sinne und Willen Jesu, wie ihn die Apostel und die frühen Christen unter Leitung des römischen Papstes verstanden haben“ nötig.  DT/sjd

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