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Menke betont „gelebte, durchbetete und durchdachte Christusbeziehung“ Benedikts

Der emeritierte Papst habe den Adel des Geistes mit dem Glanz der Heiligkeit vereint, meint der Dogmatiker Karl-Heinz Menke.
Benedikt XVI. wollte der Kirche dienen
Foto: Picasa (www.imago-images.de) | Benedikt habe sich wie kaum ein zweiter Theologe von seiner Kirche in Dienst nehmen lassen, schreibt der Dogmatiker Karl-Heinz Menke.

Nach Ansicht des Bonner Dogmatikers Karl-Heinz Menke gehört der am Samstag verstorbene emeritierte Papst Benedikt XVI. zu den überragenden Persönlichkeiten der Kirchen- und Theologiegeschichte. „Er hat den Adel des Geistes mit dem Glanz der Heiligkeit vereint“, schreibt Menke in einer ausführlichen Würdigung Benedikts für die „Tagespost“.

Er wollte der Kirche dienen

Der Emeritus habe seine „gelebte, durchbetete und durchdachte Christusbeziehung in jede Faser seines von den Gebrechen des Alters gezeichneten Leibes“ inkarniert. Wörtlich schreibt Menke: „Wenn ich aufgefordert wäre, seinem Leben und Werk einen Titel zu geben, würde ich die Überschrift ‚Inkarnation des Geistes‘ vorschlagen.“ Die Schriften Joseph Ratzingers würden die „fast übermenschliche Arbeitskraft und Kreativität“ eines Denkers dokumentieren, „der in demselben Maße fruchtbar wie bescheiden war“. Benedikt sei es nicht um die eigene Person, Erfolg oder Publizität gegangen. „Er wollte der Kirche dienen, die Christus als den Weg, die Wahrheit und das Leben bekennt.“

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Weiter betont Menke, der emeritierter Professor für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn ist, Benedikt habe sich wie kaum ein zweiter Theologe von seiner Kirche in Dienst nehmen lassen. „Seine mit Peter Seewald geführten Gespräche dokumentieren beispielhafte Realitätsnähe und zeitdiagnostische Treffsicherheit.“ Eine Theologie, die sich „den Skandal des Kreuzes durch Interpretationen vom Halse hält und das Christentum auf allgemein plausible Lebensweisheiten reduziert“, sei ihm ein Ärgernis gewesen, so Menke.

Ratzingers Theologie bestimmt von "radikaler Christozentrik"

Dabei habe der emeritierte Papst besonders an den „Hochmut staatlich dotierter Theologen“ gedacht, die den Glauben der kleinen Leute verächtlich machen würden. „Nicht sie, so gab er zu Protokoll, sind dumm, sondern die aufgeblasenen Wichtigtuer, die in Vorlesungen und Akademievorträgen, auf Podien und Synoden ein ,modern gewordenes Christentum‘ propagieren.“

Ratzingers Theologie, so Menke weiter, sei bestimmt von einer „radikalen Christozentrik“. Er setzte voraus, dass alles Wirkliche in Schöpfung und Geschichte Ansprache des Schöpfers an den Menschen sei. Menke schreibt: „Deshalb sind die Dinge mehr als die Dinge. Sie sind nicht zu Ende erkannt, wenn man ihre chemische und physikalische Beschaffenheit beschrieben hat. Wenn alles Wirkliche durch denselben Logos erschaffen wurde, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, dann ist irgendwie alles Geschaffene auch eine Aussage über Christus.“  DT/mlu

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