Offenbar, so schreibt Kardinal Gerhard Müller in der kommenden Ausgabe der „Tagespost“, habe die offizielle Antwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz an die nordische und polnische Bischofskonferenz wie auch zu den Befürchtungen der 74 amerikanischen und afrikanischen Kardinälen und Bischöfe wegen des Synodalen Weges nicht ausgereicht, um den deutschen Führungsanspruch in der Weltkirche durchzusetzen.
Das „Große Striet-Ross des Synodalen Wegs musste daher in den Kampf geworfen werden“, schreibt der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation und meint damit den Theologen Magnus Striet, der auf „katholisch.de“ ein Schisma in der katholischen Kirche nicht nur festgestellt, sondern ausdrücklich begrüßt habe. „Denn nach dem Großen Striet“, so Müller, „ist die geoffenbarte Wahrheit nur eine Fiktion von geistig beschränkten und trotz ihrer mangelnden Bildung von doch recht verschlagenen Bischöfen und Päpsten, welche“, wie es Striet selber ausdrücke, „die hochkomplexe, von Umbrüchen und Transformationen des überkommenen Glaubens gekennzeichnete Geschichte des Christentums, das es immer nur im Plural gegeben hat, nicht kennen beziehungsweise sich durch die von ihnen konstruierte Singularkonstruktion nur jeder Diskussion entziehen wollen.“
Die katholischen Gläubigen mundtot machen
Der Kardinal fordert den Theologen zu mehr Selbstkritik auf: „Der Herr Professor Striet ist nun selbst schon 58 Jahre alt und müsste den Zenit des jugendlichen Stolzes auf seine Hyper-Intelligenz und die Inhaberschaft eines Lehrstuhls überschritten und schon bei ein wenig mehr sokratischer Bescheidenheit angekommen sein: ,Ich weiß, dass ich nichts weiß’. Oder ganz schlicht gesagt: ,Die anderen wissen auch etwas und ich nicht alles oder immer besser.’ Gott, so schreibt Müller weiter, „macht es uns im Lichte seines Geistes möglich, dass wir ihn erkennen, weil er vorher uns erkannt hat. Der geoffenbarte Glaube macht jeden, der ihn annimmt, selig, auch wenn er von theologischen Diskussionen nichts versteht. Die Theologie ist wichtig für die Kirche und ihr Lehramt, aber nicht heilsnotwendig für den Glauben der Einfältigen und Schwachen. Die Gnade genügt.“
Am Kern des Evangeliums vorbei
Jesu Botschaft vom Reich Gottes, das mit seiner Lehre kommt und in Kreuz und Auferstehung geschichtlich verwirklicht wurde, sei dagegen für Striet keineswegs der „Kern des Evangeliums“, erklärt Müller weiter. Das Wesentliche, Vorbildliche und Nachahmenswerte an Jesus sei für ihn allein sein bewusst vollzogenes Schisma mit dem damaligen religiösen Establishment. Damit meine der Theologe nicht das Establishment der deutschen Kirchenfunktionäre mit ihren willfährigen Repräsentanten im Bischofsgewand, sondern „den Papst und die Bischöfe in Einheit mit ihm, denen Christus seine Kirche zu weiden und zu leiten übertragen hat“.
Jesus habe demnach keineswegs sein Blut „für uns vergossen zur Vergebung der Sünden.“ Nur „für seine Kritik an einem ausgrenzenden religiös begründeten Moralismus ist er in den Tod gegangen.“ Allerdings fragt Kardinal Müller: Ob die Deutsch-Synodalen Striet bei ihrem Kampf gegen die repressive Sexualmoral der katholischen Kirche, für die Segnung homophiler Paare und gegen das sakramentale Priestertum und den Zölibat, gegen die hierarchische Verfassung der Kirche und gegen den Lehr- und Jurisdiktionsprimat des römischen Papstes ihrem „schismatischen Jesus“ auch bis in den Tod folgen oder doch lieber die katholischen Gläubigen „mundtot“ machen? DT/gho
Von der Hybris der deutschen Theologie: Lesen Sie die ausführliche Antwort von Kardinal Gerhard Müller auf den Äußerungen des Theologen Magnus Striet in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".