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Karmelitinnen von Charkiv: Brief aus dem Exil

Die Karmelitinnen von Charkiv wollen so bald wie möglich wieder in ihr Kloster zurück.
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Foto: IMAGO/Viktor Antonyuk (www.imago-images.de) | Die Unbeschuhten Karmelitinnen mussten aus Charkiv fliehen. Ihre neue (vorübergehende) Heimat ist Tschenstochau.

Während der Krieg die Stadt Charkiv in eine Geisterstadt verwandelt, in der es an Strom, fließendem Wasser und dem Nötigsten fehlt, hoffen die Karmelitinnen von Charkiv darauf, so bald wie möglich in ihr heimisches Kloster zurückkehren zu können. Bisher steht das etwas außerhalb der Stadt gelegene Klostergebäude des Konvents Unserer Frau und Mittlerin aller Gnaden, des heiligen Petrus und Andreas in Pokotylivka nahe Charkiv noch und wurde nicht beschädigt.

Zeichen der Hoffnung hinterlassen

Der Konvent besteht seit 1995 und geht auf eine Initiative des heiligen Papstes Johannes Pauls II. zurück. Die Ordensfrauen beten seit Jahren um Frieden in der Ukraine. Wie viele Bewohner der Stadt mussten sie im Februar fliehen. Als Zeichen der Hoffnung auf eine Heimkehr haben sie ihre Bücher mit persönlichen Notizen und damit ein Stück von sich selbst in ihren Zellen gelassen. Knapp sechs Monate nach Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine schreiben die Schwestern den Freunden des Klosters, dass sie inzwischen in Tschenstochau untergekommen sind.

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Nach ihrer Flucht nach Polen hatten sie zunächst im Konvent der Unbeschuhten Karmeliten in Przemysl in einem separaten Flügel des Konventes ein Übergangsquartier gefunden. Dort warteten sie auf die Fertigstellungen der Umbau- und Renovierungsarbeiten ihres neuen Heims in Tschenstochau. Das unweit der Mauern von Jasna Góra gelegene Haus war einige Monate zuvor von einer religiösen Gemeinschaft verlassen worden. Es gehört nun zum Erziehungs-Zentrum einer apostolisch tätigen Schwesterngemeinschaft, der Józefikti-Schwestern.

"Wir sind in allem sicher und entbehren nichts"

In einem Dankschreiben der Karmelitinnen an ihre Wohltäter, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es: „Wir glauben, dass wir dank der Fürsprache der Seligsten Jungfrau und des heiligen Josef in der Lage sind hier zu leben und hier die Bedingungen vorzufinden, die notwendig sind, damit wir unser Gebet und unsere Mission fortsetzen, aber auch, was für uns wichtig ist, dass wir hier zusammenleben können ohne die Notwendigkeit, uns zu trennen, als ganz separate Gemeinschaft. Jede kann in einer eigenen Zelle leben, wie es unsere Regel vorschreibt. Wir haben eine Kapelle mit dem Allerheiligsten Sakrament, ein Refektorium, eine Küche, einen separaten Raum für das Gespräch und sogar einen Gastraum. Obwohl es ein wenig eng ist und wir ein Stück Garten vermissen, haben wir doch alles, was wir brauchen. Wir sind in allem sicher und entbehren nichts.“

Seit ihrer Ankunft in Tschechstochau Anfang April hätten die Schwestern zahlreiche Geschenke erhalten, auch aus Deutschland. Viele hätten geholfen, das kleine Kloster auszustatten. Die Schwestern versuchen, die Gaben mit denen zu teilen, „die es nötiger brauchen, als wir“. Nach wir vor steht das Gebet für den Frieden im Mittelpunkt ihres Lebens: „Wir versuchen, unser kontemplatives Leben mit noch größerer Intensität zu leben, indem wir für den Frieden beten. Jeden Tag hoffen wir auf die Nachricht, dass es nun möglich ist, ins Kloster nach Charkiv zurückzukehren“, schreiben die Ordensfrauen.

Der Konvent bete für jene, die Einfluss auf den Verlauf dieses Krieges haben, für die Regierenden und auch für alle Menschen guten Willens, „die vielleicht nicht direkt die Waffen ergreifen aber durch ihre persönliche Bekehrung jeden Tag einen bestimmenden Einfluss darauf haben, wie sich die Geschichte dieses Krieges und der Welt im Ganzen entwickeln wird.“


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