Nach den nordischen sowie den polnischen Bischöfen äußert erneut eine Gruppe internationaler Bischöfe Kritik am Synodalen Weg in Deutschland. Mit „wachsender Sorge“ nehme man den „Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente“ wahr, heißt es in einem Brief von 74 Bischöfen aus den USA, Afrika, Kanada und Australien an ihre deutschen Amtsbrüder. Darin warnen die Unterzeichner, zu denen unter anderen der australische Kardinal George Pell, der amerikanische Kardinal Raymond Burke sowie der südafrikanische Kardinal William Napier gehören, vor einem „unweigerlich drohenden Schisma im Leben der Kirche“.
Synodaler Weg droht, in Sackgasse zu führen
Der Synodale Weg drohe in eine Sackgasse zu führen, heißt es in dem auf den 11. April datierten Brief, der dieser Zeitung vorliegt. Der Ernst der Lage ergebe sich auch aus „der Verwirrung, die der Synodale Weg bereits verursacht hat und weiterhin verursacht“. In dem Schreiben fassen die Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe ihre Bedenken in sieben Thesen zusammen.
Die Unterzeichner erheben unter anderem den Vorwurf, der Synodale Weg untergrabe die Glaubwürdigkeit der kirchlichen Autorität, „einschließlich der von Papst Franziskus, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift“. Auch schienen die Texte des innerkirchlichen Reformprozesses „größtenteils nicht vom Wort Gottes und der Tradition“ sondern „von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie, inspiriert zu sein“.
„Bürokratielastig, zwanghaft kritisch und nach innen gerichtet“
Zudem werfen die Bischöfe dem Synodalen Weg vor, den Begriff der christlichen Freiheit umzudeuten und damit zu schmälern. Freiheit sei nicht gleichzusetzen mit „Autonomie“. Vielmehr sei authentische Freiheit nach der Lehre der Kirche an die Wahrheit gebunden. Das persönliche Gewissen sei jedoch „keine schöpferische Quelle von Wahrheit“.
Kritik üben die Unterzeichner auch am Verfahren des Synodalen Wegs. Dieses sei fast durchgängig von Experten und Ausschüssen bestimmt, „bürokratielastig, zwanghaft kritisch und nach innen gerichtet“. Damit widerspreche das Verfahren Ton und Charakter des Evangeliums. Auch die Fokussierung auf „Macht“ in der Kirche, die die Bischöfe beim Synodalen Weg wahrnehmen, zeuge von einem Geist, „der dem wahren Wesen des christlichen Lebens grundlegend widerspricht“.
Die Bischöfe warnen vor „zerstörerischen Effekten“ des Synodalen Wegs, die „einige Bischöfe und viele, fromme Laien“ dazu bringen könnten, der Idee der „Synodalität“ selbst zu misstrauen. „Dies würde das notwendige Gespräch innerhalb der Kirche über die Erfüllung ihrer Mission zur Bekehrung und Heiligung der Welt schmerzhaft behindern.“
Abfuhr an den Traum vom deutschen Sonderweg
Zu den weiteren Unterzeichnern zählen der nigerianische Kardinal Francis Arinze, der amerikanische Erzbischof Samuel Aquila (Denver), der emeritierte Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, der amtierende Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, der Erzbischof von Kansas City, Joseph Naumann, der texanische Bischof Joseph Strickland und Bischof Thomas Tobin (Providence).
In Deutschland begrüßte die Reform-Initiative „Neuer Anfang“ den Brief bereits und sprach von einer „Abfuhr erster Klasse für den Traum von einem katholischen deutschen Sonderweg“. Der Brief an die deutschen Bischöfe sei „ein Paukenschlag für die Kirche in Deutschland“. DT/mlu
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