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Das Schisma, das die Bischöfe wollen

Kardinal Gerhard Müller analysiert den Synodalen Weg mit den Argumenten des Theologen Magnus Striet.
Kardinal Müller analysiert den Synodalen Weg mit den Argumenten des Theologen Magnus Striet
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Nach Müllers Ansicht schmeichele sich Striet „etwas süßlich bei den Protagonisten des Synodalen Weges ein, wenn er hinter ihrer Agenda den heldenhaften Kampf für rechtlich abgesicherte Selbstbestimmungsrechte vermutet".

Kardinal Gerhard Müller legt in seinem Beitrag für die „Tagespost“ in aller Klarheit dar, was der Irrtum der Mehrheit der deutschen Bischöfe ist. Der Theologe Magnus Striet, der in einem katholischen Gottesdienst das Credo der Kirche nicht mehr mitbeten könnte, weil er nicht daran glaubt, freut sich über das Schisma in der katholischen Kirche. Für ihn ist es eine Art Fortschritt: Man habe aus den Streitereien in der Kirchen- und Dogmengeschichte nun endlich gelernt, dass es keine geoffenbarte und kirchlich feststellbare Wahrheit Gottes gibt. Demnach gebe es auch und keine sichtbare gesellschaftlich verfasste Kirche, die laut Konzil „in Christus das Sakrament des Heils der Welt ist“. Dies hätten die Vordenker des Synodalen Wegs verstanden, meint Striet, weshalb er sich ganz auf deren Seite stellt. 

Das eigene Fundament zerstören

Deshalb, so schreibt Kardinal Müller in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“, schmeichelt sich Striet „etwas süßlich bei den Protagonisten des Synodalen Weges ein, wenn er hinter ihrer Agenda den heldenhaften Kampf für rechtlich abgesicherte Selbstbestimmungsrechte vermutet. Die würden schon in den liberalen Demokratien praktiziert und müssten nur jetzt noch gegen das Wahrheitsentscheidungsmonopol bischöflicher Hierokraten durchgefochten werden“.

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Indem die Mehrheit der deutschen Bischöfe aber auf dem Synodalen Weg diese postmoderne Neuform eines aufgeklärten Christentums – mit ihren unterschiedlichsten Quellen und Formen von „Offenbarung“ – mit den grünen Kärtchen mehrheitlich durchwinkt, zerstört sie das Fundament, worauf sie steht: Die Tatsache nämlich, dass es eine Wahrheit gibt, die sich in Jesus Christus gezeigt hat und in dem von Papst und Bischöfen gemeinsam ausgeübten Lehramt zum Ausdruck kommt. 

„Beschränkte und verschlagene Bischöfe“

Striet hält den Bischöfen einfach einen Spiegel vor. Sie machen sich zwar zum Wasserträger des Synodalen Wegs, verschließen aber die Augen vor der Erkenntnis, dass es das Ziel der postmodernen und sich aufgeklärt wähnenden Theologie deutscher Zunge ist, die geoffenbarte Wahrheit als „eine Fiktion von geistig beschränkten und trotz ihrer mangelnden Bildung von doch recht verschlagenen Bischöfen und Päpsten“ (Müller) zu enttarnen und sich ihrer zu entledigen.

Diese Selbstkorruption der Mehrheit der deutschen Bischöfe kam sehr gut zum Ausdruck, als der Konferenz-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing den weltkirchlichen Kritikern des Synodalen Wegs mit viel Schaum und Pathos, aber ohne einen Hauch von Bereitschaft antwortete, sich inhaltlich auf die Argumente der Kardinäle und Bischöfe einzulassen. Es ist auch tatsächlich schwer, vor der Weltkirche mit rationalen Argumenten zu erklären, warum man den Ast absägt, auf dem man selber sitzt. 


Korrektur: Ein Zitat in der Mitte dieses Kommentars wurde anfänglich falsch zugeordnet: In der Klammer stand statt "Müller" für einige Stunden der Name "Striet". Dies war ein Versehen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Von der Hybris der deutschen Theologie: Lesen Sie die ausführliche Antwort von Kardinal Gerhard Müller auf den Äußerungen des Theologen Magnus Striet in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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